Halloween

Der Abend vor Allerheiligen: keltische Tradition, Grusel-Spaß, Horror-Clowns

Wer im Oktober eines jedes Jahres den Veranstaltungskalender in Dorsten liest – und auch anderswo –, der bekommt den Eindruck, die gesamte Stadt befindet sich am 31. Oktober in ausgelassener Gruseligkeit. Mittlerweile dürfte Halloween den evangelischen Reformationstag Martin Luthers, der auch an diesem Tag stattfindet, den medialen Rang abgelaufen haben. Im 500. Jahr nach Beginn der Reformation ist der 31. Oktober 2017 erstmals und einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag. Allerdings dürfte Halloween diesen Feiertag 2017 veranstaltungsmäßig dominieren.

Irische Auswanderer nahmen den Brauch vor Allerheiligen mit in die USA

Halloween leitet sich sprachlich von „All Hallows’ Eve“(der Abend vor Allerheiligen) ab und  benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im katholischen Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und entwickelten sie weiter. Im Zuge der irischen Renaissance nach 1830 wurden in der frühen volkskundlichen Literatur eine Kontinuität der Halloween-Bräuche seit der Keltenzeit und Bezüge zu heidnischen und keltischen Traditionen wie dem Samhainfest angenommen. Seit den 1990er-Jahren verbreiten sich Halloween-Bräuche in US-amerikanischer Ausprägung auch im kontinentalen Europa. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. So vermischten sich insbesondere im deutschsprachigen Raum heimatliche Bräuche wie das „Rübengeistern“ mit Halloween, genauso nahmen traditionelle Kürbisanbaugebiete wie die Steiermark oder der Spreewald Halloween schnell auf.

Draculas, Hexen, Vampire und blutige Krankenschwestern

Die letzten zwanzig Jahre zurückgeblickt, kann man sich nur wundern, was Halloween, aus den USA hier eingeführter Gruseltag, alles auf die Beine brachte und bringt. Schulkinder verkleiden sich – sind sie größer, möglichst erschreckend. Kinder und Erwachsene gehen abends mit ausgehöhlten und mit innen beleuchtete Fratzen-Kürbissen auf die Straße, Lokalzeitungen laden zum Fotowettbewerb der schauderhaftesten und blutrünstigsten Gesichtsbemalungen ein, die Gastronomie überbietet sich mit Grusel-Events und der Filmpark in Bottrop ruft jedes Jahr zur Mega-Super-Grusel-Halloween-Party – und viele, viele kommen! Einer schauriger als der andere. Natürlich und vor allem auch die Mädels. 2016 stand im Gemeinschaftshaus Wulfen die Gruselparty unter dem Motto „Dia de los Muertos“ (Tag der Toten) und in der „Galerie der Traumfänger“ auf dem ehemaligen Zechengelände in Hervest startete eine „Nightaffairs-Party“. Im Schermbecker Ramirez tanzten gruselige Gestalten und im Brauhaus am Kirchhellener Ring ging es in Hexen-, Vampir- und Dracula-Kostümen sowie als blutige Krankenschwestern ebenso zur böswilligen und Angst machenden Sache.

Mit Halloween verbinden sich Gewalttätigkeiten von „Horror-Clowns“

Kurz vor Halloween 2016 schwappte ein Trend aus den USA herüber: „Horror-Clowns“. Menschen ziehen sich erschreckend bösartig aussehende Clowns-Masken auf und erschrecken damit andere Leute. Im Schutz der Maskierung steigt nicht nur der Spaß, sondern auch die Gewalt. 2016 sprangen im Leipzig zwei Clowns aus dem Gebüsch und attackierten eine 37-jährige Radfahrerin. Sie konnte fliehen. Aus Eisleben wurde ein ähnlicher Fall gemeldet. In Stendal (Sachsen-Anhalt) ging die Polizei einem Fall nach, wo ein „Horror-Clown“ mit einem Plakat vor einer Grundschule stand. Darauf war zu lesen: „Ihr werdet heute alle sterben!“ Solche Berichte gibt es zuhauf. In Düsseldorf versuchte ein Clown Kinder mit Geld in Wald zu locken. Einige Eltern haben bereits Jagd auf solche Clowns gemacht und dabei auch harmlose verschreckt. Obwohl Clowns-Masken in Verruf geraten waren, wurden sie in einem Dorstener Geschäft weiter verkauft wie jede andere Verkleidung auch. Doch die Polizei riet vom Kauf der Clowns-Masken ab. „Auf Masken verzichten, damit es keine Missverständnisse gibt“, war von dort zu hören.

