47 Jahre lang als Oberförster im Dienst des Grafen Merveldt
1861 in Heltorf/Angermünd bis 1941 in Münster; Forstmeister. – Sein Vater August Joly war Oberförster und Rentmeister beim Grafen Spee. Paul Joly – eigentlich Stanislaus Florencius Paulus Joly – war das jüngste Kind, hatte fünf Brüder und zwei Schwestern. Er besuchte Schulen in Essen, Duisburg, Neuss und die Forstakademie in Eberswalde. Seine Lehrer waren u. a. Prof. Altum, Weise, Brefeld, Danckelmann. Mit jungen Jahren stand er in den Diensten des Grafen Metternich zur Gracht und kam 1885 mit 24 Jahren nach Lembeck. Er wurde Oberförster beim Grafen Ferdinand von Merveldt. 1892 heiratete er in Dorsten Engelbertha Carolina Adolphina (genannt Berta) Jungeblodt, älteste Tochter des Notars und Ehrenbürgers Ferdinand Jungeblodt (1839 bis 1922). In den 47 Jahren, in denen Paul Joly die gräflichen Wälder betreute, fand er Ausgleich in der Mitarbeit auf allen Gebieten der Heimatpflege im Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck, den er mitbegründete und in dessen Vorstand er viele Jahre mitwirkte. Er gehörte der Wulfener Ortsgruppe an. Seine Tätigkeit im Verein war vielfältig: Planung von Volksfesten, Einrichtung eines Museums, Betreuung eines Denkmals aus früheren Zeiten, Verschönerung des Dorfbildes, Rettung von Baumriesen auf der Heide. Das Forsthaus Natteforth in der Nähe von Schloss Lembeck an der Chaussee, die von der heutigen B 58 nach Lembeck führt, war ein Sammelpunkt für Menschen, die der Natur und Kunst, der Literatur und der Heimatliebe verpflichtet waren.
Flieger über Dorsten
Westfälische Dichter wie Castelle, Hauptmann, Wibbelt gingen in Natteforth ein und aus. Seine Tochter Liesel Joly hielt diesen Besuchskreis zusammen, was sie selbst zum Dichten anregte. Im April 1914 flog von Süd-Sudwest kommend ein kleines Flugzeug über Dorsten hinweg, nahm Kurs auf Haus Natteforth, drehte ein paar Runden, landete auf einem Feld und verursachte so entsprechendes Aufsehen in der Stadt, was dann auch am 3. April in der Zeitung unter der Überschrift „Ein Flieger über Dorsten“ seinen Niederschlag fand:
„Wie wir soeben hören, war der Flieger Herr Leutnant Joly aus Köln, ein Neffe des Gräfl. v. Merveldtischen Oberförsters Joly, der bereits seit längerer Zeit seine bei Wulfen wohnenden Verwandten mit seinem Flugzeuge hatte besuchen wollen und gestern den Besuch auch tatsächlich ausführte. Auf dem Felde in der Nähe der Oberförsterei landete er glatt und wohlbehalten. Außer Herr Leutnant Joly hatte auch noch ein Freund als Begleiter den Flug mitgemacht. Der Aufstieg zum Rückflug nach Köln vollzog sich ebenfalls glatt.“
Er sah in Hitler einen neuen Kaiser für das politisch unruhige Deutschland
Paul Joly war ein konservativer Monarchist, kriegsbegeistert nicht nur 1914, der nach der Niederlage Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg und den anschließenden politischen Wirren und wirtschaftlichem Auf und Ab in Hitler einen neuen Kaiser sah und als Pensionär in Münster dem Nationalsozialismus nahe stand. Er starb 1941 an einem Gehirnschlag. – Anlässlich seines 25-jährigen Berufsjubiläums würdigte die „Deutsche Forstzeitung“ Paul Jolys Verdienste 1908:
„Sein reger, immer belebt tätiger Geist reichte über das Berufsgebiet hinaus und trieb ihn zu eifriger Tätigkeit, zur Förderung besten Einvernehmens zwischen Brotherrn, Vorgesetzten und Untergebenen im deutschen Privatwalde sowie des engeren Zusammenschlusses und der gegenseitigen Belehrung der heimatlichen Kollegen des grünen Kleides. So verehrt in ihm der Verein für Privatforstbeamte Deutschlands seinen Mitbegründer und sieht seitdem mit Stolz auf seine ersprießliche Tätigkeit als Mitglied des weiteren Vorstandes und Bezirksgruppenvorstandes für die hohen Ziele des Vereins und dessen fortschreitender Entwicklung, aber der engere Kreis des heimatlichen Forstvereins für Westfalen und Niederrhein gedenkt seiner als seinen ersten Vorsitzenden.“
Quelle:
Stadtarchiv Münster