Im Dreißigjährigen Krieg erpressten Soldaten die Bürger
Von Wolf Stegemann – Als Dorsten und die Herrlichkeit preußisch wurden, verfügte die Regierung das Verfassen von Ortschroniken. Bürgermeister und Amtmänner waren gehalten, aufzuschreiben, was über die Geschichte ihrer Gemeinden bekannt war. Franz Brunn, Amtmann der Ämter Lembeck und Altschermbeck, verfasste zwischen 1840 und 1842 die Chronik der Herrlichkeit, die bis zum Jahre 1880 reicht. Das ist die Quelle des nachfolgenden zusammengefassten Textes, der dokumentiert, wie die Hauptkriegsereignisse das „Mark des Landes“ verzehrten und den Bewohnern von Stadt und Land der Wohlstand genommen wurde, zu dem sie trotz sparsamer Lebensweise nicht mehr zurückgelangen konnten. Militärische Ereignisse vor 1598 und nach 1802 sind an andere Stelle dargestellt (siehe Militärwesen; siehe Kriege).
1598 spanische Truppen: Im November 1598 zog der spanische General de Valage mit grobem Geschütz vom Münsterland nach Dorsten und forderte Quartier. Da ihm dies verweigert wurde, beschoss er die Stadt, bis sie ihn aufnahm und zu hohen Kosten bis zum 15. April 1599 versorgte.
1623 wieder spanische Soldaten: Am 23. Oktober 1623 richtete der Feldoberste des spanischen Königs, Don Gonzalo Fernández de Córdoba, mit einem gewaltigen Kriegsheer, das am Niederrhein bis Gahlen und Hünxe einquartiert war, großen Schaden durch Furage-Requisitionen in der Herrlichkeit und in der Stadt Dorsten an: Die Stadt Dorsten musste Heu, Hafer, Lebensmittel und Wein liefern. Don Gonzalo Fernández de Córdoba (1585 bis 1635) war spanischer Feldherr im Dienste der katholischen Liga und besiegte 1622 Christian von Braunschweig bei Höchst am Main. Von 1621 bis 1623 hatte er das Kommando über die spanischen Streitkräfte in der Pfalz, danach bis 1626 den Oberbefehl über die spanische Armee in Flandern.
1630 kaiserliche Mannschaften: Am 20. März 1630 ordnete der Kölner Landesherr an, dass die Städte Dorsten und Recklinghausen dem Obersten des katholischen Liga-Heeres, Dietrich Ottmar (Dittmar) von Erwitte und seinem Stab, den Pferden und Mannschaften Quartier zu geben hatte. Dittmar von Erwitte gehörte als Oberst und kurbayerischer Generalwachtmeister der katholischen Liga an, kämpfte u. a. gegen Christian von Braunschweig, heiratete 1629 und fiel in der Schlacht von Breitenfeld 1631.
1633 hessische Truppen: Im Jahre 1633 hatten der Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg und der Landgraf von Hessen eine unierte Armee ausgerüstet, um die geistlichen Staaten zu erobern. Am 4. Juni stand Oberst-Leutnant Schürkopf mit einer starken Besatzung in der Stadt Dorsten, die er befestigen ließ. Das Holz dazu wurde in der Herrlichkeit geschlagen. Im Mai nahmen die Hessen von Dorsten Besitz.
1641 kaiserliche Eroberung: Der kaiserliche Feldherr Graf Hatzfeld eroberte 1641 die Festung Dorsten, die Herrlichkeit blieb allerdings unter weiterer Besetzung der Hessen.
1649 schwedische Soldateska: Unter dem Kommando des schwedischen Heerführers Hans-Christoff von Königsmarck schlugen 1649 schwedische Truppen in Dorsten Quartier und plünderten Dorsten aus. Die Stadt musste bei Abzug der Schweden noch 10.000 Taler zahlen.
Quelle:
Brunnsche Chronik der Herrlichkeit Lembeck bis 1880, hg. vom Heimatverein Wulfen, 1988.