23 Jahre lang Pastorin an der Martin-Luther-Kirche in Holsterhausen
Geboren 1938 in Hamburg; Pfarrerin i. R. – Am Lebenslauf der Wahl-Holsterhausenerin Brigitte Dürkop lässt sich ein Stück evangelische Kirchengeschichte erklären, wie es die evangelische Amtskirche noch bis Mitte der 1970er- Jahre mit der Gleichberechtigung von Frauen als Pastorinnen hielt. Im Gegensatz zu den Pfarrern, die nach dem Vorbild Luthers heiraten und Kinder haben durften, mussten Pfarrerinnen zölibatär leben. Sollte sie dennoch heiraten, mussten sie aus dem Pfarramt ausscheiden. Das galt bis 1973. Zudem benachteiligte die Landeskirche Pfarrerinnen bis 1975 mit einem geringeren Gehalt. Bevor Brigitte Dürkop 1975 mit 36 Jahren als ledige Pfarrerin – die sie blieb – in die Martin-Luther-Gemeinde nach Holsterhausen kam, lagen acht Jahre Dienst als Pfarrerin in Westberlin hinter ihr.
Bereits als junges Mädchen festigte sich in ihr der Berufswunsch, später in einer Kirchengemeinde zu arbeiten. Daher studierte sie in Hamburg evangelische Theologie – ihre Studienkolleginnen allerdings meist für das Lehramt und nicht für das Pfarramt. Im Predigtseminar war sie schließlich die einzige Frau, da Frauen im Pfarrdienst schlechte Aussichten hatten. 1964 zog sie nach Westberlin, wo es einen Pfarrmangel gab, legte ein Jahr später das landeskirchliche Examen ab und verbrachte ihre Vikariatszeit anschließend bei einer Pastorin, bei der sie die Aktion „Brot für die Welt“ kennenlernte, der sie heute noch verbunden ist. Nach weiteren Examen wurde Brigitte Dürkop 1967 in der Patmos-Kirchengemeinde in Berlin-Steglitz ordiniert und bekam eine ordentliche Pfarrstelle in der Philipp-Melanchthon-Gemeinde in Neu-Kölln – als Pastorin mit drei männlichen Kollegen. Was die Gleichberechtigung betraf, waren diese Jahre nicht leicht und durchsetzt mit diskriminierenden Erlebnissen. Herablassende Behandlung von Pastorinnen beschreibt Brigitte Dürkop in der „Dorstener Zeitung“ anlässlich ihrer Goldenen Ordination am 20. Mai 2017 mit dem Satz: „Meist wurden ihnen untergeordnete Funktionen zugedacht, sozusagen als Zuarbeiter für die männlichen Kollegen.“
Bei der Landtagswahl 2014 für die Grünen kandidiert
1975 kam die Pastorin nach Holsterhausen, wo sie in den 23 Jahren Dienstzeit als Pastorin solche Diskriminierungen, wie in Berlin, nicht erlebte. Sie arbeitete mit Pfarrer Wolf-Dieter Rienäcker zusammen und nach ihrer Emeritierung im Jahr 1998 mit ihrem Nachfolger Matthias Overath. Sie begründete die Gemeindepartnerschaft mit Bad Liebenstein (Thüringen) und übernahm die Seelsorge im Altenzentrum Maria Lindenhof von dessen Gründung an. Brigitte Dürkop hat die Kinderbibelwochen in Holsterhausen eingeführt und prägte die Kinder- und Jugendarbeit im HOT an der Ahornstraße. Auch der Bau des Gemeindesaals an der Martin-Luther-Straße geht auf ihren Einfluss zurück. – Für die Landtagswahl im Mai 2014 ließ sie sich von den Grünen als Wahlbezirkskandidatin für den Bezirk 17 (Hardt) aufstellen. Und Ende Mai 2017 feierte sie mit einem Festgottesdienst ihre Goldene Ordination in der Martin-Luther-Kirche. „Ich blicke dankbar, versöhnt und zufrieden zurück in der festen Überzeugung: Das war der richtige Weg für mich.“
Siehe auch:
Ev. Kirchegemeinden
Martin-Luther-Kirche
Quelle:
Teils nach Anke Klapsing-Reich: „Das Weib schweige in der Gemeinde“ in der „Dorstener Zeitung“ vom 20. Mai 2017 (Zitate dort entnommen).