Hof Punsmann: Stallungen sind jetzt Ausstellungsräume des Kreises
Die vom Kreis Recklinghausen 1991 auf dem früheren Bauernhof Punsmann („Pusems Hoff“) im Lembecker Waldgebiet Besenkamp des Naturparks Hohe Mark errichtete Biologische Station hatte Mitte 2000 die Vielzahl der Sonderprogramme (Gewässer-Auen, Streuobstwiesen, Uferränder und drgl.) unter „Förderung ländlichen Raums“ gebündelt. Es ist eine Umweltbildungsstätte mit Seminarräumen und einer umfassenden Naturkundeausstellung. Ein Lehrpfad führt in die unterschiedlichsten hofnahen Biotoptypen ein. Zusätzlich werden in einem umfangreichen Jahresprogramm umweltpädagogische Veranstaltungen, Exkursionen und Fachtagungen angeboten. Eine weitere wichtige Aufgabe der Bio-Station ist die in Zusammenarbeit mit Universitäten durchgeführte wissenschaftliche Erfassung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt.
Früher auch Forsthof gewesen
Die Geschichte des Bauernhofs Punsmann reicht bis ins Jahr 1555 zurück. Im Laufe dieser Zeit war das äußere Erscheinungsbild der Hofanlage einem steten Wandel unterlegen. So stammt das Hauptgebäude aus dem Jahr 1848. Ein 1734 errichtetes Backhaus, das sich zwischen Haupthaus und Nutzgarten befand, wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen. Umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten fanden zu Beginn und in der Mitte des 20. Jahrhunderts statt. Vom Beginn seines Bestehens bis 1889 verblieb der Hof, in früheren Zeiten auch bekannt als „Pusem’s Hoff“, im Eigentum der Familie Punsmann und wechselte dann erstmalig 1890 den Besitzer. 1906 wurde der Betrieb an den Rechtsanwalt und Notar Franz Busch aus Recklinghausen verkauft, der ihn zu Beginn des Ersten Weltkriegs an die damalige „Lembecker Sandverwertungsgesellschaft“ (mit Sitz in Essen) veräußerte. Bis 1924 wurde der Hof von verschiedenen Pächtern bewirtschaftet. In den Jahren 1925/26 erfolgte schließlich ein Umbau zum Forsthof für den Revierförster der Sandverwertungsgesellschaft Lembeck. Der bäuerliche Betrieb wurde im Nebenerwerb weitergeführt. Im Laufe der folgenden Jahre entstand zudem ein ausgedehnter Obstgarten mit etwa 180 Obstbäumen und Bienenhaltung auf dem Hofgelände. Die Nutzung als Forsthof endete 1943.
In den nachfolgenden 45 Jahren wurde der Hof Punsmann wieder ausschließlich als landwirtschaftlicher Betrieb mit zwei verschiedenen Pächtern geführt. Die Vergrößerung des Betriebes in den 1950er-Jahren, bedingt durch Zupacht landwirtschaftlicher Flächen, führte zu einem Umbau der vorhandenen Wirtschaftsgebäude. 1988 endete das letzte landwirtschaftliche Pachtverhältnis. Bis 1991 nutzten verschiedene Landwirte aus der Nachbarschaft einen Teil der Wirtschaftsgebäude sowie die landwirtschaftlichen Flächen. Auf Initiative des Trägervereins der Biologischen Station und mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft (MURL) NRW übernahm der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) den Hof und stellte ihn dem 1990 gegründeten Verein „Biologischen Station Kreis Recklinghausen e. V.“ zur Verfügung, der dann zum neuen Nutzungszweck umgebaut werden konnte.
Altes wurde mit Neuem kombiniert
Sowohl bei der Umgestaltung der Gebäude als auch der Neugestaltung der Außenanlagen hat man versucht, den ursprünglichen Elementen des alten Hofes Rechnung zu tragen. Die überalterten Obstwiesen erfuhren durch Neuanpflanzungen eine „Wiederbelebung“, und innerhalb des mittlerweile stark verwilderten Gartenbereichs entstand ein klassischer westfälischer Bauerngarten. Das ehemals der Imkerei dienende, zerfallene „Bienenhäuschen“ sowie der alte, hausnah gelegene Brunnen wurden in den Jahren 1996/97 mit finanzieller Unterstützung der Stiftung zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes der Kreissparkasse Recklinghausen und der Gelsenwasser AG wieder Instand gesetzt. Altes wurde mit Neuem kombiniert – so entstand ein neues Wohnhaus, das von den Zivildienstleistenden der Biologischen Station und den Bediensteten des KVR genutzt wird. Die ehemaligen Stallungen dienen heute als Räumlichkeit für Naturschutzausstellungen und die alten Scheunen beherbergen Werkstätten sowie Raum für diverse Nutzungen (Seminare, Großveranstaltungen etc.). Vom Land NRW erhalten die Biologischen Stationen des Landes jährlich Mittel in Höhe von sechs Millionen Euro. Das seien zum Teil Mittel aus dem EU-Topf, aber als „Co-Finanzierer“ muss das Land 25 Prozent dazu geben.
Zusammenarbeit mit dem „Naturpark Hohe Mark – Westmünsterland“
Im November 2015 wurde die Arbeit der Biologischen Station mit dem Namenszusatz „Naturparkhaus im Naturpark Hohe Mark – Westmünsterland“ gewürdigt. Damit soll der Öffentlichkeit bewusst werden, wie eng die Biologische Station des Kreises Recklinghausen mit dem Naturpark Hohe Mark – Westmünsterland zusammenarbeitet. Georg Tenger, Geschäftsführer der Biologischen Station, nahm in Anwesenheit des Landrats und des Dorstener Bürgermeisters den Preis entgegen. 2016 feierte die Biologische Station ihr 25. Bestehen mit einem Sommerfest, bei dem der Stieglitz im Mittelpunkt stand. In der Renaissance wurde dieser Vogel in der Malertei als Symbol für Jesus Christus gebraucht, später wurde er dressiert und als Spielzeug gehalten. Noch heute wird der prachtvoll bunte Vogel illegal gefangen.
Projekt „Wegbar“ wird vom Land und von der EU gefördert
Die Biologische Station bekommt mehr als 150.000 Euro vom Land NRW und von der EU. Es gibt schon feste Pläne, wie das Angebot für Touristen und Besuchergruppen attraktiver gestaltet werden soll. „Wegbar“ heißt das Projekt, das unter Begleitung der Fachhochschule Münster, einer Tourismus-Beratungsfirma sowie des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld die Umweltbildungsarbeit in der Region verbessern will. Bis 2019 stellt das Land über den EU-Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2,7 Mio. Euro zur Verfügung. Die Bio-Station erhält einen Förderanteil von 170.000 Euro, muss aber zehn Prozent Eigenanteil dazu beisteuern. Inzwischen haben die Mitarbeiter der Bio-Station damit begonnen, die Wege auf dem Hofgelände barrierefrei umzugestalten und wollen bis zum diesjährigen Sommerfest im Juni 2018 fertig sein. Bis zu 80 Naturerlebnis-Veranstaltungen finden pro Jahr auf dem Hof Punsmann statt, zu den Besuchergruppen gehören Kindergärten und Schulen aus dem gesamten Kreis. Mithilfe der Fördermittel will die Bio-Station für Menschen mit Beeinträchtigungen einen Geländerollstuhl und eine „Rollfietse“ (Fahrradrollstuhl) anschaffen. Das Projekt „Wegbar“ soll nicht nur neue Wege schaffen, sondern auch neue Wege gehen. In die Bildungsarbeit eingebettet werden soll eine zeitgemäße Form der Tourismus-Förderung, Zusammenarbeit mit der Münsterland-Tourismus GmbH sollen künftig barrierefreie Pauschalreisen zu den Natur-Highlights in der Region wie etwa zum Zwillbrocker Venn, zum Davert oder zur Westruper Heide angeboten werden. Dafür wird ein mobiler Naturerlebnisführer als Website und App entwickelt.
Siehe auch: Punsmanns Hof
Quellen:
Website der Biologischen Station Recklinghausen. – „Dorstener Zeitung“ vom 29. Juni 2009. – Claudia Engel in DZ vom 27. Jan. 2018