Er rüttelte die Dorstener 1945 aus ihrer Niederlage-Lethargie auf
1879 in Hüpstedt bis 1956 in Dorsten; Franziskaner-Guardian. – Er wurde zum „Vater von Dorsten“, ein Ehrentitel, den ihm die Bevölkerung gab. Denn in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren wuchs er als „geistig-moralische Führungskraft über sich hinaus“, wie P. Chrysologus 1959 im Nachruf über den 1956 verstorbenen P. Raymundus Dreiling schrieb. Von 1939 bis 1949 war er Guardian des Klosters. Durch die militärische Nutzung des Franziskanerklosters als Luftwaffenleitstelle gelang es ihm, den Konvent vor der Schließung durch die Nationalsozialisten zu bewahren. Als Dorsten bei Kriegsende in Trümmern lag, war er der erste, der die Dorstener aus ihrer lähmenden Lethargie aufrüttelte und zum Anpacken aufrief. Der gebürtige Hüpstedter verwuchs so mit „seiner“ Dorstener Bevölkerung wie zu einer großen Familie. Bis zu seiner letzten Stunde blieb der Ordensmann in ständiger seelsorgerischer Dienstbereitschaft. Er genoss weit über den Orden hinaus wissenschaftliches und seelsorgerisches Ansehen. Erwähnt sei die Verleihung der Würde und Ordensdekoration eines Ehrenkonventual-Kaplans des Souveränen Malteser-Ritterordens. P. Raymundus Dreiling, der als Sohn eines Landwirts 1879 in Hüpstedt (Eichsfeld) geboren wurde, studierte im Seraphischen Kolleg in Harreveld (Holland) und wurde 1897 im Kloster Warendorf eingekleidet. Nach weiteren Studien, u. a. auch in Dorsten, empfing er 1907 in Paderborn die Priesterweihe. Die Universitätsstudien schloss er mit der Promotion zum Dr. phil. 1911 in Würzburg ab. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Lazarettseelsorger in Frankreich, wo er in Kontakt mit Kronprinz Georg von Sachsen und dessen Familie kam, die er daraufhin jahrelang seelsorgerisch betreute. 1929 kehrte der Ordensmann nach Dorsten zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb und bis 1939 als Magister der Kleriker und Brüder und als Lektor der Philosophie wirkte. 1939 zum Guardian berufen, blieb er dies bis 1949 und kümmerte sich auf materielle und geistig-geistliche Weise für seine Brüder an den Fronten des Zweiten Weltkriegs. Bei seiner Beisetzung würdigte ihn Bürgermeister Paul Schürholz als „Pater Patriae“.