Dorstener Jüdin überlebte Auschwitz und begann ein neues Leben in Brasilien
1920 in Dorsten bis 1991 in Sao Paulo/Brasilien. – Sie war die Tochter von Ernst und Louise Joseph, die am Markt 14 in Dorsten ein Modegeschäft hatten. Sie hatte noch einen Bruder namens Heinz, mit dem sie 1938 nach Sao Paulo auswanderte, um der tödlichen Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Deutschland zu entgehen. Ihre Eltern blieben und wurden 1942 in Auschwitz ermordet. Margarete besuchte von 1926 bis 1932 die Dorstener Ursulinen-Vorschule und erlernte danach den Beruf einer Näherin bei ihrer Tante Anna Wertheimer geb. Reichardt in Hockenheim. 1934 durfte sie in Rotterdam Wohnsitz nehmen wie auch ihre Eltern, die dort eine kleine Drogerie am Schlierweg eröffneten (Foto: Die Eltern und Margarete).
Nach der Kapitulation der Niederlande 1940 zog Grete nach Apeldoorn, wo sie im Psychiatrischen Krankenhaus als Näherin arbeitete. 1942 erhielt sie in ihren Ausweispapieren den begehrten Sperrvermerk des Judenrates, der zumindest vorläufig eine Deportation verhinderte. Im August 1942 wurde ihr Vater verhaftet und in Konzentrationslager Vught verbracht. Sie und ihre Mutter zwei Monate später ins Sammellager Westerbork, in das dann auch der Vater gebracht wurde. Von dort wurden ihre Eltern nach Auschwitz deportiert und Grete im Februar 1943 in das Konzentrationslager Vught verlegt. Im September 1943 wurde Grete Joseph nach Westerbork und von dort aus im März 1944 nach Auschwitz-Birkenau (Tatoo-Nr. 75841 am Arm). Sie arbeitete in einer Fabrik für Fallschirme, später in einer Handgranaten-Produktionsstätte. Am 18. Januar 1945 wurde sie auf dem sogenannten „Todesmarsch“ von Auschwitz auf offenen Güterwagen nach Berlin geschickt und von dort weiter ins Konzentrationslager Ravensbrück. Im Februar 1945 kam sie mit einem Personenzug und 1000 Frauen aus Ravensbrück ins Außenlager Neustadt-Glewe in Mecklenburg und musste in der Dornier-Flugzeugfabrik am Fliegerhorst arbeiten. Die Dorstenerin Grete Joseph wurde dort am 2. Mai 1945 von der Roten Armee befreit und kam 12 Tage später in Enschede an und lebte bis Juni 1945 befreit im Lager Westerbork. Am 15. Mai 1946 verließ sie Europa und fuhr mit dem Auswanderer-Schiff „Alcor“ von Rotterdam nach Santos in Brasilien, wo sie im Mai 1947 den Leidensgefährten Walter Bock heiratete (1917 in Berlin bis 1984 in Sao Paulo). Das Ehepaar Bock hatte zwei Kinder: Claudia B. verh. Gari und Marcelo. 1949 erfuhr sie vom Dorstener Amtsgericht vom Tod ihrer Eltern in Auschwitz. Grete Bock geborene Joseph starb am 30. November 1991 in Sao Paulo. – Ihre Tochter Claudia verh. Gari schrieb 2015 ein Buch mit dem Titel „Prisioneira Nr. 75841“ über das Schicksal ihrer Mutter. Der Titel bezieht sich auf die Tatoo-Nummerierung in KZ.
Siehe auch: Jüd. Gemeinde Dorsten
Siehe auch: Jüd. Familien in Dorsten 1933 bis 1945
Siehe auch: Heinz Joseph
Umfassende Dokumentation zum Thema in: www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de