Jugendherberge

Im Jahr 2016 nach 64 Jahren und hunderttausenden Gästen geschlossen

Jugendherberge AA58B094F0F1457EBF929FE48943C6A1Schon vor dem Zweiten Weltkrieg kam der Gedanke auf, im Amtsbezirk Hervest-Dorsten Jugendherbergen einzurichten. Doch die eingeleiteten Planungen scheiterten, so dass in der damaligen Hindenburgschule (Bonifatiusschule und späteren Martin-Luther-Schule am Berliner Platz), in der Paulusschule in Dorf Hervest sowie bis zum Zweiten Weltkrieg in der früheren evangelischen Schule Behelfsjugendherbergen untergebracht worden waren. Nach dem Krieg kamen die alten Pläne wieder auf den Tisch.

Jugendherberge in Lembeck-Lasthausen 1952 eröffnet

Vorübergehend Flüchtlingsheim 2015/16; Foto: Gruber

Vorübergehend Flüchtlingsheim 2015/16; Foto: Gruber

Vorweg gesagt: die Dorstener Jugendherberge, die sich aktuell auf ihrer Website „Jugendherberge Dorsten ,Herrlichkeit Lembeck’“ nennt, war stets begleitet mit einem Namenskuriosum. Auf dem Schild an der Jugendherberge selbst steht „Jugendherberge Dorsten-Wulfen“. Doch sie steht aus Lembecker Gebiet in Lasthausen. Sie liegt aber näher am Wulfener Ortskern als an dem von Lembeck. Auf Websites wird sie auch nur „Jugendherberge ,Herrlichkeit Lembeck’“ oder „Jugendherberge Dorsten“ genannt. Alles mag richtig sein, aber auch irritierend. Wie immer man die Jugendherberge nennt, die Straße ist immer dieselbe: „Im Schöning 83“ in Lembeck. Das Dorf ist seit 1975 Stadtteil von Dorsten.

2015/16 für wenige Monate Unterkunft für Flüchtlinge

Die Jugendherberge ist in zwei Gebäudeteile aufgegliedert und liegt idyllisch an einem Waldstück, das zum Teil zur Jugendherberge gehört. In 24 Zimmern gibt es 104 Betten, das sind sechs Einzel-, ein Zweibett-, zwei Dreibett-, vier Vierbett-, sieben Sechsbett- und vier Achtbettzimmer. Geleitet wird die Jugendherberge seit 2008 von Karin Mlotek von der Jugendherberge „Cappenberger See“ in Lünen. Von Oktober 2015 bis Ende Januar 2016 diente das Gebäude – wie sechs weitere westfälische Jugendherbergen – als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge.

Bauernhaus Rößmann wurde zur Jugendherberge umgebaut

Bauernhaus Rößmann 1952

Bauernhaus Rößmann 1952; Foto: Lembecker.de

Vom Lembecker Landwirt Wilhelm Rößmann erwarb der Jugendherbergsverband Westfalen-Lippe 1951 ein gut erhaltenes, aber fast 200 Jahre altes Bauernhaus mit mittelgroßem Gelände in Lembeck-Lasthausen. Daraus entstand nach umfassendem Ausbau eine Jugendherberge mit 69 Betten, die im Herbst 1952 eröffnet werden konnte. Das Haus wurde von der Jugend im Ruhrgebiet gut angenommen, so dass schon 1958 angebaut werden konnte (40 Betten). Zudem bekam der Altbau eine neue Küche und zwei Tagesräume. Von 1952 bis 1978 hatte das Haus 273.706 Gäste. Diese große Inanspruchnahme des ehemaligen Bauernhauses forderte 1978 eine Modernisierung heraus. Das Land NRW, der Kreises Recklinghausen und die Stadt Dorsten beteiligten sich finanziell. Nach der Wiedereröffnung hatte es 112 Betten in kleineren Schlafräumen, Lehrer- und Begleiterzimmer sowie neue Sanitär-, Tages- und Freizeiträume.

Mehr Übernachtungen im Kreis – Jugendherberge Lembeck geschlossen

Im Kreis Recklinghausen haben 2016 mehr Menschen in den Jugendherbergen übernachtet als im Vorjahr. In Haltern wurden 31.000 Gäste gezählt, das waren 3.200 mehr. Am häufigsten übernachteten dort Schulklassen. Ähnlich war die Entwicklung in Dorsten-Lembeck. Dort gab es 6.600 Übernachtungen, ebenfalls ein deutliches Plus. Und das, obwohl dort Anfang des Jahres 2016 noch Flüchtlinge gelebt hatten und die Herberge für andere Gäste geschlossen war. Unter dem Strich reichte die Zahl der Übernachtungen allerdings nicht aus.

Jugendherberge hat neue Besitzerin

Dies wurde erst Anfang 2018 klar. Die Ex-Jugendherberge im Waldgebiet „Im Schöning“ wurde an eine Reiterhof-Betreiberin aus Gelsenkirchen-Buer verkauft. Das Haus soll Beherbergungsbetrieb bleiben. 23 Zimmer und Appartements mit hohem Qualitätsniveau sollen für Geschäftsleute, Monteure und andere Übernachtungsgäste eingerichtet werden. Familienfreundlichkeit  mit Bauernhofcharakter einschließlich Streichelzoo und Ponyreiten.  Die Nutzungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt, da es sich um einen „sensiblen Außenbereich“ handelt. Das Jugendherbergswerk hatte das Haus zum 31. Oktober 2016 nach 64 Jahren und hinderttausenden Gästen geschlossen.

Zur Sache: Das Jugendherbergswesen entstand 1909 in Altena/Westfalen

Entstanden sind Jugendherbergen ab Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen. 1909 hatte Richard Schirrmann, ein Lehrer in der heutigen Richard-Schirrmann-Schule in Altena /Westfalen, erstmals die Vision einer Jugendherberge. Die Idee wurde von ihm in seiner Schule 1911 realisiert. Dieses Jugendherberge-ogo-der-deutschen-jugendherbergenProvisorium wurde 1912 durch eine Jugendherberge auf der Burg Altena oberhalb der Stadt ersetzt, die heute als Teil des Museums der Burg Altena im Original zu besichtigen ist. Daneben besteht auch heute auf der Burg Altena eine Jugendherberge. 1911 gab es bereits 17 Jugendherbergen, 1921 bereits etwa 1300 und 1928 rund 2200. In Amsterdam wurde 1932 der Internationale Jugendherbergsverband gegründet. Das Jugendherbergswesen breitete sich weltweit aus und hat Kriege, Krisen und Rückschlägen überstanden. Unter dem Dach des Weltverbandes „Hostellung International“ sind heute mehr als 94 nationale Verbände aus 90 Ländern und über 4.000 Jugendherbergen weltweit zusammengefasst. In Deutschland waren im Jahr 2015 mehr als 10,2 Millionen Übernachtungen in Jugendherbergen zu verbuchen, dies bedeutet ein leichtes Plus zum Vorjahr. Die Mitgliederzahl im DJH ist erneut auf 2,4 Millionen gestiegen (+ 1,9 Prozent), vor allem die Zahl der Familienmitgliedschaften ist gestiegen. Die Übernachtungen gehen zu 37 Prozent auf das Konto von Schulen, es folgen Familien mit 21 Prozent, Freizeiten mit 18 Prozent (nach Wikipedia).


Quellen:
Benno Steck im HK 1967.  Wulfen-Wiki, Christian Gruber (Aufruf 2016). – Online-Enzyklopädie Wikipedia (Aufruf (2016). – Ortsmagazin „Lembecker.de“ (Aufruf 2016).

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