1919 mit brutaler Gewalt gegen Arbeiter und Spartakisten vorgegangen
Von Wolf Stegemann – Das Freikorps Lichtschlag war eine paramilitärische Einheit, die am 14. Dezember 1918 kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs aufgestellt wurde. Im Februar 1919 beendete es mit Waffengewalt die kommunistischen Spartakus-Unruhen in Dorsten, Holsterhausen und Hervest. Wegen der brutalen Gewalt, mit der das Freikorps vorging, hieß es schon bald „Freikorps Totschlag“. Das Generalkommando des VI. Armeekorps Münster unter General von Watter begann nach der Novemberrevolution mit den aus der Westfront zurückkehrenden Einheiten Freikorps aufzustellen. Dabei entstand in Hagen das 2.500 Mann starke Freikorps Lichtschlag.
General Watter schickte das Freikorps mit der Eisenbahn nach Dorsten
Nachdem die Stadt fest in der Hand der Arbeiter- und Soldatenräte und der Spartakisten war, setzte sich auf Befehl General von Watters am 14. Februar 1919 das Freikorps Lichtschlag als Regierungstruppe mit dem Zug vom Münsterland nach Dorsten in Bewegung, um die Spartakisten-Aufstände niederzuwerfen. Am Morgen des anderen Tages traf das Freikorps am Bahnhof Dorsten ein, wo es ein heftiges Feuergefecht gab. Die Regierungssoldaten zogen nach Hervest-Dorsten und Holsterhausen, wo sich im Bereich Maria Lindenhof die Spartakisten verschanzt hatten. Das Freikorps setzte Artillerie und Giftgasgranaten ein und eroberte die Brücke. In Hervest-Dorsten kam es zu weiteren heftigen Kampfhandlungen mit schweren Geschützen, bis zum Nachmittag auch in Hervest die Spartakisten vertrieben oder gefangen waren. In Holsterhausen leisteten die Spartakisten heftigen Widerstand. Im Kommissariat fanden die Soldaten eine Mitgliederliste und Hauptmann Lichtschlag ließ eine umfassende Verhaftungswelle anrollen, bei der etliche Dorstener erschossen wurden (siehe Fest, siehe Zdunek; siehe Lichtschlag). Danach beschoss das Freikorps von Hervest-Dorsten aus die Altstadt und den Kirchturm, weil Lichtschlag glaubte, dass sich dort noch Spartakisten aufhielten. Auf dem Marktplatz und im Gefängnis erschossen oder erschlugen Freikorpsleute etliche der gefangenen Arbeiterführer und Spartakisten.
Bei den Kämpfen starben 38 Arbeiter, 110 Spartakisten saßen im Dorstener Gefängnis. Bei den Kämpfen in Dorsten kamen fünf Freikorpskämpfer ums Leben, von denen vier auf Dorstener Friedhöfen bestattet sind; einer wurde in seine Heimatstadt Haspe überführt: Heinrich Kreutzer, 19 Jahre; Robert Böhme, 59 Jahre; Leutnant Hans Efferoth, 21 Jahre; Schütze Alfred Römhild, 26 Jahre und Sergeant Willi Engel, 29 Jahre. Am 17. Februar besuchte der Kommandierende General des VII. Armeekorps in Münster, Freiherr von Watter, Dorsten, um mit Bürgermeister Lappe und Hauptmann Lichtschlag die Lage zu besprechen. Lichtschlag zog mit seinem Freikorps ins Ruhrgebiet weiter, um auch dort die Spartakus-Aufstände niederzuwerfen. Ein Jahr später löste der Kapp-Putsch erneut kommunistische Unruhen aus, in deren Folge die Stadt von der Roten Ruhrarmee besetzt wurde, die dann vom Freikorps Loewenfeld vertrieben wurde.
Gemälde Freikorpskampf an der Lippebrücke
Die Familie Schlotmann, die an der Lippebrücke wohnte, und deren Haus im Kampfgeschehen einbezogen war, beauftragte 1919 den Maler W. Plaar, das Ereignis als Danksagung aus der Errettung vor den Kommunisten im Bild festzuhalten. Auf dem Gemälde ist die alte Lippebrücke mit dem Schlotmannschen Haus (später Wasser- und Schifffahrtsamt) mit den anrückenden Lichtschlag-Freikorpssoldaten zu sehen. 1934 schrieb Dr. Josef Wiedenhöfer in seinem Büchlein „Der erste Hammerschlag“ zur Einweihung des Lichtschlag-/Loewenfeld-Denkmals über dieses Bild:
„Aus solcher Gefahr konnte nur göttliche Hilfe erretten, darum hat der Maler auftragsgemäß dargestellt, wie in furchtbarer Bedrohung die himmlischen Helfer nahen, die Himmelskönigin und der Engel, der mit der Waffe des Blitzstrahls den Schädel des Ungeheuers Spartakus trifft.“
(Siehe Rotarmisten, siehe Freikorps-Ehrenmal, siehe Freikorps Loewenfeld, siehe Spartakisten, siehe Loewenfeld, siehe Lichtschlag).
Das Lied der Lichtschläger
(dritter und letzter Vers)Drum nimmer verzaget, der tapfere Tod
Ist besser als feiges Verderben!
Tragt stolz eure Farben Schwarz-Weiß-Rot,
Erhaltet die Treue bis in den Tod,
Dann gibt es ein freudiges Sterben!
Und schmetternd dringt’s an der Feinde Ohr:
„So kämpft Lichtschlags treues Westfalenkorps!“
Quellen:
Wolf Stegemann/Anke Klapsing „Dorsten zwischen Kaiserreich und Hakenkreuz“, Dorsten 1986. – Wolf Stegemann: „Dorsten unterm Hakenkreuz“, Bd. 3 (1985).
Literatur:
Bogdahl: „Rote Fahnen im Fest“, 2 Bd. 1984. – E. Lucas: „Märzrevolution“, 3 Bd. 1978. – J. Wiedenhöfer „Der erste Hammerschlag“, Dorsten 1934. – Wolf Stegemann „Holsterhausen im Umbruch 1900-1933. Kaisers Krieg und Weimars Not“, 2007.