Dorsten und beschauliche Dörfer der Herrlichkeit in harten Holzschnitten
1882 in Lippstadt bis 1967 in Coesfeld; Holzschneider. – Der in Lippstadt geborene Künstler hinterließ nach seinem Tod ein reichhaltiges Werk von über 1.000 Holzschnitten aus der rheinischen und westfälischen Region, darunter viele Motive aus Dorsten und der Herrlichkeit. Dieser Nachlass wird von seinem Enkel Thomas Wüllner in Coesfeld betreut. 1919 beschloss der gelernte Kaufmann und Prokurist, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen und nur noch als Künstler tätig zu sein. Schon bald avancierte Everz, der damals gute Ausstellungskritiken bekam, zum angesehenen Heimatkünstler. Als Zeichner zog er durch Städte und Dörfer, durch die Landschaften des Münsterlandes und Westfalens sowie durch die Industrieregion des Reviers. Schnell erwarb er sich den Beinamen „Merian des Münsterlandes“. Die Nähe zu dem deutschen Romantiker Ludwig Richter ist unverkennbar. Heinrich Everz’ Interesse galt aber auch den Menschen. Es kümmerte ihn, weil er sah, dass die Menschen ihre Kontakte zur Natur verloren hatten. Er sorgte sich um den Gesichtsverlust der Städte und Dörfer durch Zersiedlung und Sanierung. Deshalb versuchte er wie besessen, das festzuhalten, was Menschen verloren haben: Das Bild ihrer Heimat. – 1962 wurde ihm für sein Lebenswerk das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Dorstener Motive des studierten Architekten sind nicht nur kunstvoll, sondern dokumentieren auch ein Stück Architekturgeschichte. Denn mit viel Liebe zum Detail und einer Ortsgenauigkeit widmete er sich beispielsweise den alten Patrizierhäusern am Markt, die nach der Zerstörung 1945 nüchternen Zweckbauten gewichen sind. Weitere Motive sind das Lippetal, die Lippebrücke, Schloss Lembeck, Altwulfen, Brunnenplatz, Alt-Holsterhausen, die Femeiche in Erle und die beschaulichen Dörfer der Herrlichkeit. Auch wer wegen der Schwere der Strukturen Holzschnitten skeptisch gegenübersteht, findet bei Everz eine Leichtigkeit vor, wie sie in diesem Kunstbereich, das viel mit handwerklichem Geschick und Können zu tun hat, selten zu sehen ist. Heinrich Everz kann sicherlich in einer Zeile mit den großen deutschen Holzschnittkünstlern Julius Schnorr von Carolsfeld und Alfred Rethel (beide 19. Jahrhundert) genannt werden. – Der Holzschnitt links zeigt Heinrich Everz als Selbstbildnis.