Beim „schönen Heribert“ schlugen die Mädchenherzen höher
1914 in Neheim bis 2007 in Warendorf; Franziskanerpater, Lehrer und Seelsorger. – In jungen und mittleren Jahren war er der Schwarm einer ganzen Mädchengeneration („der schöne Heribert“). Doch sein Interesse galt der Seelsorge und dem Unterricht, seine Hobbys waren Briefmarkensammeln mit Motiven der Geburt Christi und die Aufarbeitung der Geschichte des Dorstener Franziskanerklosters, über das er zum 500-jährigen Bestehen 1988 eine fundierte Dokumentation herausbrachte. Im Innenleben des Klosters war er zuständig für das Stopfen der Strümpfe – seiner eigenen und die seiner Mitbrüder.
Pater Heribert war ein sorgfältiger Chronist des Klosters
Mit Taufnamen hieß er Josef, kam in Neheim als achtes von zehn Kindern zur Welt, ging 1935 ins Franziskanerkloster zu Warendorf und ging seinen philosophisch-theologischen Studien von 1936 bis 1941 an der Philosophisch-theologischen Hochschule der Franziskaner in Dorsten und in Paderborn nach, wo er 1941 zum Priester geweiht wurde. Kurz danach kam er zum Militär (Sanitätsdienst), kehrte 1945 nach Hause zurück, war einige Monate im Kloster Warendorf tätig und bis Juni 1946 im Kloster zu Münster. Von dort wurde er als Religionslehrer an das Gymnasium Petrinum nach Dorsten berufen und studierte nebenher noch in Münster Philologie. Daher konnte er am Gymnasium Petrinum als Lehrer fest angestellt werden. Er unterrichtete über 30 Jahre lang in verschiedenen Fächern und war auf vielfache Weise in der Seelsorge tätig. 1979 schied er als Studiendirektor aus dem offiziellen Schuldienst aus, arbeitete aber weiterhin noch in der Schule und Seelsorge. Pater Heribert verwaltete im Kloster das Archiv. Für den Kunstverlag Schnell & Steiner schrieb er zahlreiche Kunstführer über Kirchen und Klöster. Auch erforschte er die Geschichte und den Stammbaum seiner Familie in Neheim, den er bis zum Jahre 1600 zurückverfolgen konnte. Seiner Heimatstadt Neheim-Hüsten blieb er stets verbunden und feierte dort in Urlaubszeiten Messen im Dom, nahm Trauungen und Taufen vor. 2004 kam er aus gesundheitlichen Gründen in die Pflegestation des Warendorfer Franziskanerklosters, wo er drei Jahre später starb. Bestattet ist er auf dem Gräberfeld der Franziskaner in Dorsten. – Das Foto zeigt den Pater im Jahr 1961.
Er missbrauchte sexuell einen ihm anvertrauten Schüler
Zu dieser Zeit war er Direktor des St. Peter-Konvikts im Kloster, ein Internat für Schüler des Gymnasium Petrinum. Dort missbrauchte er Anfang der 1960er-Jahre sexuell einen Schüler, dessen Vater er aus Neheim kannte, mit er seit der eigenen Schulzeit befreundet war. Der Vorfall kam erst 50 Jahre später an die verdeckte Öffentlichkeit, als das Missbrauchsopfer diesen Vorfall der Franziskaner-Provinz meldete und nach Prüfung des damaligen Geschehens mit 4000 Euro „entschädigt“ wurde. – Ein Artikel darüber an anderer Stelle, siehe Link.
- Nachruf: In seiner Todesanzeige nach seinem Tod am 27. Januar 2007 würdigten in die Dorstener Franziskaner zusammen mit Angehörigen der Familie Griesenbrock u. a. mit der Textzeile (Auszug): „Er zeigte in Schule und Seelsorge große Einsatzbereitschaft und setzte seine Vielseitigkeit in unterschiedlichen Bereichen ein…“ In Bezug auf seine Missbräuche eine zutreffende und sicherlich ungewollte Formulierung: In diesem Bereich war er ebenfalls einsatzbereit und vielseitig!
Siehe auch: Franziskanerkloster
Siehe auch: Franziskanerkloster 2017
Siehe auch: Franziskaner-Museum
Siehe auch: Missbrauch im Franziskaner-Internat (Essay)