Königsmarck, Graf von

Die Stadt Dorsten gab dem Schweden 1650 noch 10.000 Taler mit

1600 in Kötzlin/Prignitz bis 1663 in Stockholm; Heerführer in schwedischen Diensten. – Graf Hans Christoph von Königsmarck war ein Befehlshaber im Dreißigjährigen Krieg, der nach Ende des Krieges die schwedischen Truppen befehligte, die bis zur Entschädigung Schwedens noch in Dorsten und im Vest einquartiert waren. Die Stadt Dorsten musste den Schweden bei ihrem Abzug 1650 noch 10.000 Taler mitgeben. Die Kriege, die Schweden in seiner Zeit als Großmacht des Ostseeraumes führte, brachten vor allem der alten schwedischen Aristokratie und den verdienstvollen Emporkömmlingen einen ungeheuren Gewinnzuwachs. Zu diesen Emporkömmlingen mit Gespür für Beute und gesellschaftliche Anerkennung gehörte auch Graf Königsmarck. Als der schwedische König Gustav Adolf die ihm angedichtete Rolle als Retter des deutschen Protestantismus antrat, wechselte Königsmarck von kaiserliche in schwedische Dienste, was in damaliger Zeit durchaus nicht ehrenrührig war. Viele seiner Kameraden wechselten die Fronten sogar mehrmals.

Aus verarmten märkischen Adel – Im Krieg zu Reichtum gekommen

Feldmarschall von Königsmarck; Gemälde von Matthäus Merian d. J., 1651

Graf von Königsmarck; Gemälde von M. Merian d. J., 1651

Königsmarck war – wie Feldmarschall Graf Holzappel – ein „Sohn der Fortuna“, wie man damals Kriegsgewinnler nannte: Königsmarck, aus verarmtem märkischen Adel stammend, trat als einfacher Reiter in das Heer Wallensteins ein, wechselte 1630 in die Armee des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf über und brachte es zum Feldmarschall. Im letzten Kriegsjahrzehnt zog er als schwedischer Befehlshaber mit seinen „fliegenden Korps“ plündernd durch Westfalen und das Reich. Er siegte mit Turenne 1648 bei Zusmarshausen, eroberte die Prager Kleinseite und raubte auf Befehl Königin Christina von Schweden Prag aus. Er kämpfte u. a. in Sachsen, Westfalen, Böhmen, Pommern, in der Oberpfalz und in Schlesien. Nach dem Krieg war Königsmarck Gouverneur der schwedisch gewordenen Herzogtümer Bremen und Verden und ließ sich in Stade ein Residenzschloss erbauen, das er nach seiner Frau Agathenburg nannte. Bei Ausbruch des Krieges mit Polen wurde er 1656 auf der Seefahrt nach Preußen von den Danzigern gefangen und bis zum Frieden von Oliva 1660 in der Festung Weichselmünde festgehalten. Er bezog eine jährliche Rente über 130.000 Taler, für die damalige Zeit eine ungeheuere Summe. Das im Krieg zusammengeraffte Vermögen, bestehend aus Bargeld, Landgütern und Bankkapital, wurde nach Königsmarcks Tod im Jahre 1663 auf 1,7 Millionen Taler geschätzt. Der alte Haudegen, der in 40 Schlachten und Belagerungen dem Tod glücklich entgangen war, starb an den Folgen einer Hühneraugen-Operation in Stockholm. Begraben wurde er in Stade. – Über ihn schrieb Theodor Fontane im 5. Kapitel seines Buches „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Graf Königsmarck Nachkommen

Zum Schluss noch eine Anmerkung für interessierte Ahnenforscher: der Erfolg scheint der Familie derer von Königsmarck treu geblieben zu sein: wer den Harz besucht und einen Abstecher in die Quedlinburger Stiftskirche unternimmt, wird in der Gruft dieser Kirche die durch Salpeter gut konservierte Mumie einer Aurora von Königsmarck entdecken. Aurora war die Enkeltochter des Grafen Hans Christoph von Königsmarck. Die geistvolle Aurora war eine Zeitlang die Geliebte August des Starken von Sachsen und hatte mit ihm einen Sohn, Moritz von Sachsen. Der 1696 geborene Moritz wurde später vom französischen König Ludwig XV. zum Marschall ernannt. Aurora ging im Jahre 1700 in das Quedlinburger Stift und wurde Pröpstin. Von 1702 bis 1718 hat sie das Stift selbst geleitet. Sie starb 1728. In den1980er-Jahren wurde die Dorstener Ursuline Sr. Paula, die bürgerlich Tisa Gräfin von der Schulenburg hieß, für den Rundfunk interview. Interviewpartnerin war eine Gräfin von Königmarck. Beide, dies ich vorher nicht kannten, stellten fest, dass sie dem märkischen Adel entstammen.


Quelle:
Friedemann Bedürftig „Dreißigjähriger Krieg“, München 1999.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone