2023 haben in NRW über 5570 Bürger die Fahrerlaubnis freiwillig abgegeben
Während die EU Anfang des Jahres 2024 über die Einführung von Fahrtauglichkeitsprüfungen für Senioren debattierte, ist die Zahl der freiwilligen Rückgaben von Führerscheinen deutlich gestiegen. Sozialverbände forderten den Ausbau von Alternativen. Der Ruhr-Nachrichten Verlag, zu dem auch die Dorstener Zeitung gehört, hatte in einer Umfrage zum Thema herausgefunden, dass im Jahr 2023 mehr als 5570 Bürger in Nordrhein-Westfalen freiwillig ihren Führerschein bei den Behörden abgegeben hatten. Das sind 14 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Für damals hatten die Straßenverkehrsämter nach eigenen Angaben noch rund 4890 Rückgaben registriert. 70 Prozent der 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW lieferten Daten für die Umfrage. Die vom Cyberangriff auf den Anbieter Südwestfalen-IT betroffenen Verwaltungen konnten mit Ausnahme des Märkischen Kreises keine Zahlen beisteuern. Die übrigen fehlenden Kommunen gaben an, keine Statistik zu führen oder die Daten technisch nicht auswerten zu können. Knapp die Hälfte der Straßenverkehrsämter konnte darüber hinaus Angaben zur Altersstruktur machen: Demnach erfolgten im Jahr 2023 im Schnitt gut 53,7 Prozent der freiwilligen Rückgaben durch Senioren. Fünf Jahre zuvor hatte deren Anteil noch 46 Prozent betragen. Neben dem freiwilligen Verzicht aus Altersgründen werde der Verzicht gegenüber der Führerscheinstelle oft erklärt, um andere negative Maßnahmen zu vermeiden. So könne man damit in bestimmten Fällen den Entzug der Fahrerlaubnis, der mit einer gebührenpflichtigen Ordnungsverfügung verbunden wäre, abwenden, erklärten mehrere Behördensprecher.
Der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK NRW, Horst Vöge, rechnet damit, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird: „In den kommenden zehn Jahren werden wir die Folgen der demografischen Entwicklung deutlich stärker zu spüren bekommen. Das wird auch zu höheren Zahlen bei der Rückgabe von Führerschein durch Senioren führen.“
Abgabe meist durch Verkehrsunfälle im höheren Alter
Verkehrsexperten weisen regelmäßig darauf hin, dass Senioren gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung zwar seltener in Unfälle verstrickt sind als jüngere. Waren ältere Menschen als Pkw-Fahrer jedoch in einen Unfall verwickelt, so trugen die über 65-Jährigen nach Angaben des Statistischen Bundesamts in mehr als zwei Drittel der Fälle (68 Prozent) die Hauptschuld. Bei den über 75-Jährigen war dies bei 76 Prozent der Unfälle der Fall. Die Diskussion um eine freiwillige Rückgabe im Alter hat durch aktuelle Pläne aus Brüssel an Fahrt gewonnen. Ein Vorschlag der EU-Kommission in der geplanten Führerscheinrichtlinie sieht vor, die Fahrtauglichkeit von Senioren regelmäßig überprüfen zu lassen. Die Pläne gelten als umstritten. Tatsächlich belegt die Behörden-Umfrage, dass der Anteil der Senioren bei der freiwilligen Führerscheinrückgabe im ländlichen Raum deutlich niedriger ausfällt als in den Großstädten entlang der Rheinschiene oder im Ruhrgebiet. Das liegt auch an gezielten Angeboten: In Bonn beispielsweise, wo 2023 allein 169 Autofahrer über 60 Jahre ihre Fahrerlaubnis abgaben, erhalten Senioren nach freiwilliger Rückgabe des Führerscheins ein über die Stadt finanziertes ÖPNV-Ticket mit einer Gültigkeit von sechs Monaten.
- PKW-Führerschein mit 16 Jahren kommt doch nicht. Den Führerschein mit 16 wird es in Deutschland so schnell doch nicht geben. Die Umsetzung der Pläne zum Erwerb eines Pkw-Führerscheins bereits mit 16 Jahren lasse das europäische Recht derzeit nicht zu, teilte das Bundesverkehrsministerium in Berlin im April 2024 der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP wollte begleitetes Fahren ab 16 statt wie bisher mit 17 Jahren ermöglichen und hatte das Vorhaben in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Wann es umgesetzt wird, ist unklar. Mit 16 darf man zwar den Führerschein machen, fahren ist unter Auflagen aber erst ab dem 17. Lebensjahr erlaubt (dpa)
Siehe auch: Führerschein
Quelle: DZ vom 9. Febr. 2024