Kaplan an St. Agatha – danach Pfarrer in Everswinkel
1872 in Heiden bis 1956 in Münster, bestattet in Heiden; Kaplan in Dorsten. – Von 1913 bis 1921 versah er an St. Agatha das Amt eines Kaplans. Es war keine leichte Zeit für ihn: Erster Weltkrieg, die darauf folgenden Notjahre, Spartakistenunruhen und Besetzung der Stadt durch die Rote Ruhrarmee und die Beschießung der Stadt durch Freikorps. Kaplan Jaegers war bis 1913 Kaplan an St. Jacobi in Coesfeld und wohnte nach seinen Amtsantritt in Dorsten vorerst im Haus an der Gahlener Straße 21, bis er zusammen mit seinem Kollegen Kaplan und Seminarpriester Hagedorn die 1915 neu errichtete Kaplanei beziehen konnte. Im Juni 1921 wurde Kaplan Jaegers zum Pfarrer von Everswinkel ernannt. Der Ort hatte damals knapp über 2.000 Einwohner, darunter nur zwei protestantische Familien. Ferdinand Jaegers Kapläne wurden von der Gestapo bedroht, einer sogar trotz seines hohen Alters ins KZ Dachau gebracht. Der Pfarrer selbst stand der NSDAP kritisch gegenüber und leistete auf lokaler Ebene in seiner Pfarrgemeinde auch offen Widerstand, wenn er es im Sinne seiner Gemeindemitglieder für angebracht hielt. Als die Gestapo Jaegers verhaften wollte, warnte der NSDAP-Ortsgruppenleiter die Gestapo vor den Folgen eines solchen Zugriffs. Die Partei befürchtete Unruhen in der Bevölkerung. So überstand die Gemeinde mit ihrem Pastor die Jahre der Bedrängnis und Unterdrückung.
Nach dem Krieg kam der frühere Dorstener Kaplan mit der aufkommenden modernen Zeit des Wirtschaftswunders und des Konsums nicht mehr mit. Als 81-Jähriger wollte er keine Auseinandersetzung über die moderne Haltung seines jungen und durchsetzungsfreudigen Vikars führen. Er entzog sich ihr und ging in den Ruhestand. Seinen Lebensabend verbrachte er bei einem Neffen in Münster, wo er starb. Ferdinand Jaegers wurde in seiner Heimatgemeinde Heiden bestattet.
Quelle:
Erwin Buntenkötter (Münster): „Ferdinand Jaegers. Pfarrer in Everswinkel von 1921 bis 1953