Kriminalität – Drogenszene

Dealer lungerten an Dorsten Schulhöfen und am Kanal und verkauften

Öffentlicher Entsorgungsautomat für Drogenspritzen Klosterstraße/Ecke Westgraben; Foto: Wolf Stegemann

Öffentlicher Entsorgungsautomat für Drogenspritzen Klosterstraße; Foto: Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann – In den 1970er- und 80er-Jahren baute sich in der Altstadt eine Drogenszene auf. Auch waren Dealer an den Schulhöfen der beiden Gymnasien anzutreffen. Gedealt wurde in den 1990er-Jahren auch rund um das Lippetor und am Kanal (Gerichtsjargon „Kanalsteher-Bande“). Danach hat sich die Szene von der Altstadt weg und massiv nach Wulfen-Barkenberg verlagert. Die Polizei konnte Anfang Januar 1999 in Dorsten einen Drogendealer-Ring ausheben. Es wurden acht Personen festgenommen und Kokain im Wert von 200.000 DM beschlagnahmt.
Der Einstieg in die Drogen beginnt durchschnittlich zwischen 13 und 15 Jahren, was nicht nur mangelnde Sozialisation bzw. Integration in die Gesellschaft mit sich bringt, sondern auch eine reduzierte Schul- und möglicherweise keine Berufsausbildung. Zudem ist das Abgleiten in die Armut und in die Beschaffungskriminalität vorgegeben. 1992 hat sich ein „Arbeitskreis Drogenhilfe“ gegründet. Neben einer akribisch geführten Bestellliste und einem Bündel Geldscheine fand die Polizei außerdem ein Brecheisen, ein Klappmesser und einen Teleskop-Schlagstock. Auf „Drogenhandel mit Waffen“ drohen laut Gesetz besonders harte Strafen. Laut Kriminalitätsstatistik der Polizei sinkt die Zahl der Rauschgiftdelikte leicht. 2191 Delikte waren 2018 im Bereich der Kreispolizeibehörde Recklinghausen inklusive Dorsten der Rauschgiftkriminalität zuzuordnen. „Es wurden beinahe 92 Prozent der Fälle aufgeklärt. Allein 1038 Delikte sind hier im Zusammenhang mit dem Besitz/Erwerb von Cannabis und Zubereitungen erfasst. Von diesen Taten wurden rund 93 Prozent aufgeklärt“, heißt es in diesem Bericht.

Dorstener Hoteliersohn und Eventmanager erhielten hohe Haftstrafen

Die Polizei nahm im Mai 2012 den 30-jährigen Dorsten-Lembecker Eventmanager Hendrik H. und den 36-jährigen Hoteliersohn und Koch Kai B. aus Dorsten-Holsterhausen sowie den 27-jährigen holländischen Drogenkurier Sander B. fest. Neben Bargeld wurden auch die Fahrzeuge der mutmaßlichen Drogentäter sichergestellt. In einem PKW und im Keller der Dealer fand die Polizei drei Kilogramm Marihuana aus einer aktuellen Lieferung des Holländers an die beiden Dorstener. Bei Kai B., der im elterlichen Hotel eine Einliegerwohnung hatte, fand die Polizei 2,8 Kilo Kokain sowie ein Gewehr mit Munition, was hm die Anklage wegen „bewaffneten Drogenhandels“ einbrachte. Gegen Kai B. liefen seit 1993 mehrere Strafverfahren. 2009 verurteilte ihn das Amtsgericht Dorsten zu zwei Jahren Haft mit Bewährung wegen Drogenhandel in 252 Fällen.

Eigens Sonderkommission „Kroko“ eingerichtet

Ermittlungen der Polizei ergaben, dass die beiden Dorstener in den letzten beiden Jahren einen schwunghaften Handel mit 38 Kilo Kokain betrieben hatten. Der Holländer war als Fußball-Fan mehrmals nach Gelsenkirchen gekommen und hatte im Hotel der Eltern von Kai B. am Rand der Dorstener Altstadt übernachtet, wo ihn Kai B. gefragt habe, ob er Marihuana aus Holland mitbringen könne. Daraufhin legte der Holländer in einem Waldstück neben seinem Wohnhaus eine Outdoor-Plantage an. Anfangs bekam er von den Dorstenern 2.800 Euro für ein Kilogramm, zuletzt wegen Steigerung der Qualität  4.700 Euro. Dem Trio auf die Spur kam die Polizei durch einen V-Mann in der Szene. Nach einer längeren Zeit der Überwachung nahm die eigens eingerichtete Sonderkommission er Polizei „Kroko“ die drei fest. Hendrik H. ist kein Unbekannter. Er gilt als einer der Macher der Dorstener Open-Air-Veranstaltung „WDR für eine Stadt“ und war für das Dorstener Stadtmarketing aktiv. Auch als Partymacher soll sein Ruf in Dorsten und Schermbeck legendär sein. – Die VI. Strafkammer beim Landgericht Essen verurteilte Anfang Oktober 2012 den Holländer zu drei Jahren Gefängnis, die geständigen Holsterhausener Koch Kai B. zu fünf Jahren und sechs Monaten und den Lembecker Eventmanager Hendrik H. zu vier Jahren und sechs Monaten. Der neue Porsche Carrera des Eventmanagers Hendrik H. im Wert von 39.000 Euro sowie eom Sparbuch mit Einträgen in Höhe von 8.600 Euro wurden eingezogen.

