Krankenhaus-Reform 2025

Sechs Jahre lang rangen Land, Krankenkassen und Kliniken um die Reform

42 Prozent der Kliniken in NRW sollen keine Hüft-OP mehr anbieten, 74 Prozent kein Leberkrebs behandeln. Die Konzentration soll die Versorgung verbessern. Die Kliniken tragen das mit. – Sechs Jahre haben Land, Krankenkassen und Kliniken um die Krankenhausreform gerungen. Am 1. April 2025 geht sie an den Start, die Kliniken erhalten nun die endgültigen Bescheide. Für bestimmte Leistungsgruppen, etwa in der Kardiologie und Orthopädie, bekommen die Häuser eine Übergangsfrist bis 31. Dezember 2025. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach am 17. Dezember 2024 von einer „historischen Reform“ und erklärte: „Dies wirkt dem ruinösen Wettbewerb der Krankenhäuser um Fallzahlen und Personal entgegen. Gleichzeitig stellt der neue Plan sicher, dass die Patienten in Nordrhein-Westfalen die bestmögliche Versorgung erhalten.“ Die Reform wird die Landschaft stark verändern, vielen Kliniken werden Versorgungsaufträge entzogen, sodass sich Patienten umorientieren müssen. So haben landesweit 214 Krankenhäuser einen Antrag gestellt, künstliche Knie einzusetzen. Doch nur 136 Kliniken erhalten eine Zuweisung. Damit entfallen für die Endoprothetik 36 Prozent der beantragenden Häuser. Ähnlich sieht es bei künstlichen Hüftgelenken aus: Hier haben sogar 236 Kliniken einen Antrag gestellt, aber nur 137 bekommen eine Zuweisung. Fast die Hälfte der Häuser (42 Prozent) geht leer aus. Für Reparaturen an künstlichen Hüften und Knien bekommen nur 39 Prozent den Auftrag.

Für die Behandlung von Leberkrebs landesweit 113 Anträge gestellt

Vor allem dort, wo es um Onkologie und spezialisierte Eingriffe geht, wird konzentriert, damit die Teams zum Nutzen der Patienten auf mehr Fälle und Routine kommen. Für die Behandlung von Leberkrebs wurden landesweit 113 Anträge gestellt, es gibt nur 29 Zuweisungen. 74 Prozent der Häuser gehen leer aus. Für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs gab es 71 Anträge, aber nur 26 Zuweisungen, ein Minus von 63 Prozent. „In der Onkologie konzentrieren wir besonders stark“, sagte Laumann. Eine Krebsbehandlung sei kein Notfall wie ein Schlaganfall. Daher seien hier auch längere Wege zu einer guten Klinik zumutbar. In der Grundversorgung können dagegen weiter 90 Prozent der Bürger in 20 Autominuten eine Klinik erreichen. Kliniken, die wichtig für die Behandlung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen sind, haben fast alle Zuweisungen erhalten. Bei der Interventionellen Kardiologie haben 165 Kliniken einen Antrag gestellt, 141 bekommen den Zuschlag. „Im Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen wurde in der Regel allen Anträgen zugestimmt, die die Mindestkriterien erfüllen“, betonte das Ministerium. „Diese Reform schließt keine Geburtsklinik“, so Laumann.

Die Branche trägt die radikale Reform mit. „Wir sind zum Wandel bereit“

„Die Krankenhäuser stehen nun vor einer Phase, in der vielerorts deutliche und teils auch schmerzhafte Veränderungen umgesetzt werden müssen. Wir sind zum Wandel bereit“, sagt Sascha Klein, Vize-Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Der regionale Bedarf müsse Maßstab der Planung sein, nicht der von unten wegrasierende Algorithmus vom grünen Tisch in Berlin, so Klein mit Blick auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der SPD-Politiker hatte seine Klinikreform unlängst durch den Bundesrat gebracht, sie soll in ein paar Jahren greifen. Laumann dankte CDU, Grünen und FDP im Land für die Mitwirkung. „Ich strebe in Berlin einen Regierungswechsel an, dann werden wir Lauterbachs Gesetz wieder ändern“, sagte er und warnte: „Mit dem Lauterbach-Gesetz wird es auf dem Land keine Versorgungssicherheit geben.“

Planungsvorgaben auch konsequent umgesetzt werden

Auch die Kassen sind zufrieden. „Die Qualität der Versorgung wird für unsere Versicherten spürbar zunehmen. Nun kommt es entschieden darauf an, dass die Planungsvorgaben auch konsequent umgesetzt werden. Jetzt heißt es springen“, sagte Dirk Ruiss, Chef des Ersatzkassenverbands NRW. Springen heißt: Häuser müssen Abteilungen schließen und Personal abbauen, um sie an anderer Stelle zu konzentrieren.

Siehe auch: Notaufnahme Krankenhaus


Quelle: Antje Höning in RN (DZ)vom 18. Dezember 2024

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