Besitzerin des Oberhofs Dorsten mit weiterhin ungeklärter Herkunft
Gestorben vor 1075, bestattet im Dom zu Xanten; adelige Wohltäterin. – Der Reichtum des Stifts Xanten im Mittelalter geht auch auf die wohltätigen Schenkungen der Adeligen Emeza (auch Imeza, Embza oder Regimoud genannt) zurück, die dem Stift aus altem Reichsgut u. a. auch den Oberhof und die Kirche zu Dorsten schenkte. Dazu den Hof Schwerte an der Ruhr und den Hof Brommelwick (heute Brömmling in der Bauerschaft Liedern bei Bocholt). Damit erwarb sie sich das Recht, von den Stiftsherren als die größte Wohltäterin ihres Stiftes bezeichnet zu werden. Sie hat in Xanten bis zu ihrem Tod wenige Jahre vor 1075 für ihre Stiftung die Einkünfte einer der am Stift bestehenden 48 Pfründen oder Präbenden gewissermaßen als Rente wie ein Kanoniker bezogen. Einkünfte, die nach ihrem Tod dem Xantener Pleban, also dem eigentlichen Priester der Xantener Bevölkerung, zur Dotierung seines Amtes überwiesen wurden.
Bei Ausgrabungen im Dom 1934 ihre Gebeine gefunden
Über den Märtyrergräbern im Xantener Dom wurde bei Ausgrabungen im Jahr 1934 ein großer Steinsarkophag geöffnet, in dem sich die Gebeine der Emeza und ihres Kindes befanden. Wunschgemäß hatte die westfälische Wohltäterin eines rheinischen Stifts samt ihrem Kind dicht bei den hl. Märtyrern ihre Grabstätte gefunden. Das Andenken an Emeza, der einst der Oberhof Dorsten gehörte, wurde in Xanten stets in Ehren gehalten und ihrer mehrfach im Jahr bei Memoirenfeiern gedacht. Im Jahr 1362 hatte auf Anordnung des Kapitels der bekannte Xantener Dombaumeister Jacobus eine Grabsteinplatte für Emeza angefertigt, die im Hochchor unter dem Kronleuchter, also über ihrem Grabe, in den Boden eingelegt wurde, heute aber nicht mehr vorhanden ist. Vermutlich ist sie bei der 1640 vorgenommenen Belegung des Chors mit Marmorplatten vernichtet worden.
Das ungefähre Todesjahr Emezas kann festgelegt werden, weil nach Art eines von Emeza den Stiftsherren gestifteten jährlichen Mahles der Kölner Erzbischof Anno II. ein weiteres Mahl gestiftet hat. Dieser Erzbischof ist 1075 verstorben. Bei diesem Festessen scheint es übrigens hoch hergegangen zu sein. Speise und Trank wurden im Überfluss gereicht. Da aber, wie es im Urbar von 1290 heißt, die Diener den Wein maßweise aus dem Festsaale herausschleppten, hat der Xantener Propst Friedrich mit Zustimmung der Stiftsherren für das Essen die einschränkende Anordnung erlassen, dass Stiftsherren ein Laib Brot von der Größe von drei Tageswecken (rhide brodo) und nicht mehr als zehn Schüsseln Fleisch gereicht werden dürften, dazu an Getränken für jeden Stiftsherrn nur drei Maß Wein, Bier und Met. Hätte Emeza zu diesem Zeitpunkt noch gelebt, wäre die Essens- und Getränkezuteilung ihre Angelegenheit gewesen.
Emezas Herkunft ist bis heute noch ungeklärt
Über die Frage der Abstammung dieser Emeza, Imeza oder Regimoud sind sich die Historiker bis heute nicht einig. Man hat sie mit den so genannten Grafen von Recklinghausen in Verbindung gebracht, aber eine mittelalterliche Grafschaft Recklinghausen ist nicht nachzuweisen. Die Vermutung, dass Emeza-Regimoud die Witwe des 1016 ermordeten Grafen Wichmann gewesen sei, ist ebenso wie manche andere Vermutung in das Reich der Legende zu verweisen. Schließlich wurde behauptet, Emeza stamme aus der Familie der Karolinger und sei die Tochter einer Schwester Karls des Großen und mit einem Sohne des Sachsenkönigs Widukinds vermählt gewesen. Diese in der Lebensbeschreibung Gottfrieds von Cappenberg (gestorben 1127) enthaltenen Angaben sind nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Zwar kann Emeza, da sie erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Xanten beerdigt wurde, keinesfalls die Tochter Karls des Großen gewesen sein. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich die Grafen von Cappenberg durch Emeza sowohl von den Karolingern wie von Widukind herleiten wollten. Diese Zugehörigkeit Emezas zu den Ahnen der Cappenberger Grafen hat nach der neuesten Forschung des Historikers Oedinger große Wahrscheinlichkeit, wenn man auch keineswegs von historischer Sicherheit sprechen kann. Andere Historiker tun die „Sage“ von der Abstammung der Grafen von Cappenberg aus sächsischem und fränkischem Königsgeschlecht über die Ahnfrau Emeza schlichtweg als Fälschung ab.
Somit ist die Frage nicht geklärt, ob Regimoud und Emeza ein und dieselbe Person gewesen sind. Völlige Klarheit wird es in dieser Frage wahrscheinlich nicht mehr geben.
Quellen:
Verschiedene im Text angegeben und Oberlandesarchivrat Dr. Wilkes.