Broschüre gibt Auskunft über 30 der 1500 Gegenstände großen Sammlung
Zum 30. Jahrestag des Bestehens des Jüdischen Museum Westfalen gab der Trägerverein „Verein für jüdische Geschichte und Religion“ 2022 eine 74-seitige Broschüre mit dem Titel „30 Dinge, 30 Jahre“ heraus. Darin sind 30 Gegenstände, die unter rund 1500 Objekten des Museums zu sehen sind, fotografisch und textlich dargestellt. Die Auswahl wurde dem Gusto einzelner Mitarbeiter des Museums überlassen. Es sind deren Lieblingstücke. Daher ist die Palette breit – von den Gegenständen selbst, ihre früheren unterschiedlichen Nutzungen, ob in der Synagoge oder im Haushalt, ihrer Bedeutung, ihres Alters und ihrer Herkunft. Unter den 30 ausgesuchten „Dingen“ befindet sich ein Chanukka-Leuchter aus dem 20. Jahrhundert ebenfalls wie ein Porzellan-Kaffeeservice einer jüdischen Familie, ein Korb mit alten Büchern einer 1938 in Bottrop vertriebenen jüdischen Familie, der erst 1989 auf dem Dachboden des Hauses entdeckt und für das Jüdische Museums ersteigert werden konnte. Zu den abgebildeten und beschriebenen Gegenständen gehören auch ein Kleiderbügel des Kaufhauses Abrahamson in Marl, eine Torarolle, eine Schriftensammlung von Flavius Josephus in einem Folianten aus dem Jahr 1561, eines der ältesten „Dinge“ des Museums, ein handschriftlicher Kassiber aus dem Jahr 1602 mit Lembecker Bezug.
Kein Jubiläumsband, kein Ausstellungsbegleiter, kein Katalog
„Das ist ein Buch, das nicht in einem Zug durchgelesen werden muss, sondern in dem man blättern und immer wieder etwas Neues finden kann“, so Museumsleiterin Dr. Kathrin Pieren im Vorwort. „Vor allem aber soll es Lust auf mehr machen, mehr zu erfahren und jüdische Geschichte(n), Tradition und Gegenwart und mehr über die Geschichte Westfalens.“ Dr. Pieren schreibt aber auch, was das Buch nicht ist: „Dies ist kein Jubiläumsband, obwohl das Buch im Jahr des 30-jährigen Jubiläums des Jüdischen Museums Westfalen erscheint und 30 Jahre Sammlungstätigkeit widerspiegelt. … Dies ist auch kein Ausstellungsbegleiter, denn das Buch enthält auch Informationen über Dinge, die in der Dauerausstellung gar nicht zu sehen sind … Dies ist auch kein Katalog, dazu ist das Buch zu unvollständig. Sorgfältig ausgesucht aus ungefähr 1500 Objekten, vermitteln diese 30 Dinge den noch einen Eindruck der historischen Entwicklung des Museums…“ Das Foto zeigt einen Kamm, hergestellt aus Knochen im Jahr 1857.
Erste Bücher über Juden in Dorsten 1989 und 1992 erschienen
In der Zeit der Planung und Vorbereitung zur Errichtung des Jüdischen Museums Westfalen gaben Wolf Stegemann und Johanna Eichmann, die spätere Museumsleiterin, 1989 das Buch „Juden in Dorsten und in der Herrlichkeit Lembeck“ heraus (Foto). Auf 301 Seiten veröffentlichten sie die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit, die mit diesem Buch dann erstmalig veröffentlich worden und Grundlage der Museums-Errichtung war. Drei Jahre später, 1992, erschien zur Eröffnung des Jüdischen Museums ein von Wolf Stegemann und Johanna Eichmann herausgegebener Katalog in Buchform mit dem Titel „Jüdisches Museum Westfalen – Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Westfalen“ Auf 248 Seiten ist die Geschichte der Juden in Dorsten und Westfalen erläutert sowie etliche der bereits bei der Eröffnung vorhandenen Ausstellungsgegenstände, über die damals wohl die Herkunft bekannt war, nicht aber bei allen Gegenständen die jüdischen Vorbesitzer. Die Provenienzforschung gehört heute zu einer der wichtigen Aufgaben des Museums, worüber die 30 Jahre danach erschienene Broschüre „30 Dinge, 30 Jahre“ Auskunft gibt.
Dank der finanziellen Unterstützung der NRW-Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Vereinten Volksbank können 1100 Exemplare der Auflage von 1500 Exemplaren kostenlos an Schüler-Gruppen abgegeben werden. 400 Broschüren werden im Museum verkauft (5 Euro).
Siehe auch: Jüd. Museum Westfalen (Artikelübersicht)
Siehe auch: Jüd. Bücherkorb
Siehe auch: Jüd. Kassiber
Siehe auch: Jüd. Museum / NS-Raubkunst
Siehe auch: Juden (Artikelübersicht)
Siehe auch: Jüd. Museum – Provenienzforschung