Mit Mut und Bekenntnis widerstand der Pfarrer dem NS-Regime
1905 in Neukirchen/Rhld. bis 1999 in Gelting; evangelischer Pfarrer. – Er war in Zeiten der schlimmsten Bedrängnis ein mutiger Mann. Denn er schloss sich und seine evangelische Gemeinde in Holsterhausen der „Bekennenden Kirche“ an, um dem kirchenfeindlichen NS-Regime standzuhalten. Gestapo-Spitzel hörten von da an seine Predigten mit und durchsuchten mehrmals Kirche und Wohnung. Da sie ihm letztlich nichts anhaben konnten, wurde der Pfarrer zum Kriegsdienst an die Ostfront eingezogen.
Nachfolger des nationalsozialistischen Pfarrers Arthur Paeschke
Erst 29-jährig kam Ernst Krüsmann 1934 als Pfarrer nach Holsterhausen. Er trat dort die Nachfolge des nach Karow/Brandenburg versetzten Pfarrers Arthur Paeschke an, der im Dienste der Nationalsozialisten seit Jahren NSDAP-Parteiredner in Dorsten und im Lipperland war und somit die Gemeinde spaltete. Daher war es Anliegen des neuen Pfarrers, die Gemeinde wieder zu einen. Noch im ersten Amtsjahr unterstellte Pfarrer Krüsmann die Gemeinde der „Bekennenden Kirche“. Er schrieb:
„Ein Gefühl der Erleichterung und Freude ging durch die Holsterhausener Pfarrgemeinde, als wir die Theologische Erklärung der Barmer Bekenntnissynode vom März 1934 uns zu eigen machten. […] Es war kein Geheimnis, dass die Bergarbeitergemeinde Holsterhausen in ihrer Mehrheit kein Parteigänger der NSDAP war.“
Krüsmann wurde daraufhin des Öfteren von der Gestapo verhört, das Pfarrhaus vom Keller bis zum Speicher nach verbotenen Schriften und Nachrichten der Bekennenden Kirche durchsucht. Allerdings ohne Erfolg. Die Beamten entschuldigten sich bei Krüsmann. Öffentlich bekannte Krüsmann in einer von der Gestapo mitgehörten Predigt: „Ein an Christus glaubender Jude steht mir näher als der blondeste SA-Mann, der Heide ist.“ Pfarrer Krüsmann musste ab 1941 als Soldat an die Ostfront. 1948 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien zurück und die Gemeinde fand zu einem Neuanfang. Bis 1953 blieb Pfarrer Krüsmann in Holsterhausen. Danach trat er eine Pfarrstelle in einem Bielefelder Neubaugebiet an. Er wurde 1970 emeritiert und verzog ins niedersächsische Gelting. Er starb 1999 mit 94 Jahren in einem Seniorenheim an der Ostsee.
Quellen:
Wolf Stegemann in „Dorsten unterm Hakenkreuz. Kirche zwischen Anpassung und Widerstand“, Band 2, 1984. – Wolf-Dietrich Rienäcker in „Holsterhausener Geschichten“, Band 1, 1999.