Day of Song

Sangesfreudige Dorstener auf dem Zechengelände Fürst Leopold

Day-4961957_m1w624q75v35895_1_day_of_song_01Viermal hat das Revier beim „Day of Song“ gemeinsam gesungen: Das erste Mal im Kulturhauptstadtjahr 2010, zuletzt 2018, als in mehr als 60 Städten, darunter Dorsten, auf Bühnen und Plätzen, in Kindergärten, Altenheimen und U-Bahnen das „Steigerlied“ angestimmt wurde, das türkische „Üsküdara“ und „Griechischer Wein“. Für 2015 verkündete der Tourismusverband im Namen des Regionalverbandes Ruhr, des NRW-Kulturministeriums und der Kultur Ruhr GmbH das Aus und begründete dies mit der „mangelnden touristischen Strahlkraft“. Die Zahl der organisierten Teilnehmer sei zuletzt von 50.000 auf 32.000 zurückgegangen. Chöre außerhalb von NRW seien kaum dabei gewesen. Trotz flächendeckender Kritik blieb es zunächst beim Aus. Die dafür vorgesehenen Landesmittel in  Höhe von 700.000 Euro werden für andere Events eingesetzt. Doch dann gab es für 2018 doch wieder einen „Day of Song“.

„Day of Song“ mit „Extra-Schicht“ zusammengelegt

Die ruhrgebietsweite Singveranstaltung 2018 war daher eine Neuauflage in abgespeckter Form. Das hat Ende 2016 der Sport- und Kulturausschuss des Regionalverbandes Ruhr (RVR) in Essen beschlossen. Nach diesem neuen Kozept wurde der „Day of Song“ am selben Tag wie die Nacht der Industriekultur „ExtraSchicht“ veranstaltet. Durch die Zusammenlegung wurden Kosten eingespart. Ebenso soll 2018 der zwei Jahre zuvor erstmals veranstaltete „Tag der Trinkhallen“ eine Neuausrichtung erhalten. Beide Veranstaltungen wurden vom RVR mit 700.000 Euro finanziert. Der „Day of Song“ in neuer Form kostete revierweit etwa 350.000 Euro.

Wolfgang Endrös dirigierte 2018 auf dem Hubwagen die Chöre; Foto: Sabine Bornemann (DZ)

2018 sangen in Dorsten 30 Gruppen mit rund 1000 Sängern

Am gemeinsamen Singen am „Day of Song“ 2018 beteiligten sich im Juli auf dem Hervester Zechengelände 30 Kitas, Schulen und Chöre. Musikschulleiter Wolfgang Endrös koordinierte die rund tausend jungen und alten Sänger und Sängerinnen von einem Hubsteiger aus. Die Kleinsten unter den Sängern ließen aus vollen Kehlen den „Schmetterling“, den „Bi-Ba-Butzemann“ und die „kleine Wanze“ tanzen. Punkt 12 Uhr begann dann das gemeinsame Singen in Revier. In Erinnerung an den auslaufenden Bergbau erklang an allen Spielstätten des „Day of Song“ um 12.10 Uhr gleichzeitig das „Steigerlied“. Danach stimmten Chöre und Besucher begeistert ein in Gassenhauer wie „Bruder Jacob“, „Die Gedanken sind frei“ und „Freude schöner Götterfunken“. Nach dem Rudelsingen hatten einige Gruppen noch eigene Auftritte, zu denen die Besucher zwischen vier Spielorten im CreativQuartier auf dem Zechengelände pendeln konnten. Zu hören waren der Kinderchor der Grünen Schule in Barkenberg, ein Mitsingkonzert von „Ouwe“ und Jazziges von Jutta Lensing und Horst Mies, der „VHS-Chor Tonart“, der MGV Deuten, der Kinderchor der Kardinal von Galen-Schule, der Projektchor „Voices“ aus Lembeck, der Brahmschor, der MGV 1948 Hervest, der Kirchenchor St. Barbara, Gastsänger aus der Kantorei Wulfen, der JEKISS-Chor der Wilhelm-Lehmbruck-Schule, die „Mixed Pickles“ aus Deuten, der Frauenchor „Bella Musica“ aus Schermbeck und das Kammerensemble „Confido Vocale“ (Sabine Bornemann in DZ vom 2. Juli 2018).

UNESCO: Steigerlied ist jetzt Kulturerbe – Bergbau-Hymne stiftet Identität

Das Steigerlied der Bergleute und zwölf weitere Traditionen aus Brauchtum, Handwerk und darstellender Kunst fanden im März 2023 Eingang in das Verzeichnis der Vereinten Nationen für das sogenannte immaterielle Kulturerbe. Das bundesweite Verzeichnis umfasst damit jetzt insgesamt 144 Formen gelebter Kultur in Deutschland, wie die deutsche UNESCO-Kommission nach einer Entscheidung der Kultusministerkonferenz mitteilte. Das Steigerlied sei eine Hymne des Bergbaus und habe eine bis heute anhaltende Popularität erlangt, heißt es in der Begründung. Und weiter: „Spuren des Steigerlieds reichen bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. (…) Das Steigerlied wird zu vielfältigen Anlässen gesungen, wie zum Beispiel bei Bergparaden und Bergaufzügen sowie bei anderen Feiern. Die identitätsstiftende Bedeutung zeigt sich sowohl in aktiven Bergbauregionen, als auch dort, wo die Bergwerke bereits geschlossen sind.“ Der länderübergreifende Antrag „Singen des Steigerlieds“ war 2021 vom Verein Ruhrkohle Musik aus NRW eingereicht worden, um dessen Bedeutung für alle deutschen Bergbauregionen zu betonen (dpa/epd/BJ).

Siehe auch: CreativQuartier Fürst Leopold
Siehe auch:
ExtraSchicht

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