Mutter nahm ihren 13-jährigen Sohn mit auf Beutezug durch Schulen
Eine aufsehenerregende Diebstahlserie elektrisierte zwischen November 2018 und Februar 2019 die Dorstener Öffentlichkeit: Immer und immer wieder drangen Einbrecher in zwei Schulgebäude ein – in das Schulzentrum an der Pliesterbecker Straße sowie in die Von-Ketteler-Förderschule. Nicht minder schlagzeilenträchtig war die Überführung der Täter durch die Polizei im März 2019: Es stellte sich heraus, dass eine 38-jährige Mutter aus Dorsten und ihr damals 13-jähriger Sohn die Serientäter waren. Mitte November 2019 musste sich die Frau vor dem Schöffengericht für die Einbrüche verantworten – allein. Das Kind, das inzwischen nicht mehr bei der Mutter lebte, war nicht strafmündig. 14 Einbrüche listete die Anklage der Staatsanwaltschaft auf: Lautsprecherboxen, Computerzubehör, Geld, Rucksäcke und Werkzeuge ließen die beiden mitgehen, dazu Getränke aus den Vereinsräumen des Holsterhausener Carnevals-Clubs und des Fanfarencorps, die sich im Keller des Schulzentrums befanden. Besonders perfide: Aus der Von-Ketteler-Förderschule entwendeten Mutter und Sohn nicht nur ein Dutzend Laptops, sondern auch eine EC-Karte: Damit hob die inzwischen Frau anschließend vom Konto der dortigen Schüler-Firma „Echt lecker“ 1000 Euro ab.
Zur Tatzeit in „existenzieller Not“ gelebt und Mülleimer durchsucht
Die Angeklagte, bis dahin völlig unbescholten, räumte die Vorwürfe ein. Im Tatzeitraum hatte sie in „existenzieller Not gelebt“, begründete sie auf der Anklagebank, warum sie straffällig geworden war. Als alleinerziehende Mutter von zwei schwierigen Jungs sei sie mit dem Hartz- IV-Geld nicht ausgekommen, habe nicht arbeiten können und Schulden gemacht. In jener Zeit habe sie sogar in Mülleimern und in Gebüschen nach leeren Pfandflaschen gesucht, um sie zu Geld zu machen, erklärte sie. So auch im November 2018 am Schulhof an der Pliesterbecker Straße. Dort fanden Umbauarbeiten für die Sekundarschule statt. Sie betrat das Gebäude und entwendete den Schlüssel für das Gebäude. Mit diesem gelangte sie dann alle paar Tage nachts in die Schule. Auch beim ersten Einbruch in die Von-Ketteler-Schule fielen ihr Gebäudeschlüssel in die Hände, die ihr den späteren Zugang erleichterten.
Auf die Frage, warum sie ihren Sohn zu den Diebstahlstaten mitgenommen habe, meinte sie, dass ihr Sohn ihr regelrecht „nachgelaufen“ sei. Er habe an Atemnot gelitten und hatte Angst, nachts alleine zu Hause zu bleibe. Diese Einlassung kam bei der Richterin nicht gute an. Der Angeklagten kam zugute, dass sie nicht vorbestraft war. So kam sie mit zwei Jahren auf Bewährung davon. Allerdings kommt noch eine Lawine an Schadensersatzforderungen auf sie zu. Denn der Sohn hatte sich bei den Einbrüchen schwer ausgetobt – und für heftige Vandalismusschäden in den Schulgebäuden und ihren Verwaltungsräumen gesorgt.
Siehe auch: Mord und Totschlag
Siehe auch: Kriminalität (Übersicht)
Quelle: Michel Klein in DZ vom 14. Nov. 2019 (unwesentlich gekürzt).