Holsterhausener Fußballverein hatte viele glorreiche Jahre
Gründungsjahr des Ball-Vereins Holsterhausen-Dorsten (BVH) ist das Jahr 1920. Über eine lange Zeit hinweg waren die drei Buchstaben BVH das Markenzeichen des Dorstener Fußballs. Den Stadtnamen Dorsten fügte man dem Gemeindenamen Holsterhausen an, weil Holsterhausen, damals noch selbstständige Gemeinde, kaum jemand kannte, aber auch, um Verwechslungen mit anderen Gemeinden gleichen Namens zu vermeiden. Gleichzeitig erhielt der BVH als erster Verein Dorstens die Genehmigung, mit dem Stadtwappen auf dem Trikot zu spielen. Fünf Jahre Verbandsligazugehörigkeit machten den BVH in ganz Westfalen bekannt. Unter der Leitung von Willi Salamon erlebte der Verein einen Boom, um den er von vielen Nachbarclubs beneidet wurde. Kometenhaft stieg damals der Stern dieses Vereins am Fußballhimmel empor. Aus der 1. Kreisklasse Gelsenkirchen führte der damalige Trainer Franz Winkler die Mannschaft in einem Sololauf bis in die Verbandsliga. Mit großem Abstand war der BVH Meister der jeweiligen Klasse. Dies zahlte sich schon bald in barer Münze aus. In der Landesliga kamen 2.000 Fans und noch mehr Besucher zum Holsterhausener Waldsportplatz. In der Verbandsliga angekommen, zählte der Kassierer in einem Meisterschaftsspiel auf dem Waldsportplatz einmal 4.500 Zuschauer. Über 38.000 Besucher wurden in der Saison 1962/63 gezählt. Die Fans des BVH reisten sogar mit, wenn auswärts gespielt wurde: beispielsweise über 1.000 Fans in das 160 Kilometer entfernte Lage/Lippe in Ostwestfalen. Die Rekordmitgliederzahl des Ballvereins Holsterhausens stieg auf 775. Es schlossen sich 1961 die Abteilungen Badminton und 1966 Basketball an, die sich später wieder trennten und selbstständig wurden.
BVH war für einige Spieler das Sprungbrett in höhere Klassen
Internationale Begegnungen gehörten damals ebenso zum Vereinsprogramm des BVH. „Slavia Prag“, Schwedens Vizemeister „Elfsborg Boras“ und viele andere mehr aus Belgien, Holland, Österreich und England kamen ins Waldstadion, um sich sportlich mit dem BVH zu messen. Aber auch bedeutende deutsche Mannschaften wie Schalke 04, Preußen Münster, Rot-Weiß Essen und MSV Duisburg. Natürlich wurden Profivereine auf den BVH aufmerksam. So wechselten etliche Akteure ins Vertrags- oder Profilager. Jürgen Franke war der erste, der den Verein verließ und bei den „Emscherhusaren“ des STV Horst-Emscher anheuerte. Später ging Dieter Feller zunächst zu den Münsteraner Preußen, bevor er in die Schwabenmetropole zum VfB Stuttgart wechselte. Der nächste Spieler, der den Schritt ins Profilager wagte, war Stürmer Günter Pröpper. Für den VfL Osnabrück, RW Essen und den Wuppertaler SV ging er auf Torjagd. Besonders gefürchtet waren seine Kopfbälle, mit denen er Tore schoss, und die bei seinem Stammverein stets für Stimmung sorgten. Einmal erzielte er in einem Spiel auf diese Art neun Treffer. Weitere BVH-Spieler wechselte in höhere Klasse: Karl-Heinz Hähnchen (1. FC Köln), Jürgen Nabrotzki (SW Essen, RW Essen, FC Bocholt), Klaus Keiner (SpVgg. Erkenschwick).
Das Erbe von Franz Winkler trat der Dortmunder Altinternationale Erich Schanko an. Unter seiner Regie landete die Mannschaft noch auf einen Mittelplatz. Da den Verein die guten Talente verließen, war ein Abstieg nicht zu vermeiden. 1968 musste der BVH in die Landesliga zurück, in der er bis 1979 blieb. Damit war auch die glorreiche Zeit dieses Clubs vorbei, der für die Stadt Dorsten lange Zeit ein großer Werbeträger war und ein Stück Fußballgeschichte geschrieben hatte (siehe Pröpper; siehe Winkler).
„Platz im Koffer“: BVH Dorsten kickt im südafrikanischen Calizdorp
Der Fußballverein BVH Dorsten hat mittlerweile auch ein Team in Südafrika. D-Jugend-Trainer Lothar Hennecke reiste im Februar 2020 ans Kap der guten Hoffnung, um die Jungen und Mädchen in Calizdorp einzudecken. Das 4000-Seelen Dörfchen Calizdorp im Bezirk Karoo liegt ungefähr 200 Kilometer nördlich von Kapstadt. Mit im Gepäck hatte er auch drei Trikotsätze samt Stutzen, Fußballschuhen, Torwarthandschuhen, Bälle und weitere Trainingsmaterialien. „Als ich die Kinder mit den Sachen gesehen habe, die ich gespendet habe, war ich sehr berührt“, so der 67-jährige Holsterhausener, der die D-Jugend-Mannschaft des BVH Dorsten trainiert. Die Anregung, südafrikanische Kinder in Dorstener BVH-Trikots spielen zu lassen, bekam Hennecke durch die Sozialinitiative „Platz im Koffer“ die Reisende in entsprechende Länder anregt, in ihren Koffern Spenden mitzunehmen. Inzwischen hat diese Initiative über 1000 Mitglieder, darunter Lothar Hennecke.
Generationswechsel im April 2022
Robin Rodriguez ist bis 2024 neuer Vorsitzender des BVH Dorsten und löste Uli Canovi ab. Auf der Jahreshauptversammlung ist der 35-Jährige ohne Gegenstimme gewählt worden und will den A-Ligisten in den kommenden zwei Jahren sportlich und auch abseits des Feldes nach vorne bringen. Zum Team von Robin Rodriguez gehören: Marcel Czok (2. Vorsitzender), Silke Langweg (Geschäftsführerin), Meik Tregel (2. Geschäftsführer), Oktay Kara und Chris Radzanowski (1. und 2. Kassierer). Dem Beirat gehören Uli Canovi, Maurice Dönnebrink, Aydin Nagel, Jonas Seifert und Volkan Kara an. Zu Kassenprüfern wurden Björn Wesler, Simon Wilkes, Jan Jänicke und Thomas Langberg ernannt.
BVH Dorsten holt sich im August 2022 den Ü32-Stadtmeistertitel
Der BVH Dorsten hat mit den ersten Ü32-Stadtmeisterschaften Ende August 2022 einen Volltreffer gelandet. Zehn Teams nahmen an dem Stadtmeisterschaftsturnier teil. Von den fünf Mannschaften in den beiden Vorrundengruppen erreichten acht das Viertelfinale. Lediglich der SV Lembeck und der SV Altendorf schieden als Gruppenletzte aus. In diesen Viertelfinals gab es die einzige Unstimmigkeit des Tages. Wulfen gewann zwar das Match gegen Barkenberg, setzte dabei aber Spieler ein, die nicht auf dem Spielberichtbogen standen und sich auch nicht angemeldet hatten. Dem Barkenberger Protest stimmte die Spielleitung zu. Zwar wollte Barkenberg den Blau-Weißen den Platz im Halbfinale überlassen, doch diese verzichteten. In beiden Halbfinals stand es nach 15 Minuten unentschieden, sodass die Entscheidung vom Punkt fiel. Schermbecks Keeper Carsten Erckmann hielt gegen Barkenberg einen Elfmeter und brachte so sein Team ins Endspiel. SuS Hervest setzte einen Ball an den Pfosten, und somit stand der BVH im Endspiel. Barkenberg sicherte sich dann mit einem 3:2 den dritten Rang. Der BVH Dorsten setzte sich im Finale gegen den ersatzgeschwächten SV Schermbeck mit 3:0 durch.
Waldsportplatz Holsterhausen: Probleme mit dem Hybridrasen
Als die zweite und dritte Kreisliga-Mannschaft des BVH Dorsten am Wochenende 18./19. Februar 2023 ihre Nachholspiele austrugen, drehten sich die Diskussionen mehr um den Untergrund als um das fußballerische Geschehen. Der Hybridrasen auf dem Holsterhausener Waldsportplatz sorgt auch knapp fünf Jahren nach seiner Einweihung immer noch für viel Gesprächsstoff. Vom Naturrasen, der 90 Prozent der Spielfläche ausmacht, war kaum noch was zu sehen. Die übrigen Kunstrasenhalme waren nicht mehr als kleine grüne Tupfer in einer seifigen Matschlandschaft. Der Hybridrasen, der mit Hilfe eines Sponsors 2018 gebaut wurde, hatte immer für einigen Ärger gesorgt. Die Firma Eurogreen hatte anfangs Konstruktionsfehler zugegeben und Reparaturen durchgeführt. 2022 stellte die Firma einen Mähroboter zur Verfügung, der den Rasen zwar schnitt, aber auch für weitere Probleme sorgte. Die Maschine hatte den gemähten Rasen nicht eingesammelt. Daher verfilzte das Schnittgut und wurde zu einer Kruste. Das Positive an der Geschichte ist, dass die Herstellerfirma seit dem Bau alle Reparaturkosten der letzten Jahre übernommen hat. Nun hat sie die Gewährleistung noch um ein Jahr verlängert und weitere Arbeiten angekündigt. Im April soll diese verfilzte Schicht abgetragen und anschließend der Rasen neu eingesät werden. Der soll durch die Hybridschicht Wurzeln schlagen und dann durch diese Hybridschicht auch an Stabilität gewinnen, hofft der Dorstener BVH-Vorsitzende. Die Stadt Gescher hat beispielsweise den Hybridrasen beim SuS Hochmoor gesperrt, obwohl dort weniger Mannschaften spielen als auf dem Holsterhausener Platz. Mit Stand Februar 2023 spielen hioer 18 Mannschaften, die alle im Winter auf den Nebenplatz müssen. Das belastet die Fläche. Seit einigen Monaten hatten die Holsterhausener immerhin eine kleine Kunstrasenfläche, die ebenfalls von der Firma Eurogreen hinter dem Hauptplatz errichtet wurde.
Ein Pott und 100 Liter Bier für den Kreispokal der Ü40-Altsenioren 2024
Im vergangenen Jahr sind sie im Finale an der DJK Sportfreunde Datteln gescheitert. Jetzt nahmen die Ü40-Fußballer des BVH Dorsten erfolgreich Revanche. Am 27. April 2024 gewannen sie die Neuauflage des Vorjahres-Endspiels auf dem heimischen Waldsportplatz mit 7:5 (3:0) und qualifizierten sich damit für das Turnier auf Westfalen-Ebene am 1. Juni in Kaiserau. Die Holsterhausener begannen stark und hatten gleich in der Anfangsphase gute Möglichkeiten. Die beste ließ Sascha Mahlitz aber noch aus: Mit einem Neunmeter nach einer bei den Ü40-Oldies verbotenen Grätsche eines Dattelners scheiterte er am Gästekeeper. Auch bei Mahlitz‘ zweitem Versuch vom Punkt hatte Dattelns Thomas Seidenkranz den Fuß dran, konnte den ersten Einschlag aber nach 15 Minuten nicht verhindern. Die weiteren Tore von Kim Welter (18.) und Aydin Nagel (22.) spiegelten die läuferische Überlegenheit der Holsterhausener wider und Dattelns Teamchef Stefan Zepanski klagte zur Pause: „Letztes Jahr hat uns unsere Verteidigung und Zweikampfstärke ausgezeichnet. Davon ist leider nichts mehr zu erkennen.“ Nach dem Seitenwechsel witterten die Gäste dann kurzzeitig Morgenluft, als sie kurz nach Wiederanpfiff per Neunmeter zum 1:3 kamen (36.). Der BVH machte die zwischenzeitlich aufkeimenden Hoffnungen aber wieder zunichte. Kim Welter erhöhte per Doppelschlag auf 5:1 (40., 41.) und Aydin Nagel konterte das 5:2 der Gäste (44.) umgehend mit dem 6:2 (46.). Datteln kam noch bis auf 6:4 heran (48., 49.), doch Kim Welters vierter Treffer zum 7:4 sorgte wieder für Ruhe (54.). Das 7:5 in der Schlussminute bedeutete keine Gefahr mehr. Auch, weil Datteln kurz vorher noch einen Neunmeter verschossen hatte.
„Wird eine schöne Party“
So bejubelten am Ende die Holsterhausener einen verdienten Finalerfolg und freuten sich ganz besonders über eine neue Prämienregelung des Fußballkreises: Statt wie in den vergangenen Jahren ein Netz voller Bälle erhält der Kreispokalsieger in diesem Jahr nämlich 100 Liter Bier. „Zusammen mit den 50 Litern, die unsere Ü32 für ihre Halbfinalteilnahme bekommen hat, gibt das eine schöne Party“, freute sich BVH-Teamchef Knut Bechter. Der erklärte den Erfolg über Datteln fair auch mit Personalproblemen der DJK: „Da haben schon wichtige Leute gefehlt.“ Doch auch eigene taktische Maßnahmen seien ein wichtiger Grund gewesen: „Wir haben aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt und unser System auf dem Kleinfeld umgestellt.“ Statt eines 3-2 spiele der BVH nun ein 3-1-1. Der Erfolg gab den Holsterhausenern Recht.
Mirko Urban rettete dem BVH ein Remis
Mirko Urban, der fast 15 Jahre lang durchgängig im höherklassigen Amateurfußball spielte (unter anderem für den 1. FC Kleve) und inzwischen 42 Jahre alt ist, zog sich in den vergangenen Jahren etwas zurück. Zuletzt lief er nur noch gelegentlich für die dritte Mannschaft des BVH Dorsten auf. Da sich diese jedoch vor der Saison in die Kreisliga C zurückzog, wollte Urban noch einmal neu angreifen – und zwar beim aktuellen Tabellenführer der Kreisliga A1, BVH Dorsten, unter seinem Freund und Trainer Daniel Schikora. Dass er auch mit 42 Jahren noch immer über große fußballerische Qualitäten verfügt und eine wichtige Stütze für sein Team sein kann, bewies Urban am vergangenen Sonntag (22. September) beim 2:2 gegen den Tabellenzweiten TuS Gahlen. In der 75. Minute wurde Urban in Unterzahl für Tom Winkler eingewechselt. Kurz vor Schluss erzielte er mit einem sehenswerten, direkt verwandelten Freistoß den 2:2-Ausgleich (85.). „Ich habe zu den Jungs gesagt: Gebt mir den Ball, ich mach’ ihn rein“, resümiert Urban schmunzelnd – und er hielt sein Wort.
Duell mit Gahlen ein Spiel „auf Top-Niveau“
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Tabellenführer, der alle sechs vorherigen Spiele gewonnen hatte, in Rückstand gelegen. Nach einer frühen Führung kassierte der BVH vor der Pause noch den Ausgleich sowie eine Rote Karte. In der zweiten Halbzeit ging der TuS Gahlen sogar in Führung, bis Urban den Ausgleichstreffer erzielte. „Es war ein extrem schwieriges Spiel gegen eine wirklich gute Mannschaft. Sowohl spielerisch als auch konditionell war das Top-Niveau“, lobt Urban die Arbeit des gegnerischen Trainers. „Wir haben uns aber super zurückgekämpft und aus meiner Sicht verdient den Ausgleich geholt“, so der 42-Jährige. Dank des späten Treffers von Urban blieb der BVH also auch im siebten Spiel ungeschlagen und führt die Tabelle der Kreisliga A1 mit 19 Punkten und drei Zählern Vorsprung auf Gahlen an. Mirko Urban, der vor der Saison bereits gesagt hatte, dass gerade der Saisonstart enorm wichtig ist, darf also mehr als zufrieden sein: „Bis jetzt spielen wir echt top.“ Am Comeback im Topspiel könne man darüber hinaussehen, dass „die Mannschaft lebt“.
Landesligist kommt in der dritten Pokalrunde
Dennoch mahnt er zur Vorsicht: „Jetzt kommen die Spiele, bei denen wir konstant punkten müssen.“ Denn er ist überzeugt: „Auch die anderen Teams werden nicht viel liegenlassen.“ Besonders positiv überrascht war er vom Auftreten der Gahlener. Am 29. September 2024 steht für Urban und sein Team das Auswärtsspiel beim Tabellenachten BW Wulfen an. Dort hofft er, seiner Mannschaft erneut so helfen zu können wie gegen Gahlen, auch wenn er bisher immer nur als Joker von der Bank kam. „Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber ich war leider nicht oft da. Außerdem läuft es ja super, da würde ich als Trainer auch nichts ändern“, so Urban, der drei Spiele verpasste und bei den übrigen stets eingewechselt wurde. Zunächst trifft der A-Ligist am heutigen Donnerstagabend aber zu Hause um 19 Uhr auf den Landesligisten BWW Langenbochum im Kreispokal – ein echter Hochkaräter für den BVH Dorsten.
- Zum obigen Eingangsfoto: Die Meistermannschaft der Landesliga 1963 mit Spielobmann Karl Schonrath, Waldi Kistowski, Franz Schneider, Benno Gesing, Günter Pröpper, Werner Lukaschewski, Klaus Heinrich, Trainer Franz Winkler (stehend von links); Siegfried Diedrich, Artur Bettin, Dieter Feller, Erich Pröpper, Heinz Pröpper (kniend); Foto: Krüger.
Quellen: Nach Helmut Brumberg „BVH –Markenzeichen des Dorstener Fußballs“ in RN vom März 1989. – DZ vom 18. Nov. 2020. – Ralf Weihrauch in DZ vom 29. Aug. 2022. – Ralf Weihrauch in DZ vom 24. Febr. 2023. – Andreas Leistner in DZ vom 2. Mai 2024. – Fabian Wilmers in DZ vom 26. September 2024.