Justizvollzugsanstalten in NRW – Personalmangel

Ärzte, Sozialarbeiter, Pfleger: 700 von 9600 Stellen in Gefängnissen unbesetzt

In den nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten (JVA) gibt es nach Einschätzung des Bundesverbands der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) viele offene Stellen. „Es fehlen Hunderte Kräfte in NRW – und das in so ziemlich allen Bereichen“, sagte der Landesvorsitzende, Horst Butschinek. „Am meisten mangelt es im allgemeinen Vollzugsdienst. Aber es fehlen auch Sozialarbeiter, Ärzte und Pfleger. In allen Laufbahnen haben wir ein ganz großes Problem, Nachwuchs zu finden“, betonte Butschinek. Das NRW-Justizministerium bestätigte, dass in NRW derzeit rund 700 von etwa 9600 Stellen in den Gefängnissen unbesetzt sind. Experten wie der BSBD-Vorsitzende führen das auch auf die schwierige Nachwuchsgewinnung zurück, da der Beruf nicht als sehr attraktiv gilt. „Wir haben einen Arbeitnehmermarkt und müssen mit vielen anderen Berufen konkurrieren. Wir haben ein Dreischichtsystem, und auch an Heiligabend muss gearbeitet werden. In der aktuellen Zeit können sich die jungen Leute ihren Job aussuchen, da fast überall Personal fehlt“, so Butschinek.

NRW-Landtagsabgeordneten und des Justizministers zum Thema

Die SPD im Düsseldorfer Landtag kritisierte, dass die Personalausstattung der Justiz einem Schweizer Käse gleiche und grundsätzlich in der Justiz ein großer Mangel herrsche. „Auf allen Ebenen fehlen Leute. Und dort, wo neues Personal ausgebildet werden soll, wie zum Beispiel bei den Referendaren, wird die Zahl der Ausbildungsplätze auch noch gekürzt“, betonte SPD-Justizexpertin Elisabeth Müller-Witt. Bei der FDP spricht man von einer alarmierenden Zahl an unbesetzten Stellen im Strafvollzug. „Wer die Sicherheit in den Justizvollzugsanstalten sowie die Resozialisierung der Inhaftierten ernst nimmt, kann es nicht hinnehmen, dass Hunderte Stellen, darunter Krankenpfleger, Ärzte und Vollzugsbeamte, unbesetzt bleiben“, sagte Werner Pfeil, rechtspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion.

Die Konsequenzen seien gravierend:

Überlastete Bedienstete, steigende Krankheitsausfälle und eine gefährdete Sicherheit innerhalb der Anstalten. „Statt endlich eine wirksame Personaloffensive auf den Weg zu bringen, bleibt Minister Limbach in bloßen Ankündigungen stecken. Es braucht gezielte Maßnahmen zur Personalgewinnung, attraktivere Arbeitsbedingungen und eine zügige Besetzung der offenen Stellen“, so Werner Pfeil. Das Justizministerium verweist darauf, dass sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert hat. So hätten vor einem Jahr noch rund 900 Kräfte gefehlt. Dies beruhe auf einer verbesserten Nachwuchsgewinnung, etwa durch regelmäßige Stellenanzeigen auf Online-Jobportalen oder die Teilnahme an regionalen Ausbildungs- und Berufsmessen, wie es aus dem Justizministerium hieß. Es fehlt aber nicht nur Personal, sondern manche Justizvollzugsanstalten haben auch Sanierungsbedarf. „Viele Gebäude sind sehr alt – etwa die JVAs in Duisburg-Hamborn und in Essen“, sagte BSBS-Landeschef Butschinek. „Für Neubauten finden wir immer nur sehr schwer geeignete Grundstücke, weil eigentlich so gut wie keine Kommune ein Gefängnis haben möchte.“ – Das Justizministerium erklärte, dass sich alle Anstalten des Landes baulich in einem altersgemäßen Zustand befänden und technisch voll funktionsfähig seien. Notwendige Sanierungs-, Modernisierungs-, und Neubaumaßnahmen würden sukzessive abgearbeitet.

Siehe auch: Gefängnis
Siehe auch: Militärgefängnis
Siehe auch: Hinrichtungen


Quelle: RN (DZ) vom 7. März 2025

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