Er war der führende Kopf unter den Erfurter Theologen seiner Zeit
1420 (oder 1435) in Dorsten bis 1481 in Erfurt; Theologe, Augustinereremit und Reformer. – Er machte als Kanzelredner und Lehrer von sich reden, sein Ruf als Schriftsteller war weithin bekannt. Johannes, der sich den Beinamen Buer bzw. Bauer gab, entstammte einer begüterten Familie und nannte sich nach seinem Geburtsort Johannes von Dorsten.
In Köln studiert und in Erfurt zum Priester geweiht
Medizinische Kenntnisse erwarb er sich als „famulus“ des angesehenen „doctor medicinae“ Bernhard de Loen. Johannes ließ sich 1437 an der Artistenfakultät der Kölner Universität immatrikulieren. 1454 durchlief der Dorstener noch einmal einen vollen Studiengang an der Erfurter Artistenfakultät und wurde ein Jahr später unter Dekan Johann Rucherat von Wesel baccalaurius magister artium. 1459 trat Johannes von Dorsten in das Erfurter Augustinerkloster ein und wurde zwei Jahre später zum Priester geweiht. Als Baccalaureus der Theologie (1463) promovierte er 1465 zum Magister der Theologie. Von da an war er Regens des Generalstudiums im Erfurter Augustinerkloster und Inhaber des Universitätslehrstuhls seines Ordens. Bis zu seinem Tod 1481 waren ihm nur 16 Jahre Lehrtätigkeit in Erfurt vergönnt. Dennoch wurde er von der Forschung als der „lebendigste und führende Kopf“ unter den damaligen Erfurter Theologen bezeichnet. Das bezeugen der Erfurter Chronist Nikolaus von Siegen, der Würzburger Domprediger Benedikt Ellwanger und Johann von Palz, die ihn als scharfsinnigen und tiefgründigen Theologen charakterisierten, bescheiden im Umgang, im Reden bedächtig, fromm und sittenstreng. Hoch angesehen war er vor allem als Prediger, der zu den brennenden Fragen seiner Zeit, wie den Missständen im kirchlichen Leben, aber auch zur Unterrichtsmethode der damaligen Universitäten kritisch Stellung nahm und überall auf Reinhaltung der christlichen Gesinnung drang. Seine Theologie war pastoral orientiert.
Ein eifriger Verfechter von Reformen
1467 bis 1470 war er Provinzial der sächsischen Provinz seines Ordens, 1470 nahm er am Generalkapitel in Bologna teil. Andreas Proles fand in Johannes von Dorsten und dessen Schüler Johann von Palz die besten Helfer bei der Durchsetzung der Observanz in seinem Orden. Johannes war ein eifriger Verfechter der Reformen, die der päpstliche Legat und Ordensgeneral Ambrosius de Cusa im Jahre 1451 aufgestellt hat und in Deutschland einzuführen bestrebt war. Johannes starb am 3. Januar 1481 in Erfurt und ist in der Klosterkirche beigesetzt.
Mehrere Männer nannten sich Johannes von Dorsten
Aus gleicher Zeit gibt es eine ganze Reihe anderer Träger des Namens Johannes von Dorsten, darunter ein Weltgeistlicher, der 1475 in Zutphen starb, zwei weitere Namensträger haben ihr Studium mit akademischen Graden abgeschlossen: Johannes Sutman von Dorsten, der 1455 in Erfurt promovierte, und Johannes von Dorsten, der 1458 in Rostock den gleichen Titel erwarb, ein weiterer Johannes Dursten (!) ist möglicherweise mit dem späteren Erfurter Augustiner identisch.
Werke: Ges. Schrr., um 1508 (v. d. Erfurter Augustinern ges. u. red., da e. gr. T. sich nur als Konzept in J.s Rapiarien vorfand, sorgfältig gearb.; jeweils ist angegeben, ob vollst. Text vorliegt od. ob d. Hrsg. aus unvollst. Notizen e. Text zus.gestellt hat. Das Gesamtwerk umfaßt 4 Bde., erhalten nur 2. Teilbd. v. Bd. 3, d. Predigten v. d. Oktav v. Epiphanie b. z. Karwoche enthaltend, in Berlin. Dt. Staatsbibliothek, Ms. lat. Fol. 851. Die verlorenen Bde. enthielten Predigten u. e. Traktat üb. d. Wunderblut z. Wilsnack. Das Werk ist sorgfältig durchkorrigiert, mit Inhaltsverz. u. ausführl. Sachregister versehen. Es verweist öfters auf d. Celifodina u. d. Suppl. d. Johann v. Palz); – Predigten (ungedr., London, Brit. Mus., Augsburg, Stadtbibl.). – Drucke: De celebratione missarum, um 1488, 2 Drucke (kleiner Auszug a. s. großen Messerklärung in seinen Predigten); Gutachten z. Mainzer Synodalrede (1471) d. Joh. v. Lutrea, 1489; 4 kleine Traktate, in: Johann von Palz, Coelifodina, 1504 f. – Verz. in: A. Zumkeller, Mss. v. Werken d. Autoren d. Augustiner-Eremitenordens in mitteleurop. Bibliotheken, 1966.
Quellen:
Wolf Stegemann/Maria Frenzel „Lebensbilder aus sechs Jahrhunderten Dorstener Stadtgeschichte“, Dorsten 1997. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie (2011).
Literatur:
ADB V (unter Dörsten); J. Trithemius, Catalogus scriptorum ecclesiae, 1494. – Nikolaus von Siegen, Chron. ecclesiasticum, ed. F. Wegele, 1855, S. 177 f. – Th. Kolde, Die dt. Augustiner-Congregation u. J. v. Staupitz, 1879. – Herm. Schedels Briefwechsel, hrsg. v. P. Joachimsohn, 1893. – R. Kestenberg-Gladstein, The „Third Reich“, A fifteenth-century polemic against Joachism, and its background, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 18, 1955. – E. Kleineidam, in: Universitas Studii Erffordensis II, 1969.