Beiermann im Agatha-Turm - ein Handwerk zum Lobe Gottes
1869 in Dorsten bis 1942 ebenda; Beiermann. – Wenn einer in den Seilen hing, dann war er es. Abend für Abend stieg er die Treppen hinauf in den Turm von St. Agatha, um für die Andacht die Glocken zu läuten. Beiern nannte man das. Und der, der beierte, war der Beiermann. Wilm Hahne war der letzte Beiermann von St. Agatha. Nach ihm brachte die Elektrizität die Glocken zum Schwingen. Es war schon eine rechte Kletterei, bis Hahne oben im Glockengebälk saß und geschickt die mehrere tausend Pfund schweren Glocken zum Klingen brachte. Wilm Hahne verstand sein kirchliches Handwerk zum Lobe Gottes, denn er übte es 42 Jahre lang aus. Von 1885 bis 1927 sorgte er in luftiger Höhe für den guten Ruf der Stadtkirche. Beiern musste gekonnt sein. Um die vorgeschriebene Klangfolge der Glocken auch richtig hinzubekommen, musste der Beiermann nach einem bestimmten Rhythmus mit Händen und Füßen an den Glockensträngen ziehen. Wilm Hahne war immer gut aufgelegt, erzählen sich die alten Dorstener. Und er hatte einen Helfer, den alten Schuster Brand vom Südgraben. Als dieser beim Beiern nicht mehr helfen konnte, musste dessen Sohn Heinrich in den Glockenstuhl, um Wilm Hahne zu assistieren. Hahne war verheiratet mit Marie Ammeling. Das Ehepaar hatte drei Töchter und einen Sohn.