Dorstener Pfarrer waren für die Gemeinde Gelsenkirchen-Horst zustandig
Die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Horst, heute Stadtteil von Gelsenkirchen, war eng verbunden mit der Geschichte der Dorstener Gemeinde. Dorstener Pfarrverweser betreuten die Horster Gemeinde, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gebildet wurde. Aber schon zur Zeit der Gegenreformation zeigten sich in Horst Spuren evangelischen Lebens. Diese ersten Anfänge hingen eng mit dem Schicksal von Schloss Horst zusammen. Marschall Rüttger von der Horst, der berühmte Erbauer des Schlosses, hat als einflussreicher Politiker unter den Großen seiner Zeit eine bedeutende Rolle gespielt und auch zwischen katholischen und evangelischen Fürsten vermittelt. Nach seinem Tode 1581 übernahm der eingeheiratete Freiherr Bertram von der Loe zu Geist und Palsterkamp die Herrschaft. Palsterkamp liegt im Ravensbergischen und war damals schon evangelisch. Die Erbtochter der beiden, Sybilla, heiratete den evangelischen Freiherrn Dietrich von der Recke. Sybilla soll eine äußerst energische Dame gewesen sein, die auch in die kirchlichen Angelegenheiten „eingegriffen“ hatte.
Evangelische Christen kamen als Bergleute aus dem Osten
Der äußere Anlass zur Gründung der evangelischen Kirchengemeinde war die Abteufung der Zeche Nordstern im Jahre 1865. Unter den zuwandernden Arbeitern aus allen Teilen Deutschlands waren es vor allem die Evangelischen aus den Ostgebieten, und unter diesen wiederum die Ostpreußen, die der werdenden Gemeinde das Gepräge gaben. Sie hatten es nicht leicht, in dem damals rein katholischen Gemeinwesen heimisch zu werden. Sogar ihre ersten Toten mussten sie „abseits auf ungeweihtem Boden“ beerdigen. Erst als sie erfuhren, dass der Friedhof Kommunaleigentum war, gestattete man ihnen notgedrungen die Beerdigung. 1866 kam der Pfarrverweser Bovermann von Dorsten, um sich nach der Lage dervangelischen zu erkundigen und eine Bibelstunde einzurichten. Der Zechenbeamte Buschmann stellte damals ein Zimmer in seiner Wohnung zur Verfügung. Anfangs sammelten sich dort 14-tägig etwa zehn Teilnehmer. Der Wille der kleinen, aber stetig wachsenden Gemeinde, ihren Glaubens zu leben, zeigte sich in dem Streben nach einer evangelischen Privatschule, die 1867 genehmigt wurde. Für die Privatschule stellte die Zechenverwaltung in einem ihrer Häuser einen Raum zur Verfügung, wo die kleine Gemeinde mit dem Dorstener Pastor auch ihre ersten Gottesdienste abhalten konnte.
Horster Gemeinde wurde jahrzehntelang von Dorstener Pfarrern betreut
Der damalige Lehrer Meyer verstand es, die Evangelischen zu sammeln und ihnen Interesse für die Angelegenheiten der Gemeinde einzuflößen. Er war stets bereit, in Vertretung des Dorstener Geistlichen auch Lesegottesdienste zu halten. Schon 1870 hatte man erreicht, dass die Privatschule zu einer öffentlichen erhoben wurde. In den Jahren nach 1870 betreuten nacheinander die Dorstener Pfarrer Hesselmann und Nordmeyer und vor allem Stapenhorst die kleine Gemeinde. Damals nahm die Zeche, die zeitweilig stillgelegt war, einen neuen Aufschwung. Neue Arbeiter wurden gewonnen, vor allem wieder Evangelische aus Ostpreußen. Um 1880 zählte die Gemeinde bereits über 300 Seelen. Der kleine, unfreundliche und enge Schulraum genügte den Anforderungen nicht mehr. Pfarrer Stapenhorst bemühte sich sehr um die Verselbständigung der Gemeinde und die Erbauung eines Kirchenhauses. 1882 erlangte die „Evangelische Kirchengemeinde Horst“ durch das königliche „Erektionsdekret“ vom 17. April 1882 ihre Selbstständigkeit, blieb aber zunächst auch weiterhin mit Dorsten verbunden. Gleichzeitig kam auch die Genehmigung zum Bau der Kirche. Mit Hilfe der kirchlichen Behörden, des Gustav-Adolf-Vereins und der Opfer dieser kleinen Gemeinde konnte die Kirche bereits am 2. Februar 1883 eingeweiht werden. 1887 kam der Pfarrverweser Franke aus Driburg nach Horst. Die bis dahin bestandene Verbindung mit Dorsten wurde gelöst und der Zusammenschluss der Horstener Gemeinde mit Buer vollzogen.