Der Sanierungsplan S3 soll`s richten – und bis 2027 wieder profitabel machen
Die Bahn will Ernst machen mit ihrer längst überfälligen Sanierung – und das in mehrerlei Hinsicht. Dazu stellt Bahn-Chef Richard Lutz an diesem Mittwoch dem DB-Aufsichtsrat sein Sanierungskonzept vor. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuletzt Druck gemacht und von der Bahn ein solches Konzept verlangt. „S3“ heißt es, weil es über drei Jahre laufen soll und drei Sanierungsfelder im Blick hat: Infrastruktur, Betrieb und die Wirtschaftlichkeit. 110 Folien sind es – mit einigen äußerst unbequemen Wahrheiten.
Die Redaktion der Ruhr-Nachrichten konnte das Konzept einsehen. Es beginnt mit Selbstkritik. Vor fünf Jahren hatte Bahnchef Lutz mit der „Starken Schiene“ seine Ziele bis 2024 markiert, jetzt muss er eingestehen: „Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir bei Aufsatz der „Starken Schiene“ bis 2024 erreichen wollten.“ Die Infrastruktur sei in weit schlechterem Zustand, die Pünktlichkeit mit erwarteten 63 bis 67 Prozent dieses Jahr historisch schlecht, die Wirtschaftlichkeit durch die „interne Qualitätskrise in Verbindung mit einer externen Krisenserie“ mehr als angespannt.
Geplant ist, dass 80 Prozent aller Züge pünktlich fahren
Richard Lutz will die Bahn bis 2027 wieder profitabel machen und zwei Milliarden Euro Jahresgewinn ausweisen. 80 Prozent aller Züge sollen pünktlich fahren. Um das zu erreichen, will der Bahnchef an vielen Ecken sparen und reformieren. Die Verfügbarkeit der Züge soll erhöht, die Wartungen beschleunigt werden. Hauptproblem bleibt das marode Netz. Es sei „bereits im Regelbetrieb“ und „spätestens im Störfall an oder deutlich oberhalb der Belastungsgrenze“. Die zentralen Bahnknoten wie Frankfurt/Main, Berlin und Hamburg hätten „aufgrund hoher Auslastung ihre stabilisierende Wirkung für das Gesamtsystem verloren“. Geprüft wird, ob mehr Fernverkehrszüge die Hauptbahnhöfe meiden und etwa am Frankfurter Flughafen oder in Berlin Gesundbrunnen beginnen und enden. Die Personalkosten sind ebenfalls aus dem Ruder gelaufen. Durch Wegfall von „Redundanzen“ in Verwaltung in Betrieb soll die Personalaufwandsquote von zurzeit 52 Prozent auf 50 Prozent gesenkt werden. 10.000 bis 15.000 Vollzeitstellen sollen bis 2027 wegfallen, danach noch einmal mehr als 15.000 Stellen.
Siehe auch: Bahn, Deutsche
Siehe auch: Schienen
Siehe auch: Bahnhöfe (Artikelübersicht)
Siehe auch: NordWestBahn (Essay)
Quelle: Andrea Barthélémy und Jan Sternberg in RN (DZ) vom 18. September 2024