Indoor-Cannabis-Plantage

Die 9. Strafkammer beim Landgericht Bochum verurteilte im November 2012 drei Männer, die Cannabis-Plantagen in Datteln, Castrop und in Dorsten betrieben hatten. Jeweils zwei Jahre und neun Monate Gefängnis erhielten für zwei Männer (34, 33) aus Dorsten-Rhade und Castrop-Rauxel, der Dritte zwei Jahre Haft auf Bewährung, verbunden einer Geldauflage in Höhe von 3.000 Euro. Alle drei Angeklagten hatten im Prozess Geständnisse abgelegt und geschildert, wie sie auf die Idee zur Aufzucht der Indoor-Drogenplantagen gekommen sind. Die Spur führt zu einem Duo namens „Ruud“ und „Kid“ in die Niederlande.
Die Cannabis-Plantagen wurden in einer Wohnung und einem extra angemieteten Haus noch vor der ersten Ernte entdeckt. Der Vermieter des Mietshauses in Datteln war im August 2011 auf dauerhafte Lüftungsgeräusche an seinem Haus aufmerksam geworden. Nachdem er bei einem Blick durch ein Souterrain-Fenster eine verdächtige Ansammlung grüner Pflanzen entdeckt hatte, informierte er die Polizei. Kurz danach folgte der Zugriff und die Plantagen mit insgesamt fast 300 Cannabis-Pflanzen mit bis zu 70 Zentimeter Höhe wurden ausgehoben. Nach Berechnungen von Experten hätte die Jahresernte aus beiden Plantagen bis zu 30 Kilo Marihuana von bester Qualität erbracht.

Rhader Rentner Mitglied eines internationalen Rauschgiftrings

Ein 66-jähriger Rhader musste sich im Dezember 2013 vor dem Essener Landgericht verantworten, weil er trickreich 850 Kilo Kokain- und Amphetamin-Fracht in Hohlräumen von Industriemaschinen versteckt hatte, die er ausgetüftelt hatte. Diese Drogenexporte gingen dann rund um die Welt: Niederlande. Venezuela, Singapur, Australien und zurück. Seit 2006 gehörte der Rhader einen internationalen Rauschgiftring an, der die präparierten Verstecke des Rhaders für den Ex- und Import weitere 629 Kilogramm Kokain nutzten. Am Flughafen in Caracas (Venezuela) fielen die Drogenverstecke auf. Laut Anklageschrift tauchte der Rhader  unter – und machte weiter.
Im August 2014 wurde ein 49-jähriger Dorstener angeklagt, zwischen 2011 udn 2012 an den Geschäften eines internationalen Drogenrings beteiliugt gewesen zu sein. Der LKW-Fahrer soll als Zwischenhändler mehrere Male je ein Kilogramm Marihuana erworben und mit Gewinn weiterverkauft haben. Später wurde das Drogenangebot des Dorsteners, der bis in die Schweiz gereist war, um Kokain erweitert. – Insgesamt über 90 Spezialkrtäfte von mehreren Polizeidienststellen und vom Zoll durchsuchten in einer konztentrieren Aktion im September 2014 Wohnungen von Drogen-Verdächtigen in Gelsenkirchen, Marl, Herten und Dorsten. In der Wohnung eines 35-jährigen Hauptverdächtigen in Dorsten fanden Ermittler 37.000 Euro Bargeld. Er wurde festgenommen und kam ihn U-Haft. Ihm wird vorgeworfen, seit längerem Handel mit Amphetaminen und Canabis in großen Mengen betrieben zu haben. Sichergestellt wurden neben dem Bargeld 20 Kilogramm Amphetamine, eine Schusswaffe, eine Presse zur Herstellung von Ecstasy-Tabletten sowie zwei Fahrzeuge.