Clowns mit Kettensägen, Messern, Pistolen und  Baseballschlägern

Nach Auskunft der Polizei hat es in Dorsten bis dahin keine Zwischenfälle, zumindest keine Anzeigen, gegeben. Im Kreis Recklinghausen und darüber hinaus aber schon. In Datteln sprangen Clowns auf die B 235, erschreckten Autofahrer und zwangen sie zur Vollbremsung. Im Juni 2017 hatte dies für das Clowns-Pärchen ein gerichtliches Nachspiel. Gegen die 35-jährige Frau hat das Amtsgericht Recklinghausen wegen eines „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“ sechs Monate Haft auf Bewährung verhängt, ihr 29-jähriger Freund muss 1000 Euro Geldstrafe zahlen. Es ist das erste Urteil gegen „Horror-Clowns“ in NRW. Dagegen hat das Horror-Pärchen im Juli 2017 Berufung eingelegt und sie im Januar 2018 wieder zurückgenommen. Damit wurde das Urteil rechtskräftig. – In Bottrop legten zwei Unbekannte einem Passanten ein Seil um den Hals und schleiften ihn einige Meter mit. Dazu meldete die Polizei, dass jegliche Form von Gewalt oder Bedrohung mit einer Waffe strafrechtlich verfolgte werde. Doch nicht jeder „Clown“ will tatsächlich auch angreifen, sondern nur erschrecken. Das ist eben Halloween. Wenn aber der so Erschreckte dabei stürzt und sich verletzt, kann es für den „Horror-Clown“ Konsequenzen haben. Im Jahr 2015 hatte eine Dorstenerin einen ärgerlichen Halloween-Streich erlebt, der Folgen hatte, wie sie der „Dorstener Zeitung“ mitteilte. Unbekannte bewarfen die Hausfassade mit Eiern. Die Flecken hätten sich schwarz verfärbt und seien nicht mehr weggegangen. Das war Sachbeschädigung, die dem Verursacher teuer zu stehen können könnte, denn das Delikt kann mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden. Dennoch nahm die Invasion der bösen „Horror-Clowns“ an Halloween überall zu. Manche haben eine Kettensäge in der Hand, andere Messer oder Pistolen. Am 31. Oktober 2016 erfuhr die Polizei in Gelsenkirchen, dass ein Clown auf dem Gelände einer Schule sein Unwesen treibe. Der Verkleidete sei mit einem Baseballschläger auf eine Gruppe Jugendlicher zugelaufen. Zwei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren flüchteten, kletterten über einen Zaun und verletzten sich. Dann stellte sich heraus, dass der „Horror-Clown“ ein Freund von ihnen war. Ein bewaffneter Clown hatte in Wesel am Niederrhein nachts am Bahnhof zwei junge Männer erschreckt. Der Maskierte hatte mit einer Pistole hantiert und ein Messer dabei gehabt, so die Polizei.

Halloween-Nacht 2019 ohne Zwischenfälle

Die Halloween-Nacht 2019 verlief in Dorsten friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle, wie die Polizei mitteilt. Und auch auf den Straßen blieb alles ruhig. Michael Myers, Jason Voorhees, Freddy Krueger und alle anderen, die in der Szene psychopathischer Massenmörder Rang und Namen haben, tummelten sich Donnerstag in der Traumfänger-Galerie, im Gemeinschaftshaus Wulfen und im Kirchhellener Brauhaus am Ring, um unter Gleichgesinnten zu feiern. Zu ihnen gesellten sich Graf Dracula und andere Gestalten aus Hollywoods Horror-Maschinerie. Zusammen mit unzähligen Zombies war es eine bunte Mischung an Kostümierungen.

In Dorsten 2023: Briefkasten gesprengt, Eier geworfen, Böllerschüsse

In Dorsten wurde einem Bürger in Wulfen um 20 Uhr der Briefkasten gesprengt. Davor lagen ein kaputtes Ei und ein leerer Eierkarton. Zumal waren in der Umgebung über den ganzen Tag verteilt vermehrt Böllerschläge zu hören gewesen. Eine  Mutter schrieb in einem Facebook-Beitrag, dass ihre Tochter im Prosper-Hospital Recklinghausen behandelt werden musste, nachdem ein Böller in einem Tunnel explodiert sei. Das Mädchen konnte mit dem rechten Ohr nichts mehr hören. Die Sprecherin der zuständige Polizei Recklinghausen betonte, dass an Halloween „unheimlich viel Pyro“ gezündet worden sei. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 habe die Polizei kreisweit zudem etwas mehr Sachbeschädigungen registriert. Beispielhaft nannte die Polizei eine Hausfassade an der Pestalozzistraße, die mit Eiern beworfen wurde. Zudem haben Böller am Halloween-Nachmittag eine Papiertonne am Westgraben in Brand gesetzt, die von der Feuerwehr gelöscht werden musste.

