Dorsten dank(t) Dir

Das klamme Dorsten hat eine findige Idee, seine Bürger zu belohnen

W. St. – Wie andere Städte auch, so langt auch die Stadt ihren Bürger immer häufiger ins Portemonnaie und holt immer mehr raus, um dem nachkommen zu können, was ihr gesetzlicher Auftrag ist, wie beispielsweise die Stadt sauber zu halten oder anderen Pflichtaufgaben gegenüber den Einwohnern termin- und fachgerecht nachkommen zu können. Skandale der letzten Jahre zeigten immer häufiger, dass die Stadtverwaltung hier oft überfordert ist, weil wegen Geldmangel auch das Personal fehlt. In dieser Atmosphäre von begrüßenswerten bürgerschaftlichem Engagement mit politischer Inanspruchnahme kam man bei der Suche nach neuen Geldquellen im Rathaus auf die Idee, einen Spendensammel-Verein zu gründen, der bei der Bürgerschaft Geld sammelt, um diese Spenden der Bürgerschaft mit dem Dank der Stadt wieder zurückzugeben. Dank und Lohn für ihre gemeinnützigen Bestrebungen sozialen, sportlichen und kulturellen Anstrengungen. Diese Idee ist nicht neu. In einigen süddeutschen Städten ist sie bereits umgesetzt.

Bürgermeister und Kämmerer im Vorstand des städtischen Bürgervereins

Der neue Geldeinnahme- und Verteilungsverein heißt „Dorsten dank(t) Dir“. Vom Namen her ist das eine win-win-Situation. Der Bürger dankt der Stadt und die Stadt dankt dem Bürger. Doch ist es nur der Bürger, der zahlt. Dieser kommunale Verein wurde Ende 2017 „heimlich, still und leise“ (DZ) vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Aktiv starten soll der Verein in der zweiten Jahreshälfte 2018. Die Frage an den Bürgermeister, warum die Stadt einen solchen Verein überhaupt gründete, da die Stadt ja die gemeinnützigen Bemühungen ihrer Bürger aus der Stadtkasse unterstützen könnte, beantwortete Stockhoff in der „Dorstener Zeitung“ (DZ) am 17. Febr. 2018: Die Stadt könne das theoretisch wohl, praktisch aber nicht. Denn dann müsste sie die Steuern erhöhen. Daher  handelt es sich, wie Bürgermeister Tobias Stockhoff der „Dorstener Zeitung“ mitteilte, um einen Bürgerverein, der von Bürgern für Bürger unterstützt werde, wenn auch im Vorstand der Bürgermeister und der Stadtkämmerer säßen. „Die Idee ist“, so Stockhoff in der DZ, „dass möglichst viele Dorstener als Mitglieder in den Verein eintreten werden, um gesamtgesellschaftlich relevantes Engagement zu finanzieren und zu fördern.“ Personenmitgliedschaften kosten im Jahr 12 Euro. Firmen zahlen mindesten 50 Euro. Bürgermeister Stockhoff machte die Rechnung auf: Wenn sich 10.000 Vereinsmitglieder fänden, stünden dem Verein 120.000 Euro jährlich zur Verfügung. Mehr als 10.000 Geldgeber würden freudig begrüßt werden. Die Spender bekommen im Gegenzug für ihre Zuwendungen eine Spendenquittung.

Stadtteile bezogener Beirat entscheidet über die Geldvergabe

Im Vereinsvorstand sitzen unter anderem Bürgermeister und Stadtkämmerer, die aber lediglich für die Verwaltung des Geldes verantwortlich sein wollen. Stockhoff betonte gegenüber der DZ, dass es ausgeschlossen sei, dass die Stadt die Gelder zweckentfremden werde, um ihren eigenen Haushalt aufzupolstern, Straßenbau oder andere Pflichtaufgaben zu bewältigen. Der Stadt sei es zudem wichtig, dass nicht die Politiker über die Verteilung des Geldes entscheiden würden, sondern Bürger, die in den Stadtteilen verortet seien. Daher entscheidet über die Verwendung des Geldes ein Beirat aus jeweils einem Vertreter aus den elf Stadtteilen. Dennoch, so der Politiker Stockhoff zur Lokalzeitung, sei bereits gedanklich festgelegt, wer gute Aussichten habe, an Geld des Vereins zu kommen: Schulen, Kindergärten, Vereine.

28 Projekte wurden schon von „Dorsten dankt Dir“ gefördert

In den ersten zweieinhalb Jahren des Bestehens profitierten viele Dorstener von den rund 112.000 Euro Spendengeldern, die der Verein aufbrachte. Damit waren seit Oktober 2018 rund 28 Projekte gefördert worden, darunter Spielgeräte an Spielplätzen, Schulen, das Jüdische Museum Westfalen, Kitas sowie 49 Einzelpersonen. Sowohl Vereine als auch private Nachbarschaftsinitiativen aus Dorsten können eine Förderung ihrer Ideen beantragen — egal, ob es sich um neue Spielgeräte, Musikinstrumente oder die Mitfinanzierung des neuen Spülwagens des THW handelt. Wer dem Verein „Dorsten dankt Dir“ selbst spenden will, kann entscheiden, ob er festlegen möchte, wofür das Geld verwendet wird. „Dorsten dankt Dir“ fungiert im Grunde als Vermittler zwischen Spendern und solchen, die Spenden brauchen.

2021 so viel Geld wie noch nie auf einen Schlag gespendet

Mitte des Jahres 2021 schüttete der Spendenverein „Dorsten dank(t) dir“ 23.000 Euro Spenden an Vereine aus. Zu den zwölf Empfängern gehörten u. a. ein Nachtbarschaftsverein (Spielplätze), das „Foodsharing-Rettet Lebensmittel“-Projekt, Schulen für ihre Büchereien, eine Kirchengemeinde für sozialschwache Kinder. Seit seiner Gründung im Jahr 2017 hat sich der Verein „Dorsten dank(t) Dir“ als Förderer von Projekten in vielen gesellschaftlichen Lebensbereichen etabliert. In knapp drei Jahren sind 44 Förderungen erteilt worden – insgesamt 63.000 Euro. „Zusätzlich konnten zahlreiche zweckgebundene Spenden weitergeleitet werden. Zurzeit gehören dem Verein etwa 50 Einzelpersonen sowie Firmen und Organisationen an. Der Mindestmitgliedbeitrag beträgt 12 Euro pro Jahr, für juristische Personen 50 Euro.

Vorstand und Geschäftsführung in städtischen Händen

Der Verein hat einen Vorstand, dem der Bürgermeister der Stadt Dorsten als Vorsitzender und der Stadtkämmerer als Schatzmeister angehören. Die Mitgliederversammlung wählt aus dem Kreis der ehrenamtlich Tätigen einen stellvertretenden Vorsitzenden (dieses Amt hat aktuell Norbert Holz inne) und zwei Beisitzer. Die Geschäftsführung des Vereins übernimmt die Stadtverwaltung Dorsten. Über Anträge auf Förderung und damit die Verwendung der Spendengelder entscheidet – unter Berücksichtigung der Wünsche des Spenders – ein Beirat, dem stimmberechtigt der zweite Vorsitzende sowie elf gewählte Vertreter/innen aus allen elf Stadtteilen angehören.


Quelle: Claudia Engel in DZ vom 17. Febr. 2018

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