Zechenbeamter wurde 1919 von linken Arbeitern in Hervest erschossen
1886 bis 1919 in Hervest-Dorsten; Bürovorsteher. – Sein Leben als Bürovorsteher der Zeche „Fürst Leopold“ war sicherlich nicht aufregend. Doch sein bis heute nicht restlos geklärter Tod am 10. Februar 1919 schlug hohe Wellen, rückte den blassen Zechenbeamten in den Mittelpunkt der politischen Wirren jener Zeit. Otto Kohlmann befand sich gegen 23 Uhr auf dem Heimweg. Etwa hundert Meter östlich der Bahnunterführung an der Halterner Straße hatten zunächst Unbekannte auf ihn geschossen, so dass er von mehreren Gewehrkugeln getroffen zusammenbrach. Er starb auf dem Transport ins Krankenhaus.
Politisches oder privates Motiv? – Das wurde nie geklärt
Der Tatverdacht richtete sich gegen zwei Angehörige des Arbeiter- und Soldatenrates, Eduard Albrecht (19) und Karl Arnold (34), die in dieser Nacht Wachdienst schoben. Über die Motive des Attentats wurden unterschiedliche Aussagen gemacht. Für die Bürgerschaft war offensichtlich, dass politische Beweggründe hinter dem Anschlag standen. Als Mitbegründer des Hervest-Dorstener Bürgerrats gehörte der „kerndeutsche“ Kohlmann zu den „konterrevolutionären Kreisen“, die den Hass der Spartakisten auf sich gezogen hatten. Der „Dorstener Lokalanzeiger“ machte die Spartakisten für den Mord verantwortlich. Angeblich stand Kohlmann an 19. Stelle einer Todesliste der Spartakisten, die es vermutlich gar nicht gegeben hatte. Daher tauchten bald andere Motive auf, die im privaten Umfeld des Erschossenen und des sich später zur Tat bekennenden Karl Arnold zu suchen waren. Es wurde gemunkelt, dass es sich bei der Mordtat um einen Racheakt handelte, motiviert aus Eifersucht wegen einer Liebschaft. Doch die Staatsanwaltschaft wollte einen politischen Hintergrund sehen. Im Juli 1919 wurde den beiden mutmaßlichen Tätern in Essen der Prozess gemacht. Vor Gericht behauptete Albrecht, dass sein Karabiner unter der Unterführung versehentlich losgegangen sei. Kohlmann habe sich erschrocken umgedreht, danach hätten beide, Albrecht und Arnold, geschossen, worauf Kohlmann zu Boden gefallen sei. Arnold gab zu, auf Kohlmann „böse“ gewesen zu sein, weil dieser die Arbeiterwehr entwaffnen wollte. Auf die Frage des Gerichtsvorsitzenden, warum er den Entschluss zum Mord gefasst habe, antwortete Arnold: „Es sollten Beamte erschossen werden.“ Arnold und Albrecht wurden zum Tode verurteilt und später zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Nach Jahren wurden sie amnestiert. Karl Arnold, der eigentliche Täter, endete im Irrenhaus.