Nordrhein-Westfalen 2023: Böllerwürfe und Krawalle

Am Halloween-Abend und in der darauffolgenden Nacht Ende Oktober 2023 hat es in verschiedenen Städten in NRW Böllerwürfe und auch Krawalle gegeben. „Statt lustigen Schabernack nutzen Chaoten den Abend, um auf den Straßen Unruhe zu stiften“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am 1. November. Vereinzelt sei es dabei zu tumultartigen Szenen gekommen, denen die Polizei schnell Einhalt geboten habe. Mit Blick auf die Einsätze in ganz NRW resümierte Reul: „Über 1800 Krawallmacher mussten frühzeitig den Heimweg antreten, 68 Personen wurden sogar ganz aus dem Verkehr gezogen.“ In Hagen erlitt laut Polizeibericht ein Busfahrer leichte Verletzungen, als Unbekannte Feuerwerkskörper zündeten. Vor allem in der Hagener Innenstadt haben insbesondere Jugendliche Pyrotechnik gezündet. Zudem seien Einsatzkräfte mit Eiern beworfen worden. In Marl wurden Böller auf Polizisten und Streifenwagen geworfen. Auch in Aachen und Düsseldorf war die Polizei in größeren Einsätzen (dpa).

Strafen können Horror-Clowns drohen

Wer die Attacken der Horror-Clowns lediglich als schlechten Witz abtut, der sollte einen Blick ins Strafgesetzbuch werfen. Denn die maskierten Erschrecker bewegen sich sehr nah an der Grenze zur Kriminalität. Bis in die 1960er-Jahre gab es in Deutschland eine Vorschrift, die sich „grober Unfug“ nannte. Den Paragraphen gibt es seit vielen Jahren nicht mehr, dafür aber eine Vorschrift im Ordnungswidrigkeitengesetz (§ 118, Belästigung der Allgemeinheit), nach der Belästigungen mit einer Geldbuße geahndet werden kann. Selbst wenn die Bedrohung nur als Scherz gemeint ist, macht man sich strafbar.

Jagd nach Süßigkeiten oft mit Schäden verbunden – Scherz oder Straftat?

Jedes Jahr ziehen am 31. Oktober Kinder und Jugendliche los, um „Süßes“ zu ergattern – oder „Saures“ zu verteilen. Dabei kann es zu Schäden kommen. Mit Eiern beworfene Hauswände, umgestürzte Mülltonnen oder demolierte Briefkästen sind leider beliebte „Streiche“ an Halloween. Eltern sollten mit ihrem Nachwuchs über die Folgen sprechen und sie ermutigen, sich auch in Gruppen von solchen Aktionen zu distanzieren. Bestenfalls ist ein Erwachsener bei der Jagd nach Süßigkeiten dabei. Sinnvoll ist auch ein kurzer Blick in die mitgenommenen Utensilien der Kids, bevor es auf Gruseltour geht. Mit im Gepäck ist aber auch für Kinder die Privathaftpflichtversicherung – wenn die Eltern eine solche Police besitzen. Sollte ein mindestens sieben Jahre altes Kind „unvorsichtig“ – im Versicherungsdeutsch: leicht oder grob fahrlässig – etwas anstellen, so greift der Versicherungsschutz. Nicht „schuldfähig“ sind Kinder im Regelfall bis zum 6. Lebensjahr. Wer durch ein solches Kind geschädigt wurde, dem hilft dann auch die private Haftpflichtversicherung der Eltern nichts. Ausnahme: Es besteht ein Tarif, der eigentlich „deliktunfähige Kinder oder Personen“ miteinschließt. Dazu ein Urteil: Zwei 13-Jährige warfen Eier an Halloween. Sie wurden dabei erwischt, wie sie ein Auto und eine Hauswand beschmutzt haben. Zwar konnten sie nicht strafrechtlich belangt werden, weil sie noch strafunmündig waren. Sie mussten jedoch Schadenersatz leisten. Wer genau geworfen hatte, war unerheblich. Denn jeder sei wegen der „gemeinschaftlich begangenen unerlaubten Handlung“ verantwortlich (AmG München, 262 C 18911/00).

Mögliche Schäden durch Wohngebäudeversicherung abgedeckt

Es wird oft vergessen, dass die Beseitigung der Schäden durch die Streiche hohe Kosten nach sich ziehen kann. Eigentümern oder Vermietern hilft dann eine Wohngebäudeversicherung, die meist Schäden abdeckt, die mutwillig entstanden sind – jedenfalls bis zu einem gewissen Prozentsatz der Versicherungssumme. Strafrechtlich gilt ein solcher „Streich“ als Sachbeschädigung und kann eine Geldstrafe nach sich ziehen – in schweren Fällen auch Haft.
Wird ein geparktes Auto in der Halloween-Nacht beschädigt, so ist das „Vandalismus“. Die Täter entkommen meist unerkannt. Dennoch springt die Vollkaskoversicherung des Autobesitzers ein. Die Teilkasko kommt generell für Glasbruchschäden auf – unabhängig von der Ursache. Ob die Versicherung zahlt oder nicht, hängt nicht davon ab, ob das Auto sicher geparkt oder zusätzlich geschützt war. Besteht die Möglichkeit, das Auto – zum Beispiel in einer Garage – unterzustellen, so sollte das aber gemacht werden (Quelle: Entnommen Redaktionsbüro Büser in der DZ vom 25. Okt. 2023).

 

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