Kindertagesstätten-Betreuung

NRW-Familienministerium entwickelte 2024 ein Modell für Quereinsteiger

Laut Familienministerin Josefine Paul (Grüne) gibt es aktuell so viele Betreuungsplätze für Kinder wie nie zuvor. Doch es fehlt Personal. Daher soll ein neues Modell für Quereinsteiger den Mangel abhelfen. Da Anfang August 2024 das neue Kita-Jahr in Nordrhein-Westfalen begann, machte sich vielerorts wieder eine allzu knappe Personaldecke bemerkbar. „Wir haben so viele Kita- und Betreuungsplätze in NRW wie noch nie und die Platzanzahl wächst auch im kommenden Kita-Jahr weiter“, sagte Familienministerin Josefine Paul. Dennoch sei klar, dass gerade im Hinblick auf die Betreuungslücken, die viele Familien belasteten, noch viel zu tun sei. Denn in NRW fehlen rund 28.000 Fachkräfte. Die Investitionsmittel für den Kitaausbau würden im laufenden Jahr noch einmal erhöht, damit dringend benötigte weitere Plätze entstehen könnten. „Jedes Kind soll in die Kita gehen können“, betonte die Grünen-Politikerin. Frühkindliche Bildung sei auch ein entscheidender Baustein für soziale Gerechtigkeit. Man habe erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Kita-Landschaft finanziell zu stabilisieren.
In den letzten fünf Jahren wurden laut Ministerium rund 53.000 neue Betreuungsplätze geschaffen. Im Kindergartenjahr 2024/2025 – es begann am 1. August – verfügt NRW über 764.225 Plätze. Davon sind 543.141 Plätze für die über Dreijährigen und 221.084 Plätze für Jungen und Mädchen unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege. In den Kitas arbeiten aktuell rund 140.000 Menschen, in der Kindertagespflege sind es 15.000 Personen. „Wir sehen einen großen Zuwachs an Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollen“, schilderte eine Ministeriumssprecherin. Im Bereich der frühkindlichen Bildung gebe es so viele Beschäftigte wie nie zuvor, aber der Personalzuwachs könne den gestiegenen Betreuungsbedarf der letzten Jahre nicht auffangen. In NRW gibt es rund 10.700 Kitas. Die Landesregierung arbeite intensiv an Lösungen, um mehr Beschäftigte für die Kitas zu gewinnen, betonte die Sprecherin. Als vielversprechende Maßnahme gehe das Projekt „Qualifizierter Quereinstieg in die Kinderbetreuung“ (QiK) nun an den Start. Das Ausbildungsmodell biete teilnehmenden Kommunen neue Möglichkeiten im Personaleinsatz. Es ziele darauf ab, die Qualitätsstandards in der frühkindlichen Bildung sicherzustellen und mehr Personen einen beruflichen Einstieg in die Kita zu ermöglichen.

Quereinsteiger: Zweijährige berufsbezogene Fortbildung über zwei Jahre

Mit QiK sollen Menschen ohne pädagogische Ausbildung nach einer kurzen Anfangsqualifikation von 120 Unterrichtsstunden schnell in den Kitas eingesetzt werden und dort zwei Jahre lang berufsbegleitend Fortbildungen – mit weiteren 360 Unterrichtsstunden – absolvieren. „Danach kann eine Kinderpflege-Ausbildung aufgenommen werden, die jedoch um ein Jahr verkürzt werden kann.“ Also ein Jahr statt zwei Jahre. Das Land übernimmt früheren Angaben zufolge einen Zuschuss von 80 Prozent der Personalkosten.
Laut FDP-Landtagsfraktion sind deutliche Nachbesserungen erforderlich. Über die Kosten sei im Vorfeld keine Klarheit zwischen Land und Kommunen geschaffen worden. Die Stadt Aachen als eine von zunächst vier geplanten Modellregionen sei schon ausgestiegen. Laut Ministerium wird der Start des Programms in den teilnehmenden Kommunen derzeit noch organisiert. „Einige starten dabei zum Kindergartenjahr 2024/25, andere werden zu einem späteren Zeitpunkt in das Programm einsteigen.“
Problematisch für die Familien sind kurzfristige Reduzierungen der Betreuungszeiten oder tageweise Schließungen infolge von Unterbesetzungen. Laut Ministerium gab es etwa im März 2352 Meldungen aus 1015 Kitas – in gut 1000 Fällen wurden dabei gekürzte Betreuungszeiten gemeldet und in 48 Fällen kam es zu einer vorübergehenden Schließung. Im Juni meldeten 775 Kitas Angebotseinschränkungen wegen Unterbesetzung – auch hier musste überwiegend bei den Betreuungszeiten gekürzt werden.

Siehe auch: Kindertagesstätten (Kitas)
Siehe auch: Kita–Probleme überregional 2024


Quelle: Entnommen DZ vom 30. Juli 2024

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone