„Catastrophe“ für die Schiffer auf dem Kanal – und ein grausiger Fund
Das Tief hieß „Tristan“ und brachte klirrende Kälte bis zu 15 Minusgraden, Schneemassen und Eisregen auch nach Dorsten. Am 7. Februar 2012 gab es in der Region Tiefstwerte bis -15 °C. Schon in den Tagen zuvor hatte es Dauerfrost in Dorsten gegeben. Schnell tummelten sich erste Kinder auf dem zugefrorenen Barkenberger See – allen Warnschildern zum Trotz. Andere natürlich entstandene Eisflächen waren da unproblematischer. Eine überschwemmte Wiese am Napoleonsweg fror 2012 komplett zu und war ein willkommener Winterspaß für Schlittschuhläufer und Schlittenfahrer. Anthony Manouvrier, ein französischer Kanalschiffer, hatte im Chemiepark Marl Granulat geladen und war gerade unterwegs nach Paris, als der Frost die Schleuse in Dorsten lahmlegte. Tagelang musste der Kapitän mit seinem Schiff unterm Lippetor ausharren. Die reinste „Catastrophe“ sei das, sagte der Schiffer damals der „Dorstener Zeitung“. Mitte Februar machte ein Mitarbeiter einer Hausverwaltung einen grausigen Fund in einem Löschteich an der Borkener Straße. Zunächst vermutete er eine alte Jacke unter der Eisdecke. Doch es war der Leichnam eines 65-jährigen Polen, der seit Dezember 2011 als vermisst galt. Die Bergung gestaltete sich schwierig, weil die Eisdecke geöffnet werden musste. Einsatzkräfte waren mit Seilen gesichert, falls das Eis brechen sollte. Ein Verbrechen schloss die Staatsanwaltschaft später aus. Der 65-Jährige sei an Herzversagen gestorben, hieß es damals. – Die niedrigste jemals von den umliegenden Stationen des Deutschen Wetterdienstes erfasste Temperatur liegt übrigens bei -18 °C, gemessen im Februar 1956.
Quelle: DZ vom 10. Febr. 2021