Hochburg der Krankmeldungen - Rücken- und psychische Erkrankungen
Der Kreis Recklinghausen ist eine Hochburg der Krankmeldungen. Das geht aus dem „Gesundheitsreport 2016“ der Krankenkasse DAK hervor. 2015 waren im Jahresdurchschnitt jeden Tag von 100 DAK-Mitgliedern 5,2 arbeitsunfähig. 2014 waren es noch 5 Prozent. In den Städten Bottrop und Gelsenkirchen waren es 2015 so0gar 5,6 Prozent. Der Landesdurchschnitt lag bei 4,1 Prozent. Woran das liegt, ist nicht erforscht. Experten sehen jedoch einen Zusammenhang mit den Wirtschafts- und Sozialstrukturen im Kreis Recklinghausen, wo Arbeitsplätze überwiegen, die körperlich stark belasten. Mit 22,9 Prozent stehen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems mit Rückenschmerzen ganz oben. Die Häufigkeit dieser Beschwerden liegt im Kreis bei 34 Prozent höher als im NRW-Durchschnitt. Auf Platz zwei folgen mit 20,3 Prozent psychische Erkrankungen, wobei chronische Rückenschmerzen häufig auch psychische Ursachen haben können. Es folgen Erkrankungen des Atmungssystems (13,3 Prozent), Verletzungen (10,7 Prozent), Krankheiten des Verdauungssystems (5,5 Prozent), des Kreislaufsystems (5,3 Prozent), Tumorerkrankungen (4 Prozent), Erkrankungen des Nervensystems (Augen und Ohren, 4 Prozent), Infektionen (3,4 Prozent) und Sonstiges mit 10,6 Prozent. Frauen sind häufiger krank als Männer und mehr von Tumoren (Brustkrebs) betroffen. Und wenn ein Kind in der Familie erkrankt, sind es meist die weiblichen Arbeitnehmer. Die sich darum kümmern und für ein paar Tage zu Hause bleiben.
DAK: Steigender Krankenstand 2023: 24 Krankheitstage pro Arbeitnehmer
Die bei der DAK-Gesundheit versicherten Beschäftigten im Kreis Recklinghausen kamen 2023 im Durchschnitt auf rund 24 Krankheitstage pro Kopf. Der Krankenstand in der Region lag bei 6,7 Prozent. Das bedeutet, dass an jedem Tag durchschnittlich 67 von 1000 DAK-versicherten Beschäftigten krankgeschrieben waren. Das geht aus einer Auswertung der Krankenkasse für das Gesamtjahr 2023 hervor. Im Vorjahr lag die Quote bei 6,2 Prozent. Auf 100 DAK-versicherte Arbeitnehmer kamen nach Angaben der Krankenkasse 2023 insgesamt 2439 Ausfalltage. Das entspricht im Durchschnitt rund 24 Tagen pro Kopf. „Der hohe Arbeitsausfall beeinträchtigt die Arbeitsabläufe vieler Betriebe und Behörden – besonders dann, wenn die Personaldecke durch den Fachkräftemangel immer dünner wird“, kommentiert Mirko Linn, Leiter des Servicezentrums in Recklinghausen, die Ergebnisse. Betriebe hätten in den zurückliegenden Jahren zwar Atemwegs immer mehr im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements getan, aber die Zahlen zeigten, dass das nicht ausreiche. „Wir brauchen in Deutschland eine Offensive für das betriebliche Gesundheitsmanagement.“ Die meisten Ausfalltage gingen 2023 auf das Konto von drei Erkrankungsgruppen: Atemwegserkrankungen verursachten bezogen auf 100 Beschäftigte 454 Krankheitstage. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems waren für 511 Tage je 100 Beschäftigte verantwortlich. Und bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen kamen auf 100 Beschäftigte 402 Tage.
Mehr Krankschreibungen im ersten Halbjahr 2024
Der Krankenstand war im Kreis Recklinghausen im ersten Halbjahr 2024 erneut angestiegen. Das vermeldete zumindest die AOK Nordwest für ihre rund 46.100 erwerbstätigen Versicherten. Laut dem aktuellen AOK-Gesundheitsbericht betrug der Wert 7,7 Prozent, ein leichter Anstieg gegenüber 7,5 Prozent im ersten Halbjahr 2023. Die Arbeitnehmenden im Kreis Recklinghausen fehlten im Durchschnitt an 14 Tagen, verglichen mit 13,6 Tagen im Vorjahreszeitraum. Besonders hoch war der Krankenstand im Februar 2024 mit 8,8 Prozent. Jörg Kock, AOK-Serviceregionsleiter, führt die Zunahme der Fehlzeiten hauptsächlich auf zahlreiche Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten und Erkältungskrankheiten zurück.
Atemwegserkrankungen waren mit 25,1 Prozent die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit, gefolgt von Muskel- und Skeletterkrankungen (14,6 Prozent), Verdauungserkrankungen (7,1 Prozent) und Verletzungen (5,2 Prozent). Die durchschnittliche Dauer einer Krankheitsphase lag im Untersuchungszeitraum bei 11,2 Tagen. Ein Branchenvergleich zeigt, dass der Krankenstand in der Öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung mit 9,5 Prozent am höchsten und in der Land- und Forstwirtschaft mit 4,4 Prozent am niedrigsten war.