Kaffeepreise explodierten 2024

Steigerung der Rohware um 60 Prozent spüren Verbraucher im Supermarkt

Geringere Ernte und gestiegene Nachfrage: Beim Kaffeepreis mit Stand von Mitte 2024 ging es zuletzt stark nach oben. Und Experten gehen davon aus, dass das so weitergehen wird. Grund ist auch hier der Klimawandel. Die Tasse Kaffee am Morgen ist für viele Menschen in Deutschland unverzichtbar. Allerdings ist der Genuss des beliebten Wachmachers zuletzt deutlich teurer geworden: Auf dem Weltmarkt ist der Kaffeepreis regelrecht explodiert. Statt 1,50 US-Dollar wie noch vor gut einem Jahr werden für Rohkaffee an der Börse inzwischen gut 2,50 Dollar je englischem Pfund Gewicht aufgerufen. Die Maßeinheit ist im Kaffeehandel üblich, sie entspricht etwa 454 Gramm. Die Verteuerung der Rohware um mehr als 60 Prozent bekommen auch deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt zu spüren. Marktführer Tchibo drehte bereits im Frühjahr an der Preisschraube und begründete das mit den gestiegenen Kosten. Dass der Kaffeepreis so stark angestiegen ist, erklärt Branchenexperte Steffen Schwarz, der in Mannheim das Schulungs- und Forschungszentrum „Coffee Consulate“ betreibt, mit dem sinkenden Angebot an Bohnen. „Der Klimawandel ist Haupttreiber dieser Entwicklung“, sagte Schwarz.
In Vietnam, dem wichtigsten Anbaugebiet für die weltweit zweitbeliebteste Kaffeesorte Robusta, setzte in diesem Jahr eine starke Trockenheit den Kaffeesträuchern zu. „Die Pflanze kann mit Wetterkapriolen nicht gut umgehen“, sagt Schwarz. Sie sei zwar robust gegen den Kaffee-Rostpilz, aber nicht gegen Starkregen und insbesondere Trockenheit. Im ebenfalls wichtigen Robusta-Anbaugebiet Indien wiederum sei es zu starkem Regen gekommen. Das führe nicht nur zu geringerer Ernte, sondern auch dazu, dass Wanderarbeiter weiterzögen und es weniger Pflücker gebe, sagt Schwarz.

Die Röstereien bunkern noch einmal Ware – bevor es zu spät ist

Auch bei der wichtigsten Kaffeesorte „Arabica“ sinken die Erntemengen. Wie Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, in einer Analyse schreibt, dürfte die Kaffee-Ernte in Brasilien in diesem Jahr niedriger ausfallen als erwartet. Das südamerikanische Land ist der weltgrößte Produzent und Exporteur der Arabica-Bohnen. Und zuletzt hätten zwei Beratungsunternehmen ihre Ernteprognose gesenkt. „Der Preisanstieg ist auf Sorgen vor einer Angebotsverknappung zurückzuführen“, so Fritsch. Sorgen, die laut des US-Magazins „Bloomberg“ damit zu tun haben, dass es zu niedrigen Temperaturen und vereinzelt sogar zu Frost gekommen sein soll. Zum sinkenden Angebot kommt eine höhere Nachfrage – die nicht zuletzt durch eine Verordnung der Europäischen Union ausgelöst worden sei, glaubt Analyst Fritsch. Ab Ende 2024 soll eine Richtlinie gegen Waldrodung gelten. Die EU-Entwaldungsverordnung sieht vor, dass Rohstoffe und Erzeugnisse nur dann in die Europäische Union gelangen dürfen, wenn für sie kein Wald gerodet wurde. „Dadurch steigt kurzfristig die Nachfrage, bevor diese Richtlinie in Kraft tritt“, schreibt der Rohstoffexperte. Die Röstereien bunkern noch einmal Ware – bevor es zu spät ist.

Höhere Kaffeepreise auch durch Spekulation an den Börsen

Experte Schwarz sieht noch einen anderen Grund für die höhere Nachfrage: In Schwellenländern wie Brasilien, Mexiko oder Indien werde mittlerweile „im großen Stil“ Kaffee getrunken. Brasilien etwa sei mittlerweile der größte Konsummarkt für Kaffee. Auch die Transportkosten steigen. Der Preis für einen Container aus Indien habe vor der Coronapandemie bei 700 Euro gelegen. „Jetzt liegt er eher bei 3000 bis 4000 Euro“, so Schwarz. Und dann ist da noch die Spekulation an den Börsen. Sobald ein Rohstoff knapp werde, würden Trader auf noch höhere Preise setzen, und damit die Dynamik vergrößern, glaubt Schwarz. Beim Ausblick ist er sich mit Analyst Frisch einig: Der Preis werde weiter steigen. – Für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind das keine guten Nachrichten, und auch die Kaffeebauern profitieren nur bedingt. Da sie am Beginn der Lieferkette stünden, gehe der Großteil der Preissteigerung an ihnen vorbei, sagt Schwarz. „Die Farmer können immer noch keine Preise durchsetzen, mit denen sie langfristig zurechtkommen.“


Quelle: Johanna Apel in RN (DZ) vom 25. August 2024

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