Schiffbau, Viehhandel, Geschäfte, Klöster, Industrie - früher und heute
Beilage im „Argus“ vom 22. Februar 1804: „Vaterlandskunde. Die Stadt Dorsten liegt an der Westseite des Vestes oder der Grafschaft Recklinghausen an der Lippe nahe an der Gränze des Herzogthums Cleve und des Münsterlandes, welches nur durch die Lippe getrennt ist, in einer gesunden und angenehmen Gegend. Die Zahl ihrer Bewohner beträgt nahe an 2.000 und die Anzahl ihrer Häuser beläuft sich etwa 400. Die Hauptnahrung der Stadt, besteht in Ackerbau, Viehzucht und den gewöhnlichen Handwerken. Der Handel dieser Stadt ist im ganzen unbedeutend. Und wird nicht so gut benutzt, als es die gute Lage derselben gestattet, indem alles bequem zu Wasser versendet werden könnte. Fabriken und Manufakturen von Bedeutung sind nicht vorhanden – eine in Siamoisen und einige Baumwollen-Spinnereyen etwa ausgenommen. Der Schiffsbau besonders von kleinen Kähnen, deren eine große Anzahl nach Holland geht, ist nicht ganz unbeträchtlich.
Uebrigens zeichnet sich diese Stadt vor manchen ähnlichen Landstädten zu ihrem Vortheile aus, besonders durch ihr gutes Pflaster. Sie ist besonders in neuern Zeiten durch mehrere gute Gebäude verschönert und macht in Absicht der regelmäßigen Bauart dem Hauptorte dieses Ländchens der Stadt Recklinghausen den Vorrang streitig. Sollte die herzogl. Regierung, die bis dahin ihren Sitz zu Recklinghausen hatte, einem zwar nicht zu verbürgenden aber doch auch nicht unwahrscheinlichen, Gerüchte zufolge künftig nach Dorsten verlegt werden: so würde das zur Aufnahme der Stadt viel beytragen, indem auch von hier wegen der täglich ankommenden und abgehenden sowohl kaiserlichen als preussischen Posten, auch eines Postwagens, die Communication mit der vereinigten Provinz Meppen desto leichter unterhalten werden könnte. Oder sollte endlich unser geliebter Landesherr sich diese Stadt zu seiner künftigen Residenz wählen: so würde nicht blos diese sondern auch das ganze Land sich eines neuen Flores zu erfreuen haben. Bekanntlich bekennen sich die Einwohner der Stadt Dorsten und überhaupt der ganzen Grafschaft zur Römisch-Katholischen Religion. Aber vielleicht würde es zum allgemeinen Besten des Landes beytragen: wenn die Landes-Regierung nach dem Beispiele mehrere benachbarten Provinzen auch Nicht-Katholiken freie Religions-Uebung verstattete und ihnen erlaubte sich im Lande niederzulassen, – welches zu einer größeren Betriebsamkeit im Handel und Wandel nicht anders als vortheilhaft seyn könnte; wie dies schon lange der Wunsch der meisten Einwohner gewesen ist und wie es denn auch die ganze Lage der Stadt und des Landes überhaupt zu fordern scheint –, Germanien, im Febr. 1804, Alethophilos.“
Herders Conversations-Lexikon 1854: „Dorsten, preuß. Stadt im westfälischen Reg.-Bez. Münster mit 3.200 E., Leinen- u. Wollentuchweberei, Färberei, Viehzucht, Holzhandel.“
Pierers Universal Lexikon 1857/1865: „Dorsten, Stadt an der Lippe im Kreis Recklinghausen des preußischen Regierungsbezirks Münster, zwei Klöster, Progymnasium, Ölfrucht- und Tabakanbau, Leinwandweberei, Handel mit Holz und Vieh, Schiffbau, 3.100 Ew.“
Meyers großes Konversationslexikon 1905/09: „Dorsten, Stadt im preuß. RegBez. Münster, Kreis Recklingh., an der Lippe, Knotenpunkt an der Staatsbahnlinie Bismarck i. Westf.-Winterswijk, mit einer evang. und 3 kath. Kirchen, Synagoge, Gymnasium, Amtsgericht und einer Anstalt für Epilepische; betreibt Eisengießerei, Maschinen-, Glas und Spiegel-, Papier- und Teppichfabrikation, Garnbleicherei und Schiffbau und zählt 5.100 (1900) meist kath. Einwohner.“
Brockhaus’ Kleines Konversationslexikon 1906: „Dorsten. Stadt im preuß. Reg.-Bez. Münster, an der Lippe, (1900) 5.100 E., Amtsgericht, Eisenindustrie.“
Der Brockhaus in fünf Bänden 1993: „Dorsten, Stadt im Kr. Recklinghausen, NRW, 76.900 Ew., an der Lippe und am Wesel-Datteln-Kanal; Steinkohlenbergbau, Maschinen- und Drahtfabriken, Glas-, chem., Textil-, Möbel- und Baustoffind., Kanalhafen.“