Gastgewerbe in „prekärer“ Situation

Corona-Pandemie bescherte Hotels, Restaurants und Cafés schwierige Zeiten

Nach der Covid-19-Pandemie im Jahr 2023 wurde es nicht besser. Die Branche kämpft mit Personalproblemen, sparsamen Gästen und gestiegenen Preisen. Einige Gastronomie-Betriebe in Deutschland setzen Roboter ein, zum Beispiel in der Küche – für einzelne Zubereitungsschritte bis zum Zusammenstellen von Gerichten wie Pasta-Speisen oder Currys. Das gab der Branchenverband Dehoga 2024 bekannt. Kochroboter hätten künftig sicher mehr Potenzial, hieß es. Auch McDonalds will künstliche Intelligenz stärker in die Arbeitsabläufe integrieren. An mehr als 100 Standorten in den USA will die Schnellrestaurantkette testweise Sprach-Bestellungen von KI annehmen lassen. Um zu sehen, wie groß der Bedarf ist, muss man in Deutschland nicht lange suchen. „Personal gesucht“ – bundesweit zieren Aushänge Türen und Fenster von Restaurants und Cafés. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft hat sich die Fachkräftelücke in Hotel- und Gaststättenberufen zwischen Juni 2023 und Juni 2024 fast halbiert. Das heißt aber nicht, dass es genug Personal gibt. Ganz im Gegenteil. Die Betriebe suchen weiterhin, nur eben weniger Fachkräfte. Die Personalsituation sei „prekär“, sagt der Referatsleiter Gastgewerbe der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Mark Baumeister. Bedingt durch Zeitdruck, niedrige Einkommen und massive Mehrarbeit falle es der Branche schwer, Fachkräfte oder Auszubildende zu gewinnen.

Der Situation angepasste Leistungen und Öffnungszeiten

Weil viele Hotels, Restaurants und Cafés keine qualifizierten Beschäftigten finden und die wirtschaftliche Lage schlecht ist, werden Stellen vielfach nicht mehr ausgeschrieben. Betriebe passen Leistung und Öffnungszeiten an und setzen stärker auf Ungelernte als auf Fachkräfte. Für Kunden kann sich das spürbar auswirken. Ob Weinempfehlungen oder die korrekte Bedienung am Tisch – so etwas finde bei angelernten Kräften kaum statt, sagt Baumeister. In der Küche steige der Einsatz von Fertiggerichten, das Angebot werde eingeschränkt. Im Hotel entfalle die fachgerechte Beratung der Gäste. Die Gründe für die Entwicklung liegen auch in der Coronazeit. Das Gastgewerbe war einer der Wirtschaftszweige, die am stärksten von der Pandemie betroffen waren. Viele Fachkräfte orientierten sich im Zuge dessen in andere Berufe um. In den Jahren 2020 und 2021 sank die Zahl der Beschäftigten laut Gewerkschaft um 330.000. Im darauffolgenden Jahr sei sie zwar wieder um 224.000 gestiegen. Zwei Drittel davon waren allerdings Minijobber, also Ungelernte.
Zwei Jahre nach der Pandemie hat die Branche immer noch Probleme. Die Unternehmen kämpfen nicht nur mit Personalproblemen. Die Kunden sparten zuletzt vielfach auch bei der Nutzung gastronomischer Angebote, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt. Jeder Dritte gibt an, dabei in den vergangenen Jahren stärker auf den Preis geachtet zu haben. Das war mehr als in anderen Bereichen wie Tickets für Kino oder Konzerte, Möbel und Elektronik.

Tausende Betriebe standen vor dem Aus

Laut einer Dehoga-Verbandsumfrage setzten die Hoteliers und Gastronomen im ersten Halbjahr 2024 trotz gestiegener Preise nominal knapp elf Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn brach demnach sogar um 22 Prozent ein. Die Fußball-Europameisterschaft brachte nicht den erhofften Aufschwung. „Trotz größter Anstrengungen wird es für unsere Betriebe immer schwerer, wirtschaftlich zu arbeiten. Wenn sich nichts ändert, stehen weitere Tausende Betriebe vor dem Aus“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick.


Quelle: Christian Rothenberg in RN (DZ) vom 10. Oktober 2024

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