Seit 2001 Beratung auch bei Schwangerschaftsabbrüchen und „Sex-Talk“-Infos
„Donum vitae Recklinghausen e.V.“ wurde im November 2000 gegründet und steht als Beratungsstelle Schwangeren seit dem 1. Februar 2001 zur Verfügung. Es ist eine von 55 „Donum vitae“-Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen und 180 in Deutschland. donum vitae (lateinisch: „Geschenk des Lebens“) entstand als Protestreaktion engagierter Christen auf eine Entscheidung der katholischen Amtskirche zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Am 1. Januar 1996 trat ein geänderter § 218 des Strafgesetzbuches zum Schwangerschaftsabbruch in Kraft, der die bis dahin geltende „Fristenlösung“ der neuen Bundesländer sowie die „Indikationslösung“ der alten Bundesländer ablöste. Nach der neuen Regelung ist der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig, in einer Reihe von Ausnahmefällen jedoch zulässig.
Die Beratungsregelung war das gemeinsame Ergebnis intensiver und langer Diskussionen in der Öffentlichkeit und in den Fraktionen des Bundestages, unter maßgeblicher Beteiligung der katholischen Kirche. Die von den jeweiligen Bundesländern anerkannten Beratungsstellen wurden zunächst – neben pro familia – auch von den Institutionen der katholischen Kirche, dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) und der Caritas unterhalten. Die Ausstellung von Beratungsscheinen zum erlaubten Schwangerschaftsabbruch wurde den katholischen Einrichtungen jedoch von Papst Johannes Paul II. wieder untersagt. Durch dieses Verbot verloren die katholischen Beratungsstellen die staatliche Anerkennung, da sie ihrem gesetzlichen Auftrag nicht mehr nachkommen konnten.
„Donum vitae“ wurde daraufhin Ende 1999 von engagierten Christen, die diese Entscheidung des Papstes nicht mittragen wollten, mit dem Ziel gegründet, das fehlende Angebot seitens der katholischen Kirche durch eigene Beratungsstellen zu kompensieren. Die Arbeit von Donum vitae Recklinghausen e.V. wird zum Teil durch öffentliche Zuschüsse finanziert. Einen beträchtlichen Teil der Personal- und Sachkosten muss der Verein jedoch selbst aufbringen. Alle Beratungen und Angebote sind kostenlos.
Nicht nur Beratung – auch persönliche finanzielle Hilfe
Die Beratungsstelle „Donum vitae“ an der Reitzenstraße in Recklinghausen berät nicht nur, sondern sie hilft auch praktisch und persönlich. Frauen, die kein Geld für eine Sterilisation, für eine Spirale oder Pillen haben, bekommen sie gratis. Dafür bewilligte der Kreistag dem Verein seit 2020 jährlich 15.800 Euro. Zuvor hatte „Donum vitae“ das aus der eigenen Kasse bezahlt – bis zu 10.000 Euro im Jahr. Die Experten und Expertinnen des Beraterteam haben jede Menge Fragen zu beantworten. Informationen gibt es in Zusammenarbeit mit dem Landesverband auch im Netz. Immer mehr Jugendliche machen sich auf diem Weg über das Thema „Sex und Recht“ schlau: Wer darf mit wem? Werden Verhütungsmittel vom Staat bezahlt? Ist ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt? Von der Pille danach über die vertrauliche Geburt bis hin zur Pornografie führt der verständliche Weg durch den Paragrafendschungel.
Der „Sex Talk“ des Vereins richtet sich ebenfalls an den Nachwuchs. Es gibt viele Fragen, die Jugendliche nicht zu stellen trauen: Was ist ein Orgasmus? Darf ich auch Anal- oder Oralverkehr ausprobieren? Ist Onanieren schädlich? Fragen über Fragen. Ausführliche Antworten gibt es ganz diskret bei „donum vitae“ auf der NRW-Homepage.
Im Jahr 2020 hatte das Recklinghäuser Team 468 Erstberatungen, davon waren 112 Konfliktfälle: Vertrauliche Geburt, vorgeburtliche Diagnostik, Kinderwunsch, Prävention an Schulen u. a. Vieles ist in den zwanzig Jahres des Bestehens noch dazu gekommen. U. a. die Hebammen-Cafés in Dorsten und Oer-Erkenschwick, die nach der Corona-Pause wieder geöffnet haben.
Siehe auch: Kirchenprotest: Regenbogenfahnen
Quellen: Homepage „Donum vitae“ (Aufruf 2021). – Ulrike Geburek in DZ vom 30. Okt. 2021.