Sonderbericht Landeskriminalamts. Schulen sind kein Drogenparadies

Nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Nordrhein-Westfalen ist die Rauschgift-Kriminalität an Schulen im Land von 2010 bis 2015 auf das Doppelte angestiegen. Ein Sonderbericht spricht von 897 statt 493 Delikten. Diese Fallzahlen spiegeln allerdings nur unzureichend die Realität wider. Das LKA räumt allerdings ein, dass es sich bei Drogendelikten um Kontrollkriminalität handelt. Das heißt, dass nur durch Lehrer oder Eltern angezeigte Fälle überhaupt in den Zahlen auftauchen. Eine Überwachung oder gar gezielte Kontrollen auf Schulhöfen fänden nicht statt. Wie viele Fälle tatsächlich zur Bearbeitung kommen, so das LKA, sei deshalb davon abhängig, wie stark von Seite der Schulen gegen Drogen vorgegangen werde. Das LKA warnte davor, eine Erhöhung des Fallaufkommens mit einer Erhöhung des Drogenkonsums unter Schülern gleichzusetzen. Genau dies sei oft er allgemeine Tenor in Schlagzeilen von Zeitungsmeldungen. Zwischen 2011 und 2012 seien die Zahlen zur Anzeige gebrachter Fälle zuletzt merklich angestiegen, seither seien sie auf Landesebene relativ konstant. Bei den 3176 Rauschgiftdelikten, die im Raum Dortmund und Lünen 2015 angezeigt wurden, war in 30 Fällen der Tatort Schule (2017).

Zur Sache: 2015 gab es in der Bundesrepublik 1228 Drogentote. Die Zahl ging in Nordrhein-Westfalen entgegen dem Bundestrend zurück. 2015 sind in NRW 182 Drogentote registriert worden. Im Jahr davor starben 184 Menschen an ihrem Drogenkonsum in NRW. In 135 Fällen konnte der Drogentod durch schnelle Hilfe verhindert werden. Seit 2010  (damals 289 Drogentote) ging die Zahl der Drogentoten um 37 Prozent zurück.
Bundesweit: 2015 hat die Rauschgiftkriminalität in allen Bereichen zugelegt. Mit 1226 gab es fast 20 Prozent mehr Drogentote. Haupttodesursache  waren Opioide/Opiade wie Heroin. Die Einsteigerquote bei Heroin stieg um 15 Prozent, bei Kokain um 7 Prozent.
Die Todesfälle bei der Einnahme von künstlichen Drogen wie Crystal Meth stiegen um 26 Prozent. Weit6 verbreitet ist diese Droge in den östlichen Bundesländern nahe der tschechischen Grenze. Die Drogenfahnder hatten 2015 insgesamt Die sichergestellte Menge an Heroin ging um 73 Prozent zurück, die Menge an sichergestelltem Kokain stieg allerdings auf ein Rekordniveau von mehr als drei Tonnen. 2015 wurden 5,4 Tonnen Cannabis sichergestellt. Insgesamt nahmen die Straftaten in Verbindung mit Rauschgift 2015 um zwei Prozent auf rund 282.6000 Fälle zu (dpa). – Im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen wurde 2015 ein Drogentoter gezählt. Die Zahlen davor: 2014: 1 Toter, 2013: 4 Tote, 2012: 3 Tote, 2011: 2 Tote, 2010: 14 Tote.

Canabis als Arzeimittel auf Rezept ab 2017 erlaubt

Im Januar 2017 beschloss der Bundestag ein Gesetz, nach dem Schwerkranke in Deutschland künftig Canabis auf Rezept verschrieben bekommen können. Der Anbau hierfür soll staatlich geregelt sein. Eingesetzt wird dann die Droge etwa bei Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen, schwerer Appetitlosigkeit oder Übelkeit infolge von Chemotherapie. Canabis als Rauschmittel bleibt weiter verboten.

Zahl der Drogentoten in NRW 2018 wieder stark gestiegen

Die Zahl der Drogentoten ist 2018 in Nordrhein-Westfalen stark gestiegen. Es starben 240 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen, wie das Landeskriminalamt NRW mitteilte. Das waren 18 Prozent oder 37 Todesfälle mehr als im Vorjahr, als 203 Drogentote registriert wurden. Dies sei auf einen deutlichen Anstieg an Todesfällen von Langzeitkonsumenten zurückzuführen, hieß es. Bis vor ein paar Jahren war die Zahl der Drogentoten deutlich zurückgegangen, seitdem steigt sie wieder. Zehn Jahre zuvor, also 2008, waren landesweit 380 Drogentote gezählt worden. Zwischen 2010 und 2015 hatte sich ihre Zahl um mehr als ein Drittel (36 Prozent) verringert. Dann kam es zu einer Trendwende (dpa).

2021 Drogentote in NRW verdreifacht – Höchster Stand seit 30 Jahren

Beunruhigende Zahlen: Die Zahl der Drogentoten ist in NRW sprunghaft in die Höhe geschnellt. Binnen vier Jahren hat sie sich sogar mehr als verdreifacht. Mit einem Anstieg um 73 Prozent auf 693 Drogentote wurde 2021 der höchste Stand seit 30 Jahren erreicht. Das geht aus dem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) NRW zur Rauschgiftkriminalität hervor. Bundesweit lag der Anstieg der Drogentoten in diesem Zeitraum „nur“ bei 44 Prozent – einschließlich NRW. Gemessen am Bevölkerungsanteil liegt die Zahl der Drogentoten in NRW inzwischen fast um das Doppelte über dem bundesweiten Niveau. Bei den Todesfällen nahm der Anteil von akuten Vergiftungen als Todesursache in NRW besonders zu. Die Todesfälle durch Fehler beim Konsum stiegen innerhalb eines Jahres um 400 Prozent von vier auf 20 Todesfälle. Die häufigste Todesursache sei der Konsum von Opioiden und Opiaten, berichtet die Suchtkooperation NRW in Köln. Der Anstieg der Todesfälle könnte durch die Pandemie mitverursacht worden sein, hatte das NRW-Gesundheitsministerium bereits vermutet. Niedrigschwellige Suchthilfeangebote seien zeitweise nur eingeschränkt verfügbar gewesen, die Drogenkonsumräume in NRW seltener aufgesucht worden. Die Pandemie habe auch die Zahl der Entgiftungsplätze vorübergehend reduziert (dpa).

In NRW Kriminalität bei Rauschmitteln auf höchstem Stand seit 20 Jahren

Mit fast 70.000 erfassten Delikten hat die Rauschgiftkriminalität in NRW 2019 den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Das geht aus dem Lagebild des Landeskriminalamts hervor. Große Bedeutung bekomme der Onlinehandel und Postversand von Betäubungsmitteln – mit NRW als Logistikstandort. „NRW kommt aufgrund der geografischen Lage eine immer größer werdende Rolle als Transitland und Zwischenlager für Chemikalien zu, die zur Rauschgiftherstellung in den Niederlanden bestimmt sind“, so das Lagebild. Auch die Produktion verlagere sich teilweise nach NRW. Die Gesamtzahl der Delikte mit Cannabis stieg 2019 um 2,5 Prozent an, die Polizei stellte 5,9 Prozent mehr davon sicher – insgesamt 1656 Kilo. Die Zahl der Heroin-Delikte blieb nahezu konstant (3191 Fälle). Einen starken Anstieg gab es bei Kokain: plus 10,6 Prozent. Bei synthetischen Drogen liegt Amphetamin weit vorn (dpa).

Corona-Pandemie: Drogenverkauf verstärkt über Online

Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen und Lockdowns hat einen kriminellen Nebeneffekt, der die Polizei im Kreis Recklinghausen auf neue Weise fordert: Der Rauschgifthandel über das Internet und die Zusendung mit der Post spielt jetzt eine große Rolle, so war im Polizeipräsidiums Recklinghausen zu hören. Das Bundeskriminalamt warnte generell die Polizeibehörden vor einem Anstieg der organisierten Kriminalität im Rauschgifthandel. Die Clankriminalität ist aber auch für das Polizeipräsidium Recklinghausen ein Schwerpunktthema in der Kriminalitätsbekämpfung. Denn dass türkische und arabische Clans im Kreis besonders aktiv sind, hatte der Lagebericht des Landeskriminalamtes NRW schon 2019 gezeigt. Der Kreis lag mit 486 Straftaten im Vergleich aller Kommunen bei der Anzahl der hierzu landesweit erfassten Straftaten türkisch-arabischer Clans hinter Essen auf dem zweiten Platz, gefolgt von Gelsenkirchen. Aktuellere Zahlen gab es mit Stand Mitte 2021 noch nicht. In Sachen Rauschgiftkriminalität deutet sich 2021 behördenweit wieder ein leichter Anstieg an. Im zuletzt veröffentlichten Kriminalitätsbericht 2020 waren die Zahlen mit 2219 erfassten Rauschgiftdelikten rückläufig, um rund zehn Prozent (- 261) im Vorjahresvergleich. Im Rückblick der vergangenen fünf Jahre bleiben die Rauschgiftdelikte aber mit kleinen Schwankungen auf relativ gleichbleibendem Niveau von jährlich mehr als 2000 erfassten Taten im Kreis.
Der Rauschgifthandel spielte auch in der Clankriminalität eine wichtige Rolle und steht in enger Verbindung zur organisierten Kriminalität, denn damit wird Geld gemacht. Die in Sachen Clankriminalität kreisweit durchgeführten Großrazzien wie auch die erfolgten Festnahmen von Dealern 2020 zeigten Erfolge. Eine Drogenbande war mit Einsätzen in Herten, Marl und Essen geschnappt worden. Dealern ging es in Oer-Erkenschwick an den Kragen, ebenso einem Kokainhändler in Bottrop. Im Bereich organisierter Banden und der Clankriminalität muss auch mit Waffenbesitz, und zwar Stich- oder Schusswaffen, gerechnet werden. Daher waren die Zugriffe unter Beteiligung von Spezialeinheiten der Polizei erfolgt. Die im Kreis am häufigsten gehandelte Droge ist Cannabis. Amphetamine, Kokain, Heroin oder Crystal Meth sind weniger gefragt. Neue Sorge bereitet der Polizei der in Coronazeiten stark gestiegene Rauschgifthandel über einschlägige Seiten im schwer kontrollierbaren Internet. Im Informationsaustausch mit anderen Behörden erhält man erste vage Hinweise zu den Tätern, die dann weiter verifiziert werden – mit dem Ziel, die Versender der Drogen zu schnappen (Quelle: Marcus Esser in DZ vom 10. Aug. 2021).

Wachsende Zweifel an der Legalisierung der Droge Cannabis

In Nordrhein-Westfalen wuchsen Mitte des Jahres 2023 die Zweifel an der Legalisierung von Cannabis: Ob es Läden geben wird, die Cannabis an Erwachsene verkaufen, ist noch offen. Kommunen, die sich eine Bewerbung als Modellregion vorstellen können, vermissen klare Regeln. Die Bundesregierung befasste sich zwar mit dem privaten Anbau, doch der Gesetzentwurf zu Modellregionen, in denen Shops die Droge verkaufen, steht aus. Gesundheitsminister Lauterbach will, dass der Besitz von 25 Gramm Cannabis legal wird. Clubs sollen Cannabis für Mitglieder produzieren dürfen. Der Verkauf in Shops soll erprobt werden. Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag in NRW heißt es, dass man ein Cannabis-Gesetz prüfen und „konsequent umsetzen“ werde. In Münster hat zwar ein Ratsbündnis unter anderem aus Grünen und SPD die Stadt aufgefordert, sich als Modellregion zu bewerben. Doch die findet es unter anderem problematisch, dass der Bund den Cannabis-Konsum bereits ab 18 Jahren erlauben will. Aus ärztlicher Sicht wird die Festlegung auf die Vollendung des 21. Lebensjahres empfohlen, da ein erhöhtes Risiko für cannabisbedingte Gehirnschädigungen in der Adoleszenz besteht. Die Stadt Achen spricht sich aus medizinischen Gründen gegen das Modellprojekt aus. Düsseldorf hat eine Bewerbung als Modellregion nicht ausgeschlossen, betont aber: „Die bundespolitischen Rahmenbedingungen sind noch recht unklar. Auch Bonn will erst die Regeln abwarten. In Mönchengladbach wollen weder Verwaltung noch Rat eine vorzeitige Bewerbung. Landkreise in NRW haben wie auch Duisburg verzichtet. Der Kölner Rat hat dagegen beschlossen, dass die Stadt Modellregion für Cannabis-Verkauf werden soll.

Bund und Land müssen die kommunale Suchthilfe mitfinanzieren

Das Gesetz zu den Modellregionen hat der Bund für Herbst angekündigt; er geht davon aus, selbst den Städten grünes Licht geben zu können. Länder hoffen, genau das zu verhindern. Welche Mitbestimmungsrechte den Ländern zukämen, sei aktuell nicht absehbar, erklärte das NRW-Ministerium. Die Hoffnung der Kritiker liegt auf der Europäischen Union, die Modelle grundsätzlich erlauben muss. Der Städtetag NRW mahnte Unterstützung an: „Bund und Land müssen künftig die kommunale Drogen- und Suchthilfe der Städte mitfinanzieren!“ Dazu gehörten Vorbeugung und Aufklärung: „Gerade mit Blick auf den Jugendschutz sollte die Präventionsarbeit verstärkt werden – das gilt nicht nur für Cannabis, sondern auch für Suchtmittel wie Nikotin oder Alkohol.“ (Quelle: DZ vo, 12. Aug. 2023).

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