Als praktischer Arzt 41 Jahre lang in Holsterhausen und Hervest tätig
1895 in Lünen bis 1970 in Dorsten; Arzt in Holsterhausen. – Bei vielen Holsterhausenern ist er wegen seines aufopfernden Einsatzes und seiner steten Freundlichkeit in bleibender Erinnerung. Auch bei denen, die ihn nicht mehr persönlich kannten, sondern dies von ihren Eltern vom Hörensagen wissen. Er war 41 Jahre lang nicht nur in Holsterhausen, sondern auch in Lembeck, Rhade, Deuten, Schermbeck, Hervest-Dorsten vor allem mit großer Begeisterung als Geburtshelfer tätig. Mit dem Thema Geburt befasste sich auch seine Dissertation: „Komplikationen der Geburt durch Beckentumoren“. Er war bei Hebammen in Hervest und Holsterhausen ein beliebter Helfer. Dr. Hans Bürgels Eltern hatten in Lünen ein kleines Textilgeschäft. Er besuchte das Gymnasiums in Bochum und nahm am Ersten Weltkrieg als junger Kriegsfreiwilliger teil, machte anschließend das Abitur, arbeitete nebenher im Bergbau in Bochum und studierte in Kiel, Greifswald und Tübingen Medizin. 1923 ging er als Assistenzarzt nach Gelsenkirchen. 1929 übernahm Bürgel in Holsterhausen die Praxis von Dr. Pfennig an der Dorstener Straße, die später in „An der Molkerei“ umbenannt wurde. Nebenher war Hans Bürgel als Bahnarzt tätig. Im Zweiten Weltkrieg wurde er mehrmals zum Kriegsdienst eingezogen, kam aber immer wieder zurück, da es in ganz Dorsten keine niedergelassenen Ärzte mehr gab. Wegen der Bombenangriffe verzog seine Familie in den Hunsrück, während Bürgel seine Praxis an die Halterner Straße nach Hervest-Dorsten verlegte und dort weiterarbeitete, um die Menschen in den Herrlichkeitsdörfern medizinisch zu versorgen. Bei Kriegsende wohnte er in der Villa Paton an der Borkener Straße in Holsterhausen, weil sein Haus durch Bombenschäden nicht mehr bewohnbar war.
In den Kopf geschossen, aber überlebt
Als die Amerikaner Ende April 1945 mit Panzern in Holsterhausen standen, wurde Dr. Bürgel früh um 5 Uhr zu einer Geburt gerufen. Wie sein Sohn Dr. Ulrich Bürgel in Band 2 der „Holsterhausener Geschichten“ schrieb, setzte sich sein Vater in den Hanomag und ein Panzer, der auf der Plisterbecker Straße stand, eröffnete auf ihn sofort das Feuer.
„Mein Vater konnte sich noch aus dem Wagen retten, lief entlang der Gartenmauer des Paton’schen Hauses Richtung Holsterhausen. An der Ecke des Grundstückes stand ein weiterer amerikanischer Panzer. Er sah einen Soldaten auf dem Panzer stehen, der mit einer Pistole auf meinen Vater schoss. Er wurde später aufgefunden, verletzt ins Ida-Stift gebracht und dort gesund gepflegt. Dass er den Schuss überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Denn der Schuss traf meinen Vater unterhalb der rechten Schläfe und trat links am Unterkiefer wieder heraus.“
Nach seiner Gesundung nahm Hans Bürgel seine ärztliche Tätigkeit in Holsterhausen wieder auf und führte seine Praxis bis zehn Tage vor seinem Tod im Jahr 1970 weiter.