Künstliche Intelligenz (KI)

Stadt 2024: In der Dorstener Innenstadt ist die KI-Überwachung keine Option

Künstliche Intelligenz überwacht in Gelsenkirchen Orte, an denen es oft Ärger gegeben hat. Die Verwaltung erklärt, ob dies in der Dorstener Innenstadt möglich wäre. Das Trampolin an der Ecke Klosterstraße/Lippestraße in Dorsten hat einen Durchmesser von gut einem Meter. Dort, wo tagsüber Kinder hüpfen, treffen sich abends und nachts junge Menschen. Oft trinken sie Alkohol, den sie im naheliegenden Kiosk gekauft haben, verursachen Dreck, sind laut und pöbeln Passanten an. Davon berichtete eine Anwohnerin gegenüber dieser Redaktion. Und sie habe beobachtet, wie mit Drogen gedealt wurde. Die Polizei sei über die Situation im Bilde, sagte Polizeisprecher Andreas Lesch im August. Er bestätigte, mehrere Alarmierungen wegen Lärms. Drogenhandel sei indes nicht festgestellt worden.
In der Politik sorgte die Situation in der Innenstadt derweil für Diskussionen. Vor allem, als SPD-Ratsherr Friedhelm Fragemann sich erneut dafür aussprach, neuralgische Punkte per Videokamera überwachen zu lassen. Da dafür die rechtliche Grundlage fehle, wurde der Antrag allerdings abgelehnt. An der Klosterstraße/Lippestraße liegt kein Kriminalitätsschwerpunkt vor. Zumal, rein wissenschaftliche betrachtet, der Erfolg von Überwachungskameras umstritten ist. So sagte Prof. Dr. Klaus Boers, dass Kamers keine Straftaten verhindern könnten. Wirkungsvoller sei die Technik nur, wenn sie ein zusätzliches Auge für Einsatzkräfte sei und die Polizei dann direkt eingreifen könnte. Schnell eingreifen, das können die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes in Gelsenkirchen, seitdem 2022 eine Überwachung mithilfe von Künstlicher Intelligenz erprobt wurde. Denn an einigen Stellen in Dorstens Nachbarstadt hat es in der Vergangenheit vermehrt Ärger gegeben.
Die KI registriert, wenn sich Menschen unerlaubt, zum Beispiel in Abend- oder Nachtstunden, auf überwachten Flächen aufhalten. Die Leitstelle schickt daraufhin den KOD, der vor Ort nach dem Rechten sieht. Wäre diese Technik eine Möglichkeit, um die Situation an der Klosterstraße/Lippestraße zu entspannen? Nein, lautet die Antwort der Dorstener Stadtverwaltung. Stadtsprecher Ludger Böhne nennt die Gründe dafür. Das in Gelsenkirchen installierte System sei „nur in der Lage, größere Räume und Flächen zu überwachen, nicht aber einzelne Punkte wie ein Mini-Trampolin“.

Überwachung außerhalb der Nutzungszeiten

Gedacht sei die KI-Überwachung für Flächen und Einrichtungen, „auf denen der Aufenthalt grundsätzlich zeitlich begrenzt oder verboten ist“. Das wäre beispielsweise auf Schulhöfen oder Spielplätzen außerhalb der Nutzungszeiten der Fall. Solche Zeiten gibt es im Fall des Trampolins in der Dorstener Innenstadt nicht. Dementsprechend unrealistisch sei dort die Installation der KI-basierten Überwachung. Hinzu käme, dass „der Ordnungsdienst einer großen kreisangehörigen Stadt wie Dorsten nicht mit dem KOD einer kreisfreien Großstadt vergleichbar“ sei. Und weiter: „Die für eine solche Technik relevanten Zeiten liegen außerhalb unserer regulären Dienstzeiten, Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 18 Uhr.“
Zum Vergleich: In den Sommermonaten ist der Gelsenkirchener KOD täglich – und damit auch am Wochenende – von 7 bis 23 Uhr im Einsatz, im Winter von 7 bis 22 Uhr. Hinzu komme, dass der Dorstener KOD – anders als der KOD in Gelsenkirchen – nicht über eine (Feuerwehr-)Leitstelle verfüge, „in der Meldungen dieses Systems aufgenommen und verarbeitet werden könnten.“


Quelle: jp in DZ vom 13. September 2024

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