Aktuell: Neue Deutsche, Germanophilie und Deutschenfeindlichkeit
Der Begriff „Neue Deutsche“ war ein postmodernes Konstrukt, um Identitätsbildungsprozesse deutscher Staatsangehöriger mit Migrationshintergrund als prinzipielle Inklusionsprozesse zu verstehen und wurde im Forschungsprojekt „Hybride europäisch-muslimische Identitätsmodelle“ (HEYMAT) an der Humboldt-Universität Berlin bis 2016 verwendet. In einem mit „Verlust und Gewinn. Ergebnisse aktueller Studien zur Zuwanderung“ betitelten Aufsatz untersuchte Felix Grigat im April 2015 die Frage: „Wer gehört zum deutschen Wir?“ Von den deutschen Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund gaben 2014 laut der oben erwähnten Studie der Humboldt-Universität 81 Prozent an, Deutschland zu lieben, und 77 Prozent fühlen sich demzufolge deutsch. Fast jedem zweiten Deutschen mit Migrationshintergrund (47 Prozent) sei es wichtig, als deutsch gesehen zu werden – genauso viel wie bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund (47 Prozent).
Germanophilie (von lateinisch Germani ‚Germanen‘, und altgriechisch φιλία philia, deutsch ‚Freundschaft‘) bezeichnet eine allgemeine Affinität zu deutscher Kultur, Geschichte oder zum deutschen Volk und somit das Gegenstück der Germanophobie. Eine Gleichsetzung von „Germanen“ und „Deutschen“ erfolgte erstmals im 16. Jahrhundert bei Johannes Turmayr, genannt Aventinus. Im Deutschen existiert der Begriff jedoch hauptsächlich als wörtliche Übersetzung des im Englischen häufiger verwendeten Begriffs germanophilia und wird für unterschiedliche kulturgeschichtliche, soziale und literarische Phänomene verwendet.
Deutschenfeindlichkeit, Germanophobie oder Deutschenhass (französisch germanophobie, englisch germanophobia) war eine breite Erscheinung in der Zeit der imperialistischen Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) sowie insbesondere zur Zeit und während der Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen. Der Begriff wurde nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. durch rechtsextremistische Gruppierungen für geschichtsrevisionistische Propaganda benutzt. Der Begriff Deutschenfeindlichkeit wurde gelegentlich für die Beschreibung von Mobbing von ethnisch deutschen Schülern durch Mitschüler mit Migrationshintergrund benutzt. Eine verstärkte Debatte erfuhr das Wort ab 2009 im Zusammenhang mit von Berliner Lehrern und Wissenschaftlern beobachtetem Mobbing seitens muslimischer Schüler. Im Jahr 2017 ging das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. davon aus, dass es den Sachverhalt der „Deutschenfeindlichkeit“ gebe, und operationalisierte Aussagen, denen befragte Jugendliche zustimmten, sowie von ihnen ausgeübte Verhaltensweisen, die es als Ausdruck von Deutschenfeindlichkeit bewertete.
Siehe auch: Deutsch I – Sprache und Volk
Siehe auch: Deutsch II – Begriff: Deutsches Volk
Siehe auch: Deutsch III – Deutsche Nation
Siehe auch: Deutsch IV – Entstehung der Nation
Siehe auch: Deutsch V – Völkisches Konzept
Siehe auch: Deutsch VI – Gegenwart