Der Dentist und Aquarellist arbeitet nach der Devise: „Sauber und genau“

Jürgen Kaub zeigt Schermbecker Motive in der Reformierten Kapelle; Foto: Elschenbroich (WAZ)
Geboren 1947 in Essen, Zahnarzt und bildender Künstler in Dorsten. – Wenn er in Holsterhausen nicht Zähne repariert, dann malt und zeichnet er. Schon immer. Er ist der erste in seiner Familie, der bemerkte, dass in ihm Kreativität schlummert, die zeichnerisch nach außen drängte. Sein Vater war in Essen-Altsessen Handwerksmeister. Schon in der Volksschule verdutzte er seine Lehrer, als ihm perspektivisches Zeichnen auf Anhieb gelang. So durchzog im Kunstunterricht die Note „sehr gut“ seine gesamten Zeugnisse.
Jürgen Kaub studierte in Köln Zahnmedizin, ging dann als Stabsarzt zur Marine nach Flensburg, anschließend als Assistent nach Essen und Bottrop, bis er sich 1976 als Zahnarzt in Holsterhausen niederließ. Er wohnte die erste Zeit noch in Kirchhellen und nahm dann Anfang der 1980er-Jahre mit seiner Familie auch Wohnsitz in Holsterhausen. Für sein künstlerisches Fortkommen besuchte er viele Seminare und Workshops bei namhaften Künstlern, so dass seine mit Leidenschaftlichkeit betriebene Aquarellkunst schon früh der Professionalität zuzuordnen war. Kaub brachte und bringt nur das zu Papier, was er gesehen hat, denn er ist Realist und kein Phantast. Dieses Sehen ist ihm sein ganzes Leben lang erhalten geblieben. Er malt das, was ihn beschäftigt. Dabei ist er ein scharfer Beobachter. Zu Papier bringt er aber nichts Kritisches. Er zeigt das Positive, das Schöne seiner Umwelt. Kaub ist in dieser Hinsicht ein positiver Realist. Reisen nach Indien, Kanada und in den Mittelmeerraum gaben ihm Impulse. Akkuratesse ist in seinen Bildern meisterlich erkennbar. Dazu kommt eine gewollte Ausgewogenheit der Farben und Flächen. Die Motive sind gut durchkomponiert und konzentriert aufs Papier gebracht. Da ist kein falscher oder unnützer Strich sichtbar. Jürgen Kaub hat seinen eigenen Stil gefunden. OB dieser „Kaub’sche Stil“ irgendwo einzuordnen ist – schwerlich zu sagen. Vielleicht als „expressiv-neoromantisch“, wie Anke Klapsing in der „Dorstener Zeitung“ ihn bezeichnete. Durch die vielen Ausstellungen und Kalender-Veröffentlichungen ist Jürgen Kaub über die Stadtgrenzen bekannt. Mit seiner Genauigkeit des Sehens setzte er zum Beispiel im Monatskalender 2019 des Lions-Clubs die Vielfalt und Schönheit der Stadt um. So manche unschöne Stelle in der Stadt übermalt sein Aquarellpinsel – aber im wahrsten Sinne des Wortes bildlich gesehen.
Ausstelling im Jüdischen Museum Westfalen
Zusammen mit Ingrid Kreytenberg stellte Jürgen Kaub im August insgesamt 20 Bilder im Jüdischen Museum Westfalen aus. Mit seinen provenzalischen Werken möchte er einen Rückzugsort schaffen. Dabei stellt er das Licht ebenfalls in den Fokus. „In meinem Urlaub in der Provence vor zwei Jahren habe ich sehr viele Fotos gemacht. Die Werke, die am Samstag zu sehen sind, sind davon inspiriert“, erzählt der Künstler. In seinen Aquarellbildern können Interessierte Gebäude, Landschaften und die Natur betrachten. Die Farbgebung und Lichtführung plant er genau. Dabei nutzt er vor allem den Komplementärkontrast. Ebenfalls den Bildaufbau plant er, denn die Perspektive soll den Betrachter ins Bild leiten. Seine neuesten Werke fertigte Jürgen Kaub noch vor der Corona-Pandemie auf seiner Italien-Reise durch die Toskana an. Er sammelte dort zahlreiche Inspirationen für neue Motive, aber auch Impressionen, um einige Stücke aus seinem Bestand neu aufzulegen. Unter dem Titel „Lichtblicke“ stellte er sie im Oktober/November 2021 in den Räumen des Künstler-Hofs Jünger in Kirchhellen aus.
Quellen: Wolf Stegemann in RN (DZ) vom 2. Dez. 1982. – Anke Klapsing in DZ vom 21. Mai 2019.