Friedhof Agatha – Grabschändungen

Unbekannte verwüsteten 2024 wochenlang Gräber – Diebesgut aufgefunden

Heribert G. (Name geändert) wurde Opfer von Vandalismus. Unbekannte haben in der Nacht von Sonntag auf Montag (4./5. August 2024) das Grab ihres Mannes auf dem Agatha-Friedhof in Dorsten verwüstet. Seit Ende Juni fehlte nur ein Buchstabe auf dem Grab von Heriburg G.s Mann auf dem Friedhof der St. Agatha-Gemeinde in Dorsten. Unbekannte hatten den Bronze-Buchstaben „N“ vom Grabstein gewaltvoll abgerissen. Schon im Juni 2024 hatte die 73-jährige Dorstenerin gesehen, dass die Diebe auch an das große Bronze-Kreuz, das zwischen zwei Grabsteinen verankert war, wollten. Dieser Versuch blieb allerdings erfolglos. Nun war das komplette Grab ihres Mannes verwüstet. Alle Ornamente aus Bronze waren herausgerissen, das Bronze-Kreuz war abgesägt. Die großen Grabsteine waren kreuz und quer auf dem Grab verteilt. Vor 15 Jahren war ihr Mann gestorben. Seitdem kommt sie regelmäßig zum Grab. Damals hat der große Grabstein rund 4000 Euro gekostet. Die jetzige Verwüstung wurde mit 8000 bis 10.000 Euro bewertet. Allein der Abtransport der Steine kostet Geld. Für Heribert G. ist aber klar: „Da kommt kein Metall mehr dran.“

Täter zerstörten mehrere Gräber

Das Grab ihres Mannes war nicht das einzige, das den Tätern zum Opfer fiel. Heribert G. hat fünf bis sechs Gräber gezählt, die verwüstet, demoliert und zerstört wurden. „Vandalismus ist das Allerschlimmste“, sagt die Dorstenerin. Stefan Lukassen, Mitinhaber der Friedhofsgärtnerei Lukassen & Breuker, bestätigt den Vorfall. „Wöchentlich bekommt man irgendwas mit“, sagt er. Die Zerstörung am Grab von Ulrich Boenisch sei nur eine von vielen in den letzten Wochen und Monaten. Er betont aber, dass es wichtig ist, dass jeder Geschädigte selber zur Polizei geht und Anzeige erstattet. Das hat auch Heribert G.  getan.

Gestohlener Grabschmuck tauchte 30 Kilometer von Dorsten wieder auf

Über Umwege erfuhr Heriburt G., dass sein im September 2024 gestohlener Grabschmuck rund 30 Kilometer entfernt wieder aufgetaucht war. Immer wieder schlagen Diebe auf Friedhöfen zu und stehlen Grabschmuck aus Metall. Anfang Juli hat auch das Grab von Heribert G. Begehrlichkeiten bei den Tätern geweckt. Sie entwendeten ein rund 20 Kilogramm schweres Kreuz vom Grab, in dem seine Ehefrau und kürzlich erst seine Tochter beigesetzt wurden. Jetzt ist der Grabschmuck auf Umwegen wieder aufgetaucht. „Ich gehe jeden Tag zum Friedhof“, erklärt der 65-Jährige der Dorstener Zeitung. „An dem Tag habe ich gefrühstückt, dies und das gemacht, und bin dann zum Grab gegangen.“ Heribert G. sah direkt, dass das Kreuz fehlte. Er erstattete richtigerweise umgehend Anzeige bei der Polizei. Ein paar Wochen später erhielt er die Mitteilung, dass das Verfahren eingestellt worden sei. Die Täter konnten nicht ermittelt werden und die Nachforschungen ergaben keinen Erfolg, heißt es im Schreiben der Kreispolizeibehörde Recklinghausen.

Trauer und Wut machten sich nach dem Vorfall bei Heribert G. breit

Er versteht nicht, warum die Täter immer wieder auf Friedhöfen zuschlagen. „Das Kreuz ist aus Messing“, sagt er und erklärt, dass kein hoher monetärer Wert an dem Kreuz hängt. Es sei hingegen ein emotionaler Wert, den der Gegenstand für ihn habe. „Das Kreuz ist 49 Jahre alt. Das haben die Arbeitskollegen meines Vaters angefertigt. Man sieht ganz viele Hammerschläge auf dem Metall.“ Daraufhin bestellte er für rund 400 Euro ein neues Kreuz, das Ende September angebracht werden sollte. Diesmal ist es aber aus Marmor: „Das klaut dann keiner mehr.“ Aber noch bevor der Ersatz am Grab angebracht werden konnte, bekam er plötzlich einen Anruf von einer Bekannten aus Dorsten. Man habe Diebesgut auf dem Marienfriedhof gefunden und sichergestellt. Es könne sein, dass auch sein Kreuz dabei sei. Das Kuriose: Der Grabschmuck soll zwar direkt am Marienfriedhof gefunden worden sein, lagere aber rund 30 Kilometer entfernt in einer anderen Stadt. Heribert G. bekam Bilder vom gefundenen Diebesgut zugeschickt und erkannte sein Messing-Kreuz wieder. Er fuhr nach Reken, musste vor Ort beweisen, dass es sein Grabschmuck war, und sich ausweisen. Wie das Diebesgut dahin kam, blieb zunächst unklar.

Eine Anfrage bei der Polizeipressestelle brachte etwas Licht ins Dunkel

Mitte Juli wurde Diebesgut am Marienfriedhof gefunden. Auch auf dem Waldfriedhof war einen Monat später gestohlener Grabschmuck wieder aufgetaucht. Die Polizei stellte die Gegenstände sicher. Für Dorsten geschieht das durch einen externen Dienstleister, der sein Lager in Reken hat. Eine Sachbearbeiterin kümmerte sich anschließend darum, dass die Eigentümer ermittelt wurden. „Das kann bei der Menge durchaus ein wenig dauern“, gibt Pressesprecher Andreas Lesch zu bedenken. Bislang konnten allerdings schon einige Besitzer ausfindig gemacht werden.

Weitergabe der Anzeige habe die Polizei übersehen

Heribert G. wurde allerdings nicht benachrichtigt. Seine Anzeige habe man übersehen, soll ihm die zuständige Person bei der Polizei gesagt haben. „Was wäre, wenn ich es nicht um Ecken erfahren hätte?“, fragt er sich. Andreas Lesch erklärt, dass an den Friedhöfen Informationen zu den Funden ausgehängt werden sollen. „Wir sind bestrebt, die Gegenstände wieder den Eigentümern zuzuordnen“, ergänzt der Pressesprecher. Eine Veröffentlichung von Bildern des Diebesgutes wäre ein weiterer Schritt, der in Erwägung gezogen wird, wenn die Suche nach den Besitzern in eine Sackgasse läuft.

Siehe auch: Friedhöfe (Artikelübersicht)
Siehe auch:
Friedhöfe im Überblick


Quellen: DZ vom 7. August 2024 – DZ vom 29. September 2024

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone