Corona-Folgen

Grundschulkinder: Schulleiterin fordert mehr Kreativität statt mehr Druck

Wenn auch viele ihrer Schüler die Coronazeit gedanklich abgehakt haben, für Schulleiterin Klaudia Ulrich-Heisig sind die Folgen noch deutlich spürbar. „Wir in der Schule merken die Folgen noch immer. Auch, wenn jetzt Fördergelder auslaufen und die Aufmerksamkeit der Politik schwindet, muss ich sagen, dass noch lange nicht alles gut ist“, zitiert sie die Dorstener Zeitung in einem Interview. Man brauche dringend mehr Personal, mehr Zeit, mehr Geld und insgesamt mehr Möglichkeiten, die Kinder samt ihrer Stärken und Talente wieder in den Vordergrund zu rücken. Denn ihrer Meinung nach hat die Pandemie bei vielen Grundschulkindern dazu geführt, dass sie sich nur noch wenig zutrauen. „Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind verloren gegangen. Viele Kinder brauchen viel Sicherheit und Bestätigung, müssen wieder lernen, sich etwas zu trauen und dann auch dazu zustehen“, so Ulbrich-Heisig. Auch die Kreativität der Kinder habe zum Teil massiv gelitten, denn im Distanzunterricht sei wenig Raum gewesen für kreatives Arbeiten. Nebenfächer wie Kunst, Sport oder Musik seien zugunsten von Deutsch und Mathe oft hinten rüber gefallen.

Langfristige Folgen bei der Lernleistung der Kinder

„Wenn Kreativität und Fantasie verloren gehen, dann hat das langfristige Folgen für die Lernleistung der Kinder“, erklärt die Schulleiterin. Das zu fördern, sei wichtiger, als noch mehr Deutsch und Mathematik „mit der Brechstange“ durchzudrücken. Besonders bei den älteren Grundschulkindern mache sich bemerkbar, dass viele von ihnen durch die Pandemie keine Einschulungsuntersuchung und auch kein Schulspiel hatten. „Wir sind damals mit denen im Blindflug gestartet. Viele haben dadurch erst viel später die Förderung erhalten, die sie eigentlich gebraucht hätten und haben dadurch wertvolle Zeit verloren“, sagt Ulbrich-Heisig. Die Chancengleichheit habe darunter teilweise extrem gelitten. Insgesamt sei die Schere nach der Coronazeit noch weiter auseinander gegangen. Bemerkbar mache sich das auch beim Sozialverhalten der Kinder. Manche seien aufgrund der fehlenden Sozialkontakte während der Lockdowns sehr zurückhaltend und introvertiert, andere hätten starke Probleme, sich an Regeln zu halten und in die Gruppe einzufügen. „Die Arbeit in diesen Bereichen ist für uns deutlich mehr geworden“, so die Schulleiterin. Gleiches gelte für den Sportunterricht. Durch mangelnde Bewegung während der Pandemie hätten viele Kinder an Gewicht zugelegt und seien insgesamt deutlich unbeweglicher. Dass all diese Defizite nicht in den Familien allein gestemmt werden können, ist Ulbrich-Heisig klar: „Die brauchen nicht noch mehr Druck. Viele Eltern sind nach der schweren Zeit sowieso schon sehr angespannt.“ Neben mehr Personal, Geld und Zeit, müsse man auch die Lehrkräfte mehr entlasten und Möglichkeiten schaffen, individuell auf die Defizite jedes Kindes einzugehen. – Der Blick über den Tellerrand, das Wecken von Kreativität und Selbstvertrauen seien das, was jetzt möglich gemacht werden müsste. „Bildung braucht Zeit, daher muss jetzt auch gehandelt werden!“

Staatliche Hilfen während der Pandemie – Schlussabrechnungsfrist

Wer während der Coronapandemie staatliche Hilfszahlungen erhielt, kann die dafür nötige Schlussabrechnung noch bis zum 30. September einreichen. Allerdings nur, wenn zuvor auch eine Fristverlängerung beantragt wurde, denn die eigentliche Frist endete bereits am 31. Oktober 2023. Anhand der Schlussrechnung werden mögliche Rück- oder Nachzahlungen errechnet. Mit den Corona-Wirtschaftshilfen (Überbrückungshilfen, November- und Dezemberhilfen) waren von Juni 2020 bis Juni 2022 Unternehmen und Selbstständige unterstützt worden, die erhebliche coronabedingte Umsatzrückgänge erlitten. Insgesamt flossen über 63 Milliarden Euro an Bundesmitteln. Die Anträge wurden zunächst vorläufig bewilligt, um die Auszahlung zu beschleunigen (AFP).

Siehe auch: Corona-Pandemie (Artikelübersicht)


Quelle: Manuela Hollstegge in DZ vom 2. April 2024

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