1952 begründete H.-J. Schwingenheuer die Wiederherausgabe
Jährliches Periodikum, das erstmals Weihnachten 1924 mit Unterstützung von Amtmann Christoph Kuckelmann veröffentlicht wurde und bis heute vom „Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“ ediert wird. Man wollte damit erreichen, dass bei den sich schnell verändernden Zeitverhältnissen die Geschehnisse im Laufe eines Jahres in Stadt und Herrlichkeit aufgeschrieben und dadurch nicht vergessen werden. Auch bemühen sich die Autoren des Heimatkalenders, die plattdeutsche Sprache geläufig zu halten. 2024 wurde der Heimatkalender in Jahrbuch umbenannt.
In der NZ-Zeit trotz Ermunterung zur Arbeit die Herausgabe eingestellt
In nationalsozialistischer Zeit wurde die Herausgabe des Kalenders 1934 eingestellt. Nach dem Ende des Nationalsozialismus die Einstellung damit begründet, dass man den vom Nationalsozialismus interpretierten und propagierten Heimatgedanken nicht folgen wollte. Dies mag auf einige zutreffen, nicht aber auf den Vorstand des Heimatbundes und etliche Autoren. Der Vorstand appellierte als Herausgeber unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in einem Schreiben vom 13. Juni 1933 an die Mitarbeiter des Heimatkalenders, „nach Kräften wieder in den freiwilligen Heimatdienst zu treten“ und neue Beiträge für den Heimatkalender zu schreiben. Der 1. Vorsitzende, Dechant Vrey, und der Beigeordnete des Amtes Hervest-Dorsten, Rose, beriefen sich in ihrem pathetischen Aufruf zur Mitarbeit auch auf Adolf Hitler und den neuen vaterländischen Geist:
„Die Heimat- und Vaterlandsliebe sollten durch den Heimatgedanken in den Herzen entflammt werden, damit die Menschen sich nicht entfremden, damit die Jugend im heimatlichen Volkstum und Gedankengut nach Elternart sich emporrecke und in den Seelen durch die Heimat erstarke. […] Da ist es selbstverständlich, wo ganz Deutschland einig hinter einem genialen Führer steht, wo der Gedanke der Volksverbundenheit, der Familienforschung, der Pflege des heimatlichen Volkstums, der sozialen Gerechtigkeit die deutsche Nation leidenschaftlich erfasst hat, da ist es selbstverständlich, dass wir, mitergriffen von dem großen vaterländischen Geschehen, wieder an die Kalenderarbeit gehen. Jeder Mitarbeiter darf das Bewusstsein tragen, aus seinem Geist heraus beigetragen zu haben an dem großen nationalen Werke unseres Reichskanzlers, an dem Wiedererstarken der deutschen Seele! […] – Sofort an die Arbeit!“
Zum festen Bestandteil der heutigen Geschichtsschreibung geworden
Doch zu mehr als einer Ausgabe, die für 1934, reichte der Appell nicht. Die Herausgabe wurde eingestellt. Etliche Autoren des Heimatkalenders wechselten allerdings zum „Vestischen Kalender“, der und dessen Autoren die Heimatpflege voll der nationalsozialistischen Idee und der Rassen-Ideologie anpassten. Bislang hat der Heimatbund diesen interessanten Aspekt seiner eigenen Geschichte nicht aufgearbeitet. – 1952 begründete H.-J. Schwingenheuer den „Heimatkalender für die Herrlichkeit Lembeck“ neu. Er verantwortete bis kurz vor seinem Tod 1981 auch die Schriftleitung. Einer der herausragenden Mitarbeiter war von 1957 bis zu seinem Tod im Jahre 1989 Hubert Rohlof, dessen philosophisch-religiöse Gedanken seit Jahrzehnten im „Wort zum Jahreswechsel“ dem Heimatkalender grundlegende Aussagen gaben. Nach seinem Tod würdigte ihn die Redaktion des Kalenders in einem Nachwort: Er machte „seine Grundüberzeugungen deutlich, übermittelte seine Sicht der Dinge. Er ging kritisch an Zeitprobleme und Menschenverhalten heran, scheute sich nicht, sie beim Namen zu nennen. Er appellierte an die Bereitschaft der Menschen zum Engagement. Letztlich aber fand er immer zu positiven Ausblicken“. Thema der 79. Ausgabe des 296 Seiten starken Heimatkalenders für das Jahr 2020 heißt „Grenzenlos“. Bereits jetzt arbeitet der Heimatbund am Kalender für 2021, der Beiträge zum Thema „Von der Vergangenheit für die Zukunft lernen“ enthalten wird. Diese 80. Ausgabe umfasst 250 Seiten, auf denen sich die Texte und Fotos vor allem mit der Vergangenheit der Stadt und der Herrlichkeitsdörfer sowie mit den Ereignissen des vergangenen Jahres befassen, wobei auch über die aktuelle Corona-Krise auf zehn Seiten dokumentiert ist.
Heimatkalender 2022 mit geschichtlichen, und aktuellen Beiträgen
Im November 2021 erschien der Heimatkalender für 2022. Er hat einen Umfang von 276 Seiten, ist in einer Auflage von 1100 Stück erschienen und kostet 10 Euro. 38 Autoren und Autorinnen haben Texte beigesteuert. Auch ein erst zwölfjähriges Mädchen hat den Heimatkalender als Forum entdeckt, um ihre Geschichte über den Hund „Flocke“ zu veröffentlichen. Das Themenspektrum ist breit gestreut. Von aktuellen Projekten wie beispielsweise „Wir machen Mitte“, „Ideenfabrik Stadtsfeld“, „Ökologische Optimierung des Schölzbachtals“ über Beiträge mit historischen Themen wie u. a. Winks Mühle, die Rolle des Heimatbundes während der NS-Diktatur oder die Würdigung der Schriftstellerin Maria Lenzen bis hin zu Aufsätzen mit ökologischen Themen. Ob diese Heimatkalender-Ausgabe im „Bemühen um Heimat“ allerdings als ein „Garant für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ (in der Stadt?) bewertet werden kann, wie das Buch der Redaktions-Mitarbeiter Hans-Joachim Schräjahr bezeichnete, mag in der Zustimmung dem Leser überlassen bleiben. Dem Redaktionsteam gehörten an: Dr. Edelgard Moers, Hans-Jochen Schräjahr, Annegret Steven, Regina Schwan, Dr. Josef Ulfkott4e, Berthold Hanck und Martin Köcher.
„Jahrbuch 2024“ dokumentiert Einsatz für Stadt und Umgebung
Seit mittlerweile 83 Jahren bringt der „Heimatbund Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“ einen „Heimatkalender“ heraus. Diese Publikation wird künftig „Jahrbuch“ genannt, denn es war schon immer mehr als nur ein Kalender. Vorgestellt wurde das „Jahrbuch“ 2024 im November 2023 im Gemeinschaftshaus Wulfen. Mehr als 50 Autoren und Fotografen haben an dem 288 Seiten starken Buch mitgewirkt. Bürgermeister Tobias Stockhoff ging bei der Vorstellung auf das Motto „Gestaltung unserer Heimat“ ein: „Dieses Jahrbuch hat nichts mit rückwärtsgewandter Heimattümelei zu tun. Ganz im Gegenteil setzt der Versuch, etwas zu gestalten, auch eine eigene Haltung voraus. Sehr unterschiedliche Meinungen, Perspektiven und Erkenntnisse stehen in diesem Buch nebeneinander und treten in einen Diskurs. Wir brauchen diese Vielfalt! Und am besten wäre es natürlich, wenn daraus sogar konstruktive Vorschläge erwüchsen und viele von Ihnen zu aktiven Gestaltern und Gestalterinnen unserer Stadtgesellschaft würden.“ – Das Jahrbuch 2024 ist eine kleine Schatzkammer, in der man stöbern sollte (Quelle: DZ vom 9. Nov.2023).