Integrationsforum

Verein versteht sich als Holding für Migrationsgruppen

Damen und Herren des erstes Integrationsforums 2010; Foto: André Elschenbroich

Damen und Herren des ersten Integrationsforums 2010; Foto: André Elschenbroich

Die Erkenntnis, dass ohne Bildung nichts geht, ist Grundlage für die Arbeit des nationalitäten- und ethnienübergreifenden Dorstener Integrationsforums (DIF), das im Juni 2011 von 16 Mitgliedern als eingetragener Verein im Kulturbüro am Brunnenplatz in Hervest-Dorsten gegründet wurde.  Schon ein Jahr zuvor trafen sich Interessierte, um dieses Gremium zu schaffen. Es ist eine Art „Holding“ für Organisationen, Initiativen und Bürger, die in der Integrationsarbeit engagiert sind. Anlass der Gründung waren die Erfahrungen mit dem gescheiterten Ausländerbeirat der Stadt Dorsten. Weniger der politische Einfluss soll im Vordergrund der Arbeit des DIF stehen, sondern die Integration durch Bildung. Das Engagement für Bildung hat der Vorsitzende des Dorstener Integrationsforums, Ferit Kocatürk, auch in die Ditib-Gemeinde am Holzplatz getragen, deren Vorstand er angehört.  Er  hat das DIF mitbegründet. Seine eigene Biografie nennt der Mittvierziger, der seit 1973 in Dorsten lebt,  gern als Beispiel. „Ich bin mit deutschen Kindern groß geworden“, berichtet der Holsterhausener der WAZ. „Die bestmögliche Ausbildung für meine drei Kinder, das war für mich immer ganz wichtig. Ich wünsche, dass es vielen Migranten so geht wie mir.“

Im Sozialausschuss des Rates stellte der Migranten-Berater der evangelischen Kirche, Wolfgang Habermann, im Juli 2013 den Integrationsbericht vor, der allgemein positive Aussagen über die Integration von Ausländern in Dorsten nicht zuletzt dank der Arbeit des Integrationsforums. Im Jahr 2012 wandten sich 104 Ratsuchende (72 Frauen und 32 Männer) an die Migrationsberatung für Zuwanderer. 66 Ausländer nahmen die Hilfe der Flüchtlingsberatung des Dorstener Caritasverbandes an.

Parellelgesellschaftliches Denken vorgeworfen

Einzig der Türkische Elternbund wurde im Integrationsbericht scharf kritisiert. Habermann: „Der Türkische Elternbund ist so ziemlich die letzte Migrationsgruppe, die ich loben würde.“ Das liege an den undurchsichtigen Praktiken einer Geschäftsführung, die jeden Kontakt verweigere. Sozialausschuss-Mitglieder und Dorstens Sozialamtsleiter bestätigten Habermanns Erfahrung. Dem Elternbund wurde parallelgesellschaftliches Denken und Verhalten vorgeworfen. 2014 erarbeitete das Kreis-Integrationsforum eine 64 Seiten starke Anleitung unter dem Titel „griffbereit“, in der die Ziele des Integrationsforums dargestellt sind. Es ist ein Bildungsprogramm, das sich an Eltern und Kinder (1-3 Jahre) mit und ohne Migrationshintergrund richtet und auf den Besuch des Kindergartens vorbereitet: Förderung der Mehrsprachigkeit, der frühkindlichen Entwicklung, der Stärkung der Erziehungskompetenz, der Verbesserung der Eltern-Kind-Interaktion und Kommunikation sowie der interkulturellen Öffnung.

Die Premiere des Interkulturellen Picknicks ist gelungen

Miteinander sprechen, miteinander lachen, miteinander essen, miteinander spielen: Das waren die Zielsetzungen beim ersten „Interkulterellen Picknick“ Ende August 2017 im Treffpunkt Altstadt. Rund 100 Leute unterschiedlichster Nationalitäten machten von dem Angebot des „Dorstener Integrationsforums“ Gebrauch. Bruchstückhaft und zum Teil mit Händen und Füßen wurde kommuniziert. Aber trotz aller sprachlichen Hindernisse verstand man sich, lachte und aß zusammen. Sich vorurteilsfrei zu begegnen, ist der erste Schritt zwischen Einheimischen und Zuwanderern. Doch nicht immer gelingt das. Nach Deutschland zugewanderte Flüchtlinge finden nicht immer eine Wohnung, was Familien mit Kindern besonders beklagen. Viele Zuwanderer leben isoliert. Genau hier setzt die Veranstaltung „Interkulturelles Picknick“ des Dorstener Integrationsforums mit tatkräftiger Unterstützung von „Wir machen Mitte“ an: Berührungsängste abbauen, Begegnung fördern, trotz aller vorhandenen Unterschiede Gemeinsamkeiten finden.

„Integrationsforum“ 2020 im Integrationsrat

Am Tag der Kommunalwahl fanden in Nordrhein-Westfalen auch die Integrationsratswahlen statt. Bei der Wahl, die in Dorsten erstmalig stattgefunden hat, haben sich 734 Wähler beteiligt. Die Wahlbeteiligung lag bei 9,75 Prozent Von den gültigen Stimmen sind auf die Liste „Dorstener Integrationsforum“ 524 Stimmen entfallen. 210 Stimmen sind auf die Einzelbewerberin Joanna Dziekan-Elies (Polin, 49) entfallen. Die Liste „Dorstener Integrationsforum“ erhält im Integrationsrat sieben Sitze, Joanna Dziekan-Elies drei Sitze. Paragraph 19 Absatz 2 der Integrations-Wahl-Ordnung regelt: Entfallen bei der Sitzverteilung auf einen Vorschlag mehr Sitze, als Bewerber/innen benannt sind, bleiben diese Sitze unbesetzt. Somit besteht der Integrationsrat zukünftig aus acht Mitgliedern: Margarethe Matschinsky, Husam Al-Hareezi, Marion Werk, Cüneyt Celiktas, Sayda Bayru, Fatma Zehra Ocak Bozkus, Amira Alfruh (alle Liste „Dorstener Integrationsforum“) und Sitz Joanna Dziekan-Elies. Hinzu kommen fünf Mitglieder, die noch vom Rat der Stadt Dorsten bestellt werden. Die Amtszeit des Integrationsrates entspricht der Wahlzeit des Rates von fünf Jahren. Als kommunales Fachgremium für integrationspolitische Fragen befasst sich der Integrationsrat mit allen Angelegenheiten der Stadt Dorsten. Der Integrationsrat ist nicht auf integrationsspezifische Belange beschränkt, sondern kann sich auch uneingeschränkt mit anderen Aspekten innerhalb gemeindlicher Zuständigkeit auseinandersetzen. Gemäß Gemeindeordnung NRW hat der Integrationsrat einen Anspruch darauf, dass auf seinen Antrag eine von ihm formulierte Anregung oder Stellungnahme dem Rat, einer Bezirksvertretung oder einem Ausschuss vorlegt wird.

Siehe auch: Ausländer (Essay)
Siehe auch:
Ausländerbeirat
Siehe auch:
Einbürgerungen
Siehe auch:
Fremde
Siehe auch:
Asylbewerber
Siehe auch:
Türken
Siehe auch:
Integrationsrat


Quellen:
Martin Ahlers „Bildung schafft Grundlage für Integration“ in WAZ vom 25. Oktober 2012. – Ders. „Für Kinder und Bildung“ in WAZ vom 15. Juni 2011. – Ders. „vielen fehlt das Selbstvertrauen“ in WAZ vom 15. Oktober 2010. – Dorstener Zeitung vom 5. Juli 2013.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone