Faschingskrapfen

Meist „Berliner“ genannt – allerding nicht überall in Deutschland

Fester Bestandteil der Karnevalszeit – aber auch an Silvester – ist das gefüllte in Fett gebackene und mit Süßem gefüllte kugelförmige goldbraune Hefeteilchen, das millionenfach über die Bäckertheken gereicht werden. Sie heißen Krapfen, Berliner, Pfannkuchen und haben bezirksbezogen auch noch andere bezirksbezogene Namen. Es wird meistens mit Puderzucker oder Zuckerguss verziert. Die jüdische Küche kennt mit „Sufganijot“ (oft auch mit „y“ statt „j“ oder nur mit „i“ geschrieben) ein sehr ähnliches Fettgebäck, das zum Chanukkafest gereicht wird. Meist ist das Gebäck unter Berliner bekannt. Neben der üblichen Fruchtfüllung gibt es beim „Berliner“, die meistgenannte Bezeichnung“, auch Eierlikör-, Schokosoßen- oder Vanillepuddingfüllung. Zur Karnevalszeit wird er im Süden Deutschlands auch „Faschingskrapfen“ genannt.
Nach Angaben vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks werden jedes Jahr mehr als 350 Millionen „Berliner“ allein in Deutschland verkauft. Der vorherrschende Name stammt wohl daher, dass nach einer jahrhundertelangen Vorgeschichte unter anderem ein Bäcker aus Berlin im 18. Jahrhundert für eine weitere Verbreitung des Fettgebäcks gesorgt hat. „Es gibt im Wesentlichen vier verschiedene Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum“, sagt der Sprachforscher Stephan Elspaß von der Universität Salzburg, der einst das einschlägige populärwissenschaftliche Büchlein „Grüezi, Moin, Servus! Wie wir wo sprechen“ mitverfasst hat. „Im Osten Deutschlands sagt man ‚Pfannkuchen‘, im Westen – also Nordwesten, im Südwesten und ganz im Westen, einschließlich Ostbelgien – ‚Berliner‘; in Bayern, Österreich und Südtirol ‚Krapfen‘ oder ‚Faschingskrapfen‘ und hauptsächlich in Hessen ‚Kräppel‘, das eine Lautvariante von Krapfen ist.“
„Berliner“ und „Pfannkuchen“ seien jeweils eigentlich nur Abkürzungen für „Berliner Pfannkuchen“. In Baden-Württemberg sowie im Raum Pfalz/Saarland sagten manche auch „Fastnachtsküchle“ oder „Fastnachtsküchelchen“. Vergleichsweise wenige Menschen in Nordrhein-Westfalen sagen laut Elspaß auch noch „Berliner Ballen“ (vor allem im Ruhrgebiet) oder „Puffel“ (in der Aachener Gegend: „Öcher Puffel“). Doch diese Gebiete seien gewissermaßen vom „Berliner“ überrollt. „Je nachdem, wie man zählt, kommt man insgesamt auf bis zu zehn verschiedene Wörter.“ Und welchen Begriff im Deutschen benutzen die meisten der etwa 90 Millionen Muttersprachler? „In unserer Umfrage von 2007 gaben fast die Hälfte der Leute ‚Berliner‘ an, etwa ein Drittel ‚Krapfen‘, ‚Faschingskrapfen‘ oder ‚Kräppel‘ sowie gut 17 Prozent ‚Pfannkuchen‘“, sagt Elspaß, auch Mitautor des Buchs „Deutsche Sprache der Gegenwart – Eine Einführung“. Es sei deshalb für Sprachforscher klar, „dass keine der Bezeichnungen für sich beanspruchen könnte, dass sie die einzig hochdeutsche sei“.

Krapfen auch mit Leberkäse und Wurst

In einigen Regionen gibt es die Sitte, zum Spaß einzelne Exemplare etwa mit Senf oder Zwiebeln statt Konfitüre zu füllen. Manche Bäcker erregten in den vergangenen Jahren außerdem mediale Aufmerksamkeit, indem sie zur Karnevalszeit gewöhnungsbedürftige Varianten anboten. So hatte der Bäcker und Konditor Florian Perkmann aus dem oberbayerischen Miesbach schon einen Leberkas-Krapfen oder einen Wurst-Krapfen im Sortiment. Und im hessischen Nidda hatte die Familie und Bäckerei Rank in den letzten Jahren schon den Mett-Kräppel und den Thunfisch-Kräppel im Angebot, wobei er gern auch mit „e“ geschrieben wird. Dieses Jahr gibt es dort (mit Fleischsalat) den sogenannten Flaaschworscht-Kreppel.

Siehe auch: Karneval (Essay)


Quelle: Gregor Tholl in DZ vom 9. Febr. 2024

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