Ob sich um die „Weltenkugel“ die beiden Arme der Skulptur zanken?
1907 in Menden bis 1991 in Bonn-Bad Godesberg; Bildhauer. – Von ihm stammt die in den 1980er-Jahren installierte Betonskulptur „Weltenkugel“ im Norden der Baugruppe Eggeling am Himmelsberg in Wulfen Barkenberg. Sie hatte im Volksmund der Barkenberger bald den Namen „Zankapfel“ weg. Warum? Darüber gibt lediglich eine Bildzeile auf dem Titel der im Jahr 2000 erschienenen Veröffentlichung „Wulfener Nachrichten“ Auskunft (siehe Foto). Demnach wird der „Zankapfel“ so gedeutet, dass der längere Arm mit dem kürzeren um die „Weltenkugel“ in der Mitte der beiden hochgerechten Säulen zankt. Vielleicht weiß der eine oder andere Leser mehr darüber.
Die NSDAP förderte den angehenden Künstler intensiv
Nach der Volksschule in Menden absolvierte er 1923 eine Lehre als Dekorationsmaler, die seinen Lebensweg als bildender Künstler vorzeichnete. Er besuchte dann die Kölner Werkschule, die nach dem Werkbundgedanken konzipiert war, eine Einheit von Architektur, Handwerk und Kunst herzustellen. Ab 1928 gab Martin Frey Zeichenunterricht an den gewerblichen Berufsschulen der Stadt Bonn sowie in Troisdorf und setzte diese Tätigkeit bis 1936 in Godesberg fort. 1933 trat Martin Frey in die NSDAP ein (bis 1945), die ihm einen Vertrag als Bühnenmaler am Kölner Schauspielhaus sowie an der Oper Köln verschaffte und später, 1941, sein Kunststudium in München über die NS-Stiftung „Joseph-Grohe-Stiftung“ finanzierte. Die Stiftung war nach dem NSDAP-Gauleiter Aachen-Köln benannt. Folglich trat Frey auch dem Nationalsozialistischem Deutschen Studentenbund (NSDStB) bei und stellte den Antrag auf Aufnahme in die Reichskammer der Bildenden Künste in Berlin. Das war die Voraussetzung, um Parteiaufträge wie Dekorationen für NSDAP-Arbeiten, Ausstattung von Parteigebäuden, öffentlicher Verwaltungsbauten, Museen und Schulen zu erhalten. Das NS-Volksbildungswerk Siegburg richtete dem aufstrebenden NS-Künstler Martin Frey 1941 eine Einzelausstellung in der Volksbildungsstätte Siegburg aus. Gezeigt wurden Rhein-Landschaften sowie Bilder aus dem besetzten Rumänien und Prag, wo er sich während des Kriegs als Soldat aufhielt. Das NS-Kulturwerk widmete ihm 1944 eine Einzelausstellung in Köln.
Vom Aquarellmaler von Industrielandschaften zum Bauplastiker
Nach Kriegsende zog Martin Frey von Bad Wiessee nach Bad Godesberg, heiratete und verlegte in der Zeit der Neuorientierung seine Kunst ganz auf Landschaftsmalerei. Hier wurde er Mitglied im örtlichen „Verschönerungsverein Bad Godesberg“. Im Oktober 1947 gründete Martin Frey zusammen mit Künstlerkollegen den „Ring Godesberger Künstler“. Im selben Jahr trat er auch der „Künstlergruppe Bonn“ bei und beteiligte sich an der Arbeitsgemeinschaft Kölner Künstler“. Seine NS-Vergangenheit schien damals kein Thema gewesen zu sein. Wie überall, wurde auch hier geschwiegen und verschwiegen. Im Kölner Kunstverein stellte Martin Frey erstmals in der Gemeinschaftsausstellung „Kölner Künstler 1948“ seine Bilder aus, ein Jahr später in der großen Bonner Sommerausstellung in der Münsterschule Bonn. Seine Bekanntheit als Aquarellmaler verbreitete sich. Bei ihm stieg das Interesse an Industrielandschaften, die Zusammenführung reiner Landschaft mit Überlandleitungen, Raffinerien, Industriebauten, Gleisanlagen und Rangierbahnhöfen. Ab 1954 wechselte Martin Frey nach und nach sein darstellerisches Metier und wandte sich der Plastik zu. Auch hier zeigte sich wieder der Pragmatiker. Nach den im Nachkriegsdeutschland geltenden Bauvorschriften musste die öffentlicher Hand ein Prozent der Bausummen für „Kunst am Bau“ ausgegeben. Daher nahm Frey verstärkt an den Ausschreibungen von Städten, Land oder Bund und Wettbewerben teil. Martin Frey spezialisierte sich auf „schmückende Bauplastik“: Wandgestaltungen, Glasfenster, Reliefs, Mosaike und Metallskulpturen. Seine Entwürfe kamen an. Sie sind im Stil zeitgemäß modern, aber nicht avantgardistisch. Seine „Kunst am Bau“ ist integrativ und für alle Bevölkerungsschichten akzeptabel, ebenso bei Architekten und Stadtplanern.
Ein Leben lang professioneller Vollblut-Künstler gewesen
Martin Frey, so wird er in den wenigen Veröffentlichungen über ihn beschrieben, war Zeit seines Lebens ein professioneller Vollblut-Künstler, der sowohl freie als auch Auftragsarbeiten durchführte. Freiberuflich beteiligte er sich sein Leben lang an einer Vielzahl von Kunstausschreibungen und Kunstwettbewerben und hatte sich dadurch ein Gespür für aktuelle Themen und Themenumsetzungen erworben. Martin Frey, Zeit seines Lebens auch ein großer Schweiger über seine NS-Vergangenheit, starb im Alter von 84 Jahren im Juni 1991 in Bonn-Bad Godesberg und ist auf dem dortigen Burgfriedhof bestattet.
Siehe auch:
Werthmann, Friederich
Kunst im öffentl. Raum
Neue Stadt Wulfen
Wulfen-Barkenberg
Eggeling, Fritz
Barkenberg bunt
Quellen:
M. E. Hümmers Onlineseite „Treffpunkt Kunst – Profile Bonner Künstler“ (Aufruf 2017). – Wulfen-Wiki (Aufruf „Kunst im öffentlichen Raum in Wulfen, 2017).