Als Regierungspräsident in Breslau von Nationalsozialisten entlassen
1886 in Dorsten bis 1958 in Bad Godesberg; Regierungspräsident von Breslau und Justitiar des Bischofs. – Zusammen mit Ferdinand Sauerbruch, Emil Dovifat, Jakob Kaiser, Hans Lukascheck und weiteren 30 Persönlichkeiten gehörte der Dorstener Wilhelm Happ am 26. Juni 1945 zu den Mitgründern der CDU in Berlin. Bis dahin war das Leben des Nazi-Gegners bereits von einem vielfältigen politischen Wirken geprägt.
Er legitimierte als Regierungspräsident unehelichen Bayern-Prinzen
Dr. Wilhelm Happ machte 1905 am Gymnasium Petrinum das Abitur, studierte Rechtswissenschaft in Freiburg, München, Münster und Berlin, legte 1922 in Köln sein Referentarexamen und 1915 die Gerichtsassessorprüfung jeweils mit „gut“ ab, nahm danach bis 1918 am Weltkrieg teil und bekam 1919 eine Stelle als Regierungsassessor bei der Düsseldorfer Regierung. Der katholische Verwaltungsbeamte, Jurist und Politiker war von 1920 bis 1923 Landrat in Schlochau/Regierungsbezirk Marienwerder in Westpreußen und von 1926 bis 1930 Verbandspräsident des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (SVR) in Essen (heute RVR). 1930 ging Wilhelm Happ als Regierungspräsident nach Breslau, wo ihn die Nationalsozialisten 1933 absetzten. Dass der 1919 in Bistriz/Mähren geborene Frantisek Zepletal als außerehelicher Sohn des Prinzen Georg von Bayern und der Tschechin Josepha Zepletal im Jahre 1931 die Einbürgerung erhielt und den Namen und Rechtstitel seines Vaters annehmen konnte, verdankte der nun sich nennende Franz Hans Wittelsbach, Prinz von Bayern, dem Dorstener Wilhelm Happ, der als Regierungspräsident von Breslau diesen Rechtsakt genehmigte.
Happs Wirken als Wiederständler in er Kirche blieb unentdeckt
Bis 1937 war Happ arbeitslos, weil die NSDAP jede Arbeitsaufnahme verhinderte. Erst 1937 bekam er eine Anstellung als Justitiar beim Bischöflichen Ordinariat in Berlin. In dieser Zeit ging er in den gemäßigten Widerstand gegen das NS-Regime. An der Spitze des Berliner Bistums stand seit 1935 Konrad Graf von Preysing, ein konsequenter Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Mit Preysing traf der Ministerialrat und Verwaltungsjurist im Reichsinnenministerium, Dr. Hans Globke, der die Judengesetze geschrieben und die „Nürnberger Rassegesetze“ kommentiert hatte, im Ordinariat persönlich zusammen. Preysing bat Globke gezielt um Informationen zum Thema Judenverfolgung. Besonderer Ausdruck des Bemühens des Berliner Bischofs war die im August 1938 beschlossene Einrichtung des „Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat zu Berlin“ zur Unterstützung der katholischen „Nichtarier“. Die Verbindung zum Ordinariat hielt Globke vor allem über den Dorstener Dr. Wilhelm Happ, den Globke aus der Zeit seiner Tätigkeit in der preußischen Verwaltung her kannte. Happ seinerseits informierte Preysing. Je nach Möglichkeit konnten dann entsprechende Maßnahmen gegen nationalsozialistische Bestrebungen ergriffen werden. Happ übermittelte Globke auch mehrfach Preysings Wunsch nach direkten Eingriffen, insbesondere wenn es um die Verhaftung von Personen ging, die nach den geltenden Bestimmungen nicht inhaftiert hätten werden durften. In dieser Zeit schloss sich Wilhelm Happ auch dem Ministerialrat Bernhard Lösener an, der als Rassereferent im Reichsinnenministerium über geplante Maßnahmen gegen Juden unterrichtet war und heimlich die jüdischen Gemeinden und die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland darüber informierte. Während Lösener 1944/45 in Gestapo-Haft kam, blieb das Wirken Wilhelm Happs unentdeckt.
Vertreter des Innenministers
1946 stellte er sich der allgemeinen Verwaltung des Landes Rheinland-Pfalz zur Verfügung, war zunächst in der Eigenschaft eines Regierungspräsidenten als Überleitungskommissar für kommunale Angelegenheiten des Oberpräsidiums Rheinland-Hessen-Nassau und dann bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand im Jahre 1951 als Ministerialdirektor und Vertreter des Ministers im Ministerium des Inneren tätig. Wilhelm Happ starb 1958. Im Namen der Landesregierung Rheinland Pfalz schrieb Ministerpräsident Dr. Altmeier im Nachruf u. a.: „Sein kluges und erfolgreiches Wirken, sein aufrichtiger Charakter und seine liebenswürdige und verbindliche Art sichern ihm ein ehrendes Gedenken.“
Quellen:
Maximilian Prange „Fragen an Globke“, 12. Februar 1963, ACDP 01-070-071/1. – Stephan Adam „Die Auseinandersetzung des Bischofs Konrad von Preysing mit dem Nationalsozialismus in den Jahren 1933 bis 1945“, St. Ottilien 1996. – Homepage Franz Prinz von Wittelsbach, Prinz von Bayern (2011), gestorben 1999. – Dr. Klein vom Diözesanarchiv Berlin teilte am 30. Juni 2011 mit, dass das Archiv im Krieg ausgebrannt sei und keinerlei Unterlagen über Wilhelm Happ habe. – Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 880, Nr. 1465.