Förderturm des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum soll strahlen
Noch steckt der Förderturm des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum unter einer Plastikplane (Ende 2024). Darunter tummeln sich die Anstreicher. „Er wird dunkler wirken als bisher“, sagt Museumsdirektorin Sunhild Kleingärtner, die regelmäßig schon mal gucken darf. Zwar wird der Doppelbock im gewohnten „Germaniagrün“ beschichtet, aber die Farbe war in den vergangenen Jahrzehnten doch ziemlich ausgeblichen. Und noch etwas dürfte die Fans überraschen: Das Fördergerüst wird nachts in bunten Farben leuchten können. „Für die Extraschicht hatten wir immer Strahler aufgestellt“, erklärt Kleingärtner. Jetzt bekommt das riesige Wahrzeichen eine variable Beleuchtung, die sich je nach Anlass computergesteuert verwandeln kann.
Top-Termin im Jahr 2025
„Wir geben der Gesellschaft etwas zurück“, sagt Kleingärtner und fügt etwas geheimnisvoll hinzu: „Über das Fördergerüst können wir mit den Menschen kommunizieren.“ Die neue Installation soll in einem „Top-Event“ im ersten Quartal 2025 vorgestellt werden. Das bis heute ungeheuer beliebte Haus wurde am 1. April 1930 als „Geschichtliches Museum des Bergbaus“ gegründet – und zwar auf dem Gelände des ehemaligen Bochumer Schlachthofes. Sein Wahrzeichen stammt aber aus Dortmund. Der Förderturm war 1943/1944 nach Plänen von Fritz Schupp, der auch das heutige Welterbe Zollverein schuf, für die Zeche Germania in Dortmund-Marten errichtet worden. 1973 kam das Fördergerüst nach einem heftigen Streit nach Bochum. Das Bauwerk ist 71,4 Meter hoch, wiegt 650 Tonnen und bietet von der Aussichtsplattform in 62 Meter Höhe einen tollen Ausblick, wenn sie denn wieder geöffnet sein wird.
Das Bergbau-Museum ist weltweit das größte seiner Art
Mit rund 400.000 Besuchern pro Jahr ist es zudem eines der meistbesuchten Museen in Deutschland. In dieser Liga spielen im Ruhrgebiet überhaupt nur noch der Gasometer Oberhausen (1,35 Millionen Gäste beim „Zerbrechlichen Paradies“ in 26 Monaten) und das Ruhr Museum in Essen (rund 250.000 Menschen pro Jahr).
Seit einiger Zeit pellt sich das Bochumer Haus, das als „Leibniz Forschungsmuseum für Geo-Ressourcen“ auch ein Teil der renommierten Leibniz-Gemeinschaft ist – wie ein Schmetterling aus seinem Kokon. Unter dem früheren Direktor Stefan Brüggerhoff (bis 2022) war eine neue, effektvolle und wohlgeordnete Dauerausstellung zu den vier Themen Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst entstanden. Viel besser als jenes altmodische Ambiente, in dessen Vitrinen-Schluchten man sich gerne mal verlief. Zuvor war schon 2009 der „Schwarze Diamant“ errichtet worden, ein Ausstellungsanbau mit orangefarbenen Gängen. „Wir sind das Gedächtnis des deutschen Steinkohlebergbaus“, betont Sunhild Kleingärtner. Nur: Dieses Gedächtnis ist überfüllt. Die Schließung der letzten Steinkohlezeche im Revier – das war 2018 das Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop – hat noch einmal eine Welle von Erinnerungen ins Museum gespült. Die Objekte reichen vom winzigen Knopf einer Knappenuniform bis zu gigantischen Maschinen.
Depot kostet über 39 Millionen
Die Lösung der Platzprobleme wird ein Depot für 39,8 Millionen Euro bringen. Die Gelder kommen jeweils zur Hälfte vom Bund und dem Land NRW. Es soll jedoch kein Schaudepot entstehen, wie es das Ruhr Museum gerade auf Zollverein errichtet hat. Kleingärtner: „Wir wollen keine Konkurrenz zum Museum schaffen.“ Das Depot mit Klimazonen wird an der Gahlenschen Straße in Bochum auf der Freifläche unterhalb der Jahrhunderthalle gebaut. – Wenn die Erinnerung die Autorin dieser Zeilen nicht täuscht, sollte hier einst der „Planet of Visions“ der Weltausstellung Hannover im Jahr 2000 neu entstehen. Die damals futuristischen Ausstellungsstücke fielen jedoch einem Feuer zum Opfer. Schön, dass die hässliche Brache nun bebaut wird.
Siehe auch: Industriekultur, Route (I)
Siehe auch: Industriekultur
Siehe auch: Industriekultur (Artikelübersicht)
Siehe auch: Themenroute „Industriekultur“
Quelle: Bettina Jäger in DZ vom 3. Dezember 2024