Kriegsspuren

Lauf- und Schutzgräben im Freudenberger Wald bei Holsterhausen

Noch sichtbare Lauf- und Schutzgräben in dem Wäldern am Freudenberg

Wer in den Wäldern rund um die Kreuzung B 59 und B 224 an der Grenze von Dorsten-Holsterhausen nach Schermbeck bzw. Erle spazieren geht, stößt mitunter noch auf Spuren des letzten Kriegs. Es sind vor allem Laufgräben, die damals mit Tannenzweigen und Ästen bedeckt waren. Holsterhausener suchten in den letzten Kriegswochen dort Schutz vor den Bombenangriffen der Alliierten. – Ende Februar und Anfang März 1945 regnete es immer wieder Flugblätter vom Himmel, welche die Zerstörung von Dorsten anzeigten. In deutscher Spra­che stand dann darauf: „Verlassen Sie die Stadt!“ Viele Einwohner von Holsterhausen machten in jenen Tagen von dieser Aufforderung Gebrauch. Die Frage aber war, wohin nur? Viele zog es in die Wälder rund um den Freudenberg. Im Schutz dichter Tannen- und Kiefernwaldungen wurden Laufgräben aus­gehoben und mit Tannenreisig bedeckt. Manche zogen nur am Tag dorthin, andere blieben auch nachts. Viele Kampfbomber-Verbände flogen hoch über Holsterhau­sen hinweg und zogen weiter in Richtung Industriege­biet. Es schien zunächst so, als sollte die Bombardierung der Stadt nicht mehr stattfinden. Gregor Duve, damals ein Kind von acht Jahren, erinnert sich: „Trotz einer gewissen Ner­vosität und Anspannung war mit fortschreitender Zeit eine mono­tone Gelassenheit zu verspüren. Man war eben im Krieg routinier­ter geworden, man lebte mit ihm. Dann aber kam der 22. März 1945. Dieser Tag war ein herr­licher Frühlingstag. Er ragte noch heraus mit seiner Wärme aus dem außergewöhnlich war­men Spätwinter und beginnen­den Frühjahr. Die Krokusse und Primeln blühten schon in den Gärten, und die Grasnarbe der Wiesen stand schon im satten Grün. Dass es der letzte Tag der Altstadt von Dorsten werden soll­te, ahnte man zunächst noch nicht. Wie bisher waren viele Holsterhausener mit oder ohne Handwagen in die nahen Freudenberger Waldun­gen gezogen. Die karge Verpflegung für den ganzen Tag wurde wie immer mitgeführt. Um 14.30 Uhr heul­ten im Süden die Sirenen auf. Bang fragten sich die Menschen: Trifft es diesmal Dorsten? Viel­leicht auch Holsterhausen? Es kam an diesem Tag so, wie es sich schon seit Wochen vorher angedeutet hatte. Schon fie­len die ersten Bomben. Aus dem Wald heraus sah man es nicht, aber man hörte sehr deutlich die Einschläge. Als man später am Tag nördlich vom Gehöft Budde aus dem Wald heraus trat, sah man, dass die Bombenge­schwader ,ganze Arbeit’ geleistet hatten. Das erste sonst sichtbare Zeichen, der Turm der Agathakirche, stand nicht mehr und über der Stadt lag eine dichte Rauch­wolke. Man war schon froh, dass es den Kern von Hol­sterhausen nicht getroffen hatte. Trotz dieser Zerstö­rung, suchte man auch in den folgenden Tagen die Unterkünfte im Freudenberger Wald wieder auf. Bis schließlich am 27. März 1945 die Alliierten in Holsterhausen einrückten. Noch lange Zeit nachher erinnerten die Gräben am Freudenberg an diese schreckliche Zeit.“

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