Henschel, Haus

Gourmet-Tempel hinter bescheidener Fassade ist bereits Geschichte

500-Henschel-imageAls die IGBE-Gewerkschaft Mitte der 1980er-Jahre in das Restaurant Henschel am Gemeindedreieck zur Pressekonferenz mit Abendessen einlud, ging unter den Dorstener Journalisten die bewundernde Feststellung über die offensichtlich prall gefüllte Gewerkschaftskasse um. Denn das Haus Henschel war bekannt für absolute Spitzen-Bewirtung mit entsprechenden Preisen. Bekannt war dies dem Pressesprecher der Gewerkschaft offensichtlich nicht, denn er dürfte sich über die Rechnung nicht nur gewundert haben. Wenn auch die Gewerkschaft über Mitgliederschwund zuerst, dann die völlige Stilllegung der Zeche danach klagte, Leonore und Alfred Henschel blieben ihre Kunden treu. 2013 konnten die Henschels in ihrem Restaurant an der Borkener Straße Nähe Gemeindedreieck ihr Goldenes Betriebsjubiläum feiern. Im „Schlemmer-Atlas“ der Bundesrepublik steht Leonore Henschel schon seit vielen Jahren als eine der besten Köchinnen Deutschlands

Mit einer Zeitungsanzeige fing alles an

Angefangen hatte es mit einem Inserat, das Leonores Vater Alfred Henschel (gest. 2014) gelesen hatte. Darin wurde ein neuer Pächter für eine Kneipe an der Borkener Straße mit Bier-Tresen, Stammtisch und Schnitzel-Speisekarte gesucht. Also zog Leonore mit ihrem Mann von Essen nach Dorsten. Als dann in den 1970er-Jahren das Haus zum Verkauf anstand, erwarben es die Henschels, bauten es um und machten daraus jenen heute weit in der Region bekannten Gourmet-Tempel, der oft von Firmenleitungen aufgesucht wird, wenn sie Gästen etwas Besonders aus Küche und Weinkeller bieten wollen. Leonore stand und steht in der Küche, ihr Mann übernahm den Service und den Weinkeller, für letzteres mittlerweile Sohn Marcus verantwortlich ist.

Umbau in beliebter Gastronomie: Was passiert beim Restaurant Henschel?

Jahrelang gehörte das Restaurant Henschel zu den Top-Adressen in der Dorstener Gastronomie. Nun sind die Räumlichkeiten umgebaut worden. Der große Schriftzug „Restaurant Henschel“ prangte Mitte des Jahres 2023 noch immer am Haus an der Borkener Straße 47. Doch das Restaurant von Leonore und Marco Henschel hatte schon seit Ende Oktober 2022 geschlossen. Denn in den Monaten im ersten Halbjahr 2023 waren die Räumlichkeiten umgebaut worden. Anstelle der alten Kachelfenster lassen nun neue, großflächige Glasscheiben Licht ins Innere. Der große Speisesaal scheint in mehrere Räume mit weißen Wänden und Decken aufgeteilt worden zu sein. In ihnen stehen Schreibtische, auf denen mehrere Computer-Bildschirme und Telefone aufgestellt sind. Augenscheinlich sind Büros in dem Restaurant eingerichtet worden.
Doch was folgt auf die Dorstener Gastronomie-Größe? Hinweise darauf gibt es vor Ort nicht. Die „Dorstener Zeitung“: „Weder ein Firmenname noch ein Klingelschild sind angebracht worden. Marco Henschel verrät, dass nun eine Art Personalvermittler eingezogen sei, der Arbeitskräfte beispielsweise an handwerkliche Betriebe ausleihe.“ Ansonsten war bislang nicht zu erfahren.
Freunde der guten Küche werden derweil wohl mit Wehmut an dem umgebauten Restaurant vorbeifahren: Leonore und Marco Henschel haben von ihren Gästen stehts sehr gute Kritiken bekommen. Bei Google ist das „Restaurant Henschel“ vermehrt mit fünf Sternen bewertet worden. Noch deutlicher wird das Lob der Gäste in den Kommentaren. So heißt es beispielsweise in einem Beitrag: „Hier passt wirklich alles: Speisen und Getränke großartig, sehr netter und kompetenter Service, angenehme Atmosphäre, die zu einem längeren Verweilen geradezu einlädt.“ Und immer wieder der Hinweis: Dass es die Gerichte von Leonore Henschel locker mit den Restaurants von Frank Rosin und Björn Freitag aufnehmen könne.


Quelle: Nach Ute Hildebrand-Schute „Seit 50 Jahren Herrscherin am Herd“ in WAZ vom 19. August 2013. – DZ vom 4. Aug. 2023. – Foto: Lutz von Staegmann